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Adwoa Hackman – Tief wie das Meer

In der deutschen Musikszene regieren zuweilen ein wenig die Männer. Sängerinnen mit markanter Stimme und Wiedererkennungswert, die auch noch inhaltsvolle Texte schreiben, haben eher Seltenheitswert. Adwoa Hackman erfüllt genau diese Kriterien und bewegt sich auf ihrem Album „Tief wie das Meer“ in rockigem Soul zwischen bedeutungsvoller Leichtigkeit und müheloser Tiefe. Eine unbedingte Empfehlung aus dem Berliner Underground.

Die Männerdomäne der deutschen Musiklandschaft ist nicht die einzige Schwierigkeit. Auch Soul mit deutschen Texten kann mitunter kompliziert sein. Für Adwoa ist beides kein Problem.

Adwoas Musik, das schwingt schon in den ersten Tönen mit, ist eine Herzensangelegenheit: Wo andere lange nach den richtigen Worten suchen, hat Adwoa sie schon längst gefunden und erzählt mit samtiger Stimme davon.

„Wenn dein Herz nicht da ist wo du gerade bist, warum bist du dann dort?“

Bereits der erste Song „Wieviel Tage“ zeigt die ungefähre Richtung der Platte, doch die anfängliche Ernsthaftigkeit wirkt niemals zu schwer, sondern im Verlauf eher beiläufig bedeutungsvoll.
Adwoas große Themen sind die großen Themen jedermanns: Hoffen und Scheitern, Lieben und Gehen lassen.

Der Titeltrack „Tief wie das Meer“ spricht von der Art unerschütterlicher Liebe, in die man sich gänzlich fallenlassen kann, während „Gehn wir zu dir“ entspannt verspielt daherkommt. „Bleib nicht liegen“ entfaltet sich langsam zu einem Mutmach-Song mit Zeilen, die einen in gewissen Momenten am Kragen packen und nachdenklich werden lassen.

„Wer bin ich, wenn ich in den Spiegel seh und unter all den vielen Leuten mich selbst nicht seh?“

Mal filigran und zart, mal kräftig und selbstsicher singt und spielt sich die ghanaisch-deutsche Sängerin in die Ohren und Herzen ihrer Zuhörer, und das nicht nur deutschland-, sondern sogar europaweit. Sei es nun vor historischer Kulisse auf der Burg Wilhelmstein, im Aachener Dom oder auf der Hauptbühne des Berliner CSD. Selbst auf dem Londoner Urban Affinity Festival. Auch hier bleibt sie der deutschen Sprache als „Ausdruck eines gewachsenen neuen Selbstverständnisses deutschsprachiger Musik“ treu.

Der heimliche Hit des Albums ist der Song „Zu kalt für Regen„, denn die Situation des Feststeckens, des Stillstands, die kennt jeder – und genau das schafft Adwoa hier perfekt in Worte zu kleiden. Musik und Lyrics greifen dabei auf eine Art ineinander, die für Gänsehaut sorgt. Moderne Alltagspoesie pur.

„Ich kenne diese Stadt wenn’s heiß ist. Die Tage, die es friert – die kenn ich auch. Doch was ist mit der Ewigkeit dazwischen? Weck mich auf!“

Adwoa ist, im Vergleich nun, ein wenig mehr Alin Coen als Judith Holofernes, steht beiden jedoch weder im musikalischen Können noch in ihren Texten in irgendetwas nach.

Wie sagt man so schön? Stille Wasser sind tief. Das hier wird noch große Wellen schlagen.


„Tief Wie Das Meer“ von Adwoa Hackman ist am 06.05.11 auf Ear Lab Records erschienen.

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