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Alanis Morissette – Flavors Of Entanglement

Nein, „Jagged Little Pill“ war vor 13 Jahren ausdrücklich nicht das Morissette-Debüt. Auch wenn uns heute so mancher dieses verklärte Halbwissen unterjubeln möchte. Fans der kanadischen US-Amerikanerin würden besagtes Album ohnehin gerne partiell aus der Erinnerung streichen. Um Alanis‘ Worte zu zitieren: Ist das nicht ironisch? Die Geschichte einer Trennung.
Ironie des Schicksals? Man schrieb 1995 als die Morissette ihre „Gezackte kleine Pille“ auf die Teller warf. Über Nacht zur preisgekrönten MTV-Ikone erkoren, steckte zeitgleich eine andere gerade im kreativen Dauerschlaf: Madonna Louise Veronica Ciccone! Heute zeigt sich Morissette‘s Fanlager eher dünnhäutig schon bei Erwähnung der Frau Königinmutter. Zu wiederkäuend dräut der unbeholfene Vergleich beider Damen aber auch durch die Presse. Dass Morissette sich verstärkt einiger elektronischer Elemente bedient, ist per se ja auch nicht verwerflich. Fast düster kommen so „Straitjacket“ und „Versions Of Violence“ um die Ecke. „Moratorium“ mag solche Diskussionen vielleicht auch in mancher Hörer Ohren anfeuern. Parallel verwandelte sich ihr erfolgreichstes aller Alben bereits vor langer Zeit in eine bittersüsse Pille. Eine, die man bis heute in zentnerschwerer metaphorischer Ausführung vor jeder Studiotür ahnen konnte. Doch selbst mit den stets subjektiven Maßstäben an eine Newcomerin würden sich die „Flavors of Entanglement“ schon nach kurzer Zeit verflüchtigen. In aller Freundschaft. So wie ihre Trennung vom langjährigen Begleiter im vergangenen Jahr. Da scheint jeder Rest Wut in harmonischer Lethargie verpufft. Es muss ja nicht gleich der nächste beste Rosenkrieg für Zündfunken sorgen. Doch was Morissette anfasst und probiert, kocht maximal auf halber Flamme. Das Album beginnt im lodernden Gestern. Etwa auf Augenhöhe zum ausladenden, gestenreichen „Pill“-Nachfolger „Supposed Former Infatuation Junkie“. Und sieht darin fatalerweise seinen besten Moment („Citizen Of The Planet“). Dass ihre unverkennbare Stimme nach wie vor mit Pfunden wuchert bricht keine Diskussion vom Zaun. Doch reiht sich um die mittig plazierte wie durchschnittlich produzierte Ballade („Not As We“) zu viel Stangenware. Solche, die Hälfte Zwei schon fast zum langatmigen Ärgernis werden lässt. Ärgerlich deshalb, weil die Morissette es nachweislich schon so oft besser konnte. You oughta know: Beim nächsten Mann wird alles anders!

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