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Travis – 12 Memories

Travis waren ja so etwas wie die Vorreiter der sogenannten ?quiet is the new loud?-Bewegung aus Großbritannien und ebneten mit ihren melancholischen Sing-Alongs jenseits der prolligen Britpopmanier der Marke Gallagher Bands wie Starsailor oder Coldplay den Weg in die Rotationen der Musiksender.
Dabei hafete den vier sympathischen Schotten seit Beginn ihrer Karriere im Jahre 1997 stets der unergründliche Vorwurf der Langeweile an. In diesem Licht betrachtet erscheint es da als besonders traurige Ironie, dass Travis nun mit ihrem vierten, erstmals selbstproduzierten Album ?12 Memories? (Sony Music) diesem Vorwurf doch tatsächlich gefährlich nahe kommen. Wer Ohrwürmer im Stile von ?Why does it always rain on me?, ?Driftwood?, ?Sing? oder ?Side? erwartet, wird von diesem Album vermutlich zunächst enttäuscht sein. Auch wenn die erste Single ?Re-Offender? zugegebenermaßen ein wirklich schöner Song ist, teilt sie sich doch ein Album mit 10 anderen Tracks, die alle nicht so recht zünden wollen. Dabei wollten Travis doch mit ?12 Memories? alles anders machen: Gebeutelt vom schweren Unfall ihres Schlagzeugers Neil Primrose im Sommer letzten Jahres, nach dem lange nicht klar war, ob er je wieder Schlagzeug spielen können würde, sahen die vier einer ungewissen Zukunft als Band entgegen und mussten zudem noch mit dem immensen Erwartungsdruck nach ihren Hitalben ?The Man Who? und ?The Invisible Band? umgehen. Nachdem Primrose in kurzer Zeit wieder verblüffende Fortschritte am Schlagzeug gemacht hatte, beschloss Sänger und Songwriter Fran Healy, sich beim schreiben bewusst keine Gedanken um eventuelle Hitsingles zu machen. So ist dem Album auch eine gewissen Introvertiertheit anzuhören. Es ist tieftraurig, sehr ruhig, in seltenen Fällen ein bisschen rotzig (wie bei den politischen ?Peace The Fuck Out? und ?The Beautiful Occupation?) und lässt leider die Art von eingängigen Melodien vermissen, die man von Travis zuvor gewohnt war. Das alles mag zwar für die Band ein mutiger Schritt weg vom MTV-Zirkus in Richtung weniger zugänglicher Gefilde sein, wird aber vermutlich bei dem ein oder anderen Fan, der Travis für oben genannte Ohrwürmer liebgewonnen hatte, für leichte Enttäuschung sorgen.

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