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Andrew Bird – Noble Beast/Useless Creatures

noblebeast_400pxWas Andrew Bird auch macht, er wird immer nur noch besser, mag man meinen. Spätestens mit seinem letzten Soloalbum „Armchair Apocrypha“ hat sich der kantige Multiinstrumentalist aus Chicago zu einer festen Größe der amerkanischen Singer/Songwriter-Szene gemausert. Seinen neuesten Streich nennt er respektvoll „Noble Beast“ und zeigt so eingängig wie nie, wie schön seine erhabenen Song-Biester sein können.

Dem anfänglichen „Oh No“ mag man sofort widersprechen, noch bevor das bezirzende Pfeifen einsetzt und einen mit auf einen verträumten Besuch in den 60ern nimmt. Das Pfeifen – zusammen mit Händeklatschen auch auf „Noble Beast“ ein wiederkehrendes Thema – wird viele noch in den Wahnsinn treiben, obwohl oder gerade weil es sich viel subtiler als zum Beispiel das irgendwann omnipräsente „Young Folks“ in die Gehörgänge mogelt. Unheimlich dicht und gleichzeitig schlicht instrumentiert, zieht Herr Bird hier schon mal im Kleinen alle Register und singt darüber ganz selbstverständlich Zeilen wie:

in the salsify mains of what was thought but unsaid
all the calcified arhythmitists were doing the math
it would take a calculated blow to the head
to light the eyes of all the harmless sociopaths

Die folgenden Stücke sind so zurückgelehnt virtuos, so gespickt von großartig einsetzten Folk-Elementen und Birds Geigenspiel, dass einem gar nichts anderes übrig bleibt, als genauso gebannt wie beiläufig zu lauschen. Liedern, die mit ganz einfachen Mitteln die unterschiedlichsten Stimmungen transportieren. Die die Musen von Canned Heat (Anfang von „Masterswarm“), den Beach Boys, Radiohead („Not a Robot, but a Ghost“, „Nomenclature“), Rufus Wainwright („Anonanimal“) oder Altmeister Dylan heraufbeschwören, deren Inspiration aber ganz neu einzusetzen wissen. Andrew Bird hat schlicht zu viele Ideen, um sich auf einfaches Songwriting zu beschränken.

Sprachlich leben seine Stücke nicht nur von besonderem Wortwitz und Feinsinn (man kann regime, machine und strangest dream durchaus auf aubergine reimen und überhaupt allerhand großartige Geschichten und Gedanken erzählen oder zumindest kurz andeuten), sondern vor allem auch davon, wie er die einzelnen Worte mal choral, mal gekieckst selbst als musikalischs Stilmittel zu benutzen weiß.abnb

Allein die Bird’sche Trinität aus Geige, Gitarre und Gesang ist auf „Noble Beast“ so gekonnt vielfältig und detailreich eingesetzt, dass man weitere Ingredenzien erst nach und nach wahrnehmen kann. Obwohl das Album oberflächlich gesehen schon sehr eingängig ist, wächst und entfaltet es seine eigentliche Größe erst nach und nach.

Zusätzlich zu den vierzehn noblen Biestern beinhaltet die Deluxe Edition mit dem Hirschkäfer-Cover neun „Useless Creatures“, die den Biestern nur hinsichtlich ihres nichtvorhanden Gesangs nachstehen. Die Instrumentale wurden zusammen mit Wilco-Schlagzeuger Glenn Kotche und dem Jazz-Bassisten Todd Sickafoose aufgenommen.

Anspruchsvolle Popmusik von und für Folk-Liebhaber mit Liebe zum Detail!

VÖ: 6. Februar 2009 bei Cooperative Music/Bella Union

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