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SO36, Foto: Charlotte Schneider

Kosmonauten+Bia Borgan | 06.09.2019 | SO36, Berlin

Am Montag tauchten ganz plötzlich dubiose Instagram-Posts von Landstreicher Booking auf. Die Kosmonauten und Bia Borgan würden am Freitag, den 06. September einen spontanen Auftritt im SO36 in Kreuzberg spielen. Doch wer verbirgt sich hinter diesen, vermeintlich unbekannten Bands?

Als ich diesen Freitag in Berlin ankomme, lassen bereits die ersten Fans – oder viel mehr deren T-Shirts – darauf schließen, dass es sich bei den „Kosmonauten“ um niemand Geringeren als die Band Kraftklub handelt. Das war zu erwarten, immerhin veranstalten die Chemnitzer nicht nur ihr Kosmonaut Festival unter diesen Namen, sondern spielten schon zuvor Shows unter diesem Pseudonym. Nachdem sie die letzten zwei Jahre mit ihrem letzten Studioalbum „Keine Nacht für Niemand“ auf mehreren Touren und Festivals unterwegs waren, befinden sich Kraftklub eigentlich momentan in Bandpause. Ganz so ernst nehmen sie diese aber scheinbar nicht, schließlich spielten sie am Wochenende als Headliner beim Lollapalooza ihre einzige (angekündigte) Show des Jahres. Spätestens als um 19 Uhr die Türen des Clubs geöffnet werden und das Banner der Band auf der Bühne zu sehen ist, gibt es keinen Zweifel mehr, dass heute nicht die Kosmonauten, sondern eben doch Kraftklub auf der Bühne stehen werden.

Hinter dem Support-Act Bia Borgan verbirgt sich die Newcomerin Mia Morgan aus Kassel. Sie selbst erzählt in einer Pause zwischen Songs, dass sie ohne Kraftklub, die bereits letztes Jahr in ihrem Podcast ihren Song „Waveboy“ empfohlen haben, wohl jetzt nicht auf so vielen Bühnen stehen würde. Im Juli erschien ihre EP „Gruftpop“, die sie diesen Sommer auf zahlreichen Festivals zum Besten gab. Mia Morgan wird tosend empfangen und bereits vom ersten Song an brüllt ihr das Publikum ihre Texte entgegen und öffnet die ersten Moshpits.

Um 21 Uhr geht das Licht aus im 800-Leute-Club und die Band mit dem K betritt – ganz in schwarz gekleidet – die Bühne. Sänger und Gitarrist Karl Schumann pfeift zuerst die Melodie zu „Alles wegen dir“ ins Mikrofon, um dann doch mit „Hallo Nacht“ anzufangen. Das Publikum ist unfassbar gut drauf und es folgt eine sehr heiße, energiereiche Show, wie man sie von Kraftklub gewohnt ist. Wie immer haben die Jungs auch ihr Glücksrad dabei, das ein Fan aus dem Publikum drehen darf, um so den nächsten Song auszuwählen. Zur Wahl stehen hier ein Bonus Track von „In Schwarz“, nämlich „Irgendeine Nummer“, der Klassiker „Scheissindiedisko“, ein mysteriöser „Koversong“ und die Zigarettenpause. Das Rad bleibt auf dem „Koversong“ stehen, der an diesem Abend „Schrei nach Liebe“ von Die Ärzte ist – eine Verbeugung an die Band, die hier in Berlin Zuhause ist. Das Publikum ruft laut: “Ganz Berlin hasst die AFD!“ und Felix kann darauf nur antworten: “Ja. Ich wünschte das wäre bei uns [in Chemnitz, Anm. d. Red.] auch so.“

Die Setlist des Abends ist ein bunter Mix aus Songs von allen drei Alben.  Zusammen mit Faber, der als Special Guest auf die Bühne kommt, wird dem Publikum ein weiterer Coversong gespielt – Icona Pop’s „I Love It“. Wie passend: Denn Faber, der Kraftklub zuletzt 2018 auf der „Keine Nacht für Niemand“ Tour supportet hatte, bringt im November sein zweites Album „I fucking love my life“ heraus.

Einer der Höhepunkte der Show ist „Randale“ – ein Song, der zwar nie auf einem Album erschienen ist, aber unter Kraftklub-Fans trotzdem ordentlich Gehör gefunden hat. Dafür hat es sich mittlerweile eingespielt, dass sich die Fans für die Bridge des Songs  hinsetzen, um dann mit der Hook, gemeinsam mit der Band hochzuspringen. Was für ein beeindruckender Anblick im kleinen, verschwitzen SO36!

Mit „Ich will nicht nach Berlin“ wird die Zugabe eingeläutet. Felix, der Frontmann der Band aus Karl-Marx-Stadt, erklärt anschließend, dass ihnen in der Zugabenpause der Bonustrack des Glücksrads einfach nicht aus dem Kopf ging – und so spielen sie nun doch noch „Irgendeine Nummer“. Das furiose Clubkonzert wird gebührend mit „Songs für Liam“ abgeschlossen, bevor die Besucher in die kalte Abendluft Berlins entlassen werden.

Das war es dann wohl erst einmal für eine Weile mit Konzerten von Kraftklub. Wer die Bandpause noch weiter überbrücken will, kann mal bei kiox-tontraeger.de reinschauen: Felix bringt nächsten Monat seine Solo-Platte „KIOX“ raus und geht im Winter damit auf Tour! Für einige Städte gibt es noch Tickets.


Autorin: Charlotte Schneider

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