Am 30.08./31.08.2019 fanden in der Parkbühne Wuhlheide Berlin zwei ausverkaufte AnnenMayKantereit und Freunde-Konzerte statt. Eine Sommernacht zum Verlieben.
„Das ist das größte Konzert, das wir je gespielt haben!“ ruft Henning an diesem Abend in der Parkbühne Wuhlheide ins Mikrofon und wiederholt damit den Satz, den er vor 3 Jahren schon in der Zitadelle Spandau gerufen hat. Die Kerben im Holz der Karriereleiter werden höher, mittlerweile füllen AnnenMayKantereit ganze Open-Air-Arenen. 17.000 Leute passen auf das Gelände der Parkbühne und gleich zweimal ist die Wuhlheide ausverkauft. Alles verrückt und absurd, so der Konsens der Insta-Stories der Bands und der Crew und doch wird alles mit einer routiniert-konzentrierten Professionalität durchgezogen. AnnenMayKantereit laden sich zu ihrem kleinen Festival traditionell musikalische, liebgewonnene Gäste ein und geben damit einen Teil der medialen Aufmerksamkeit an Bands ab, die ihnen wichtig sind.
Am Freitagabend sind das Leyya, Parcels und im Zugabeblock (unangekündigt) K.I.Z (die übrigens auch schon damals in der Zitadelle Spandau dabei waren), am Samstag eröffnen Alice Phoebe Lou und Balthazar den Abend, Philipp von Milky Chance trommelt bei „Jenny Jenny“ mit und im Zugabeblock kommt Juju dazu.
Wir waren am Freitagabend dabei und reihen uns somit in den Strom der Menschen, die durch den schattigen Wald der Wuhlheide Richtung Parkbühne strömen. In der Warteschlange hört man noch den Soundcheck der Parcels, die Kontrollen sind nett und schnell, der halbe Liter Wasser, den man mitnehmen darf, rettet Leben-es ist heiß an diesem Augusttag.
Auf dem Gelände steht ein Stand der SOS Mediterranee, eine Organisation, die Seenotrettung im Mittelmeer möglich macht und die von AnnenMayKantereit unterstützt wird. Am Merch kann man kooperierende Shirts erwerben. Jeder einzelne Getränkebecher ist mit den Zeilen: „Gemeinsam gegen rechts“-„Seenotrettung ist kein Verbrechen“-„Kein Platz für Homophobie und Sexismus“-„Liebe ist Liebe“ beschriftet, damit klar ist, mit wem man gerne feiern mag – und mit wem nicht.
Nach jeweils halbstündigen Sets von Leyyda und den Parcels geht es pünktlich 21.00 Uhr mit „Marie“ los. Es folgt eine gute Mischung aus alten und neuen Liedern, einige Lieder, unter anderen „Du bist anders“, „Jenny Jenny“, „Sieben Jahre“ und „Ich geh heut nicht mehr tanzen“ werden durch den wunderbaren Trompeter Ferdinand Schwarz begleitet.
Das erste Highlight ist ein bisher noch unveröffentlichtes Lied. Bei „Ozean“ stehen alle vier Bandmitglieder ganz vorne am Bühnenrand, nur Henning hat eine Gitarre in der Hand, Christopher, Severin und Malte singen dazu die zweite Stimme im Chor. Was für ein tolles, intensives Lied über den Wunsch eine schmerzhafte Erinnerung endlich hinter sich lassen zu können!
Danach folgt gleich ein zweites Highlight, nochmals betreten die Parcels die Bühne. Die Wahlberliner kommen eigentlich aus Australien und schon wird klar, warum man sich in Kooperation mit AnnenMayKantereit, gerade diese Künstlerin als Coverprojekt ausgesucht hat. Unter großem Jubel erklingen die Töne von „Can`t get you out of my head“ von Kylie Minogue. Der synthiegetränkte Groove von Parcels und Hennings eindringliche Stimme harmonieren großartig.
Mit AnnenMayKantereits Hit „Pocahontas“ wird der Hauptteil abgeschlossen, das kennen die Leute und feiern dementsprechend mit. Zur ersten Zugabe klettert die Band dann auf eine kleine Bühne mitten im Publikum und singen zusammen mit den 17.000 Besuchern „Komm zu mir“. Viele genießen das, mir ist dieser Massenjubel schon fast etwas unheimlich. Nach dem Zugabeblock auf der Mittelbühne, setzt sich Henning nochmal ans Klavier und spielt: „Barfuß am Klavier“, das Lied, auf das das Publikum noch sehnsüchtig gewartet hat. Und dann kommt eine kleine Wiederholung vom Kosmonaut-Festival, nur dass dieses Mal nicht Henning May der Überraschungsgast ist, sondern K.I.Z, die-wie könnte es anders sein-zusammen „Hurra, die Welt geht unter“ performen.
Es war ein schöner, runder Abend in dieser Sommernacht in der Wuhlheide. Die Herausforderung nicht in belanglosen Mainstream-Pop abzudriften, liegt jetzt bei der Band. Möge es gelingen.
Mehr Infos zur Band und Tourdaten für 2020: annenmaykantereit.com