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Appletreegarden & LokPop Festival 2009

Art BrutSowohl das Appletreegarden, als auch das LokPop vermochten in diesem Jahr mit einem derart überzeugenden Programm aufzuwarten, dass es dem geneigten Festival-Besucher vorab mächtig schwer gefallen sein dürfte, sich für eine der beiden Veranstaltungen zu entscheiden. Wir entschlossen uns aufgrund dessen für einen Kompromiss und fanden uns gleichermaßen in Diepholz sowie Osnabrück ein.

Appletreegarden Festival//31. 07. 09//Diepholz

appletreegarden_logoWohl eher beschaulich im Erholungsgebiet Dümmer gelegen, als für seine kulturellen Auswüchse bekannt, präsentiert sich die Kreisstadt Diepholz für gewöhnlich. Und dennoch gelingt es den Organisatoren des Appletreegarden mit Hilfe zahlreicher Hochkaräter der Indie-Szene an zwei Tagen jährlich weit über 1 000 Festival-Freunde in die niedersächsische Provinz zu locken. So auch bei der diesjährigen, bereits neunten Auflage.

Seinen herrlich unkompliztierten Charme hat die Veranstaltung im Bürgerpark indessen niemals eingebüßt. Ein Eindruck der sich bereits bei der Parkplatzsuche manifestiert- hecktische, wild gestikulierende Platzanweiser sucht der Autofahrer hier vergebens. Vielmehr versucht ein einziger Posten an der Auffahrt zum Camping-Gelände die Geschicke grob zu ordnen. Es gilt pauschal die Regel: Jeder stellt seinen Wagen dort ab, wo es ihm beliebt und darf obendrein direkt neben der Karosse sein Zelt aufschlagen. Ein System das offensichtlich funktioniert. Sollte dennoch ein Engpass auftreten, ist schnell das Notwendige mit dem Nachbarn arrangiert.

Zum Festival Gelände sind es nur wenige Schritte. Dort tummeln sich um 18:00 Uhr bereits einige Wartende. Der Grund: Mittels Aushängen wird für just diese Uhrzeit ein Akustik Konzert der abendlichen Hauptband Friska Viljor vor dem Stand eines namenhaften Festival-Planers an. Die Wartezeit versüßt ein Mitarbeiter des Magazins durch eine improvisierte Kurz-Lesung. Thema: Die 10 Sex Killer auf Festivals. Von den Schweden fehlt jedoch auch 30 Minuten später weiterhin jede Spur. Kurz darauf erreicht uns die Information, dass der Fahrer die Band auf dem Flughafen Hannover/Langenhagen schlicht verfehlt und erst verspätet eingesammelt habe. Die Formation werde ihr Set im Anschluss an die erste Band spielen.

The Morbid Minds

Mit einer geringen Verspätung von 15 Minuten eröffnen The Morbid Minds aus dem benachbarten Emsland um 18:45 Uhr schließlich den musikalischen Teil des ersten Festival Tages. Die Band erinnert dabei stilistisch stark an die australischen Jet und versetzt das tanzwillige Publikum mit ihrem blueslastigen Garagen Rock umgehend in Bewegung. Vor allem Sänger Johannes Wiegmann wirkt äußerst agil und verleiht der Bühnenpräsenz seiner Band somit ein spielfreudiges Gesicht. Gitarrist Gerrit Rosenboom spielt lässig und bewegt während seiner minimalistischen Tanzeinlagen geschmeidig seine Beine.

Friska Viljor sind mittlerweile eingetroffen und installieren an besagtem Stand ihre Verstärker sowie Instrumente. Bereits auf den ersten Blick ist ersichtlich, dass sämtliche Mitglieder des KollekFriska Viljortivs auf der Fahrt nach Diepholz überschwänglich dem Alkohol zugesprochen haben. Ihrem Credo, einzig vom Rausch beflügelt, kreativ in Erscheinung treten zu wollen, werden die bärtigen Schweden also gerecht. Sänger Joakim Sveningsson erscheint redselig und macht keinen Hehl um seinen derzeitigen geistigen Zustand. Ebenfalls versucht er keinesfalls zu verheimlichen, dass man musikalisch gar nicht auf ein Akustik Konzert vorbereit sei. Der erste Song „Shotgun Sister“ erklingt demnach als interessante Interpretation, mit verstärktem Augenmerk auf die leicht mit zu singenden Sequenzen. Sveningson schreitet durch die Reihen und hält jedem freudestrahlend das Mikrofon vor, der den Anschein erweckt, seine Lieder kennen zu können. Es folgt auf Zuruf „On and On“ wobei sich das umstehende Publikum erneut als textsicher erweist. Anschließend beendet das Kollektiv seinen Auftritt, da man zu betrunken sei und man sich ohnehin zu späterer Stunde nocheinmal wiedersähe.

Super 700

Diego aus Karlsruhe haben derweil ihren Soundcheck beendet. Wie The Morbid Minds erinnert die Band aus Baden-Würtemberg ebenfalls an eine musikalische Größe. In ihrem Fall sind es die Editors. So steht es im Programm-Heftchen und so empfinden wir es. Ausgefeilte Arrangmants, düsterer voluminöser Gesang. Einzig die Synthesizer fehlen. Ein Auftritt der musikalisch und personell überzeug, aber nicht uneingeschränkt begeistert.

Im weiteren Verlauf des Zeitplans stehen die belgischen The Black Box Revelation, die allerdings aufgrund Termin-Not einen Tag vor Beginn des Festivals ihren Auftritt abgesagt haben. Eine Meldung die enttäuscht, wusste das Duo in jüngster Vergangenheit doch einmalige Konzerte zu spielen und ihre Hörerschaft reihenweise zu verzücken. Allerdings gilt es den Organisatoren großen Respekt zu zollen, da sie es geschafft haben kurzfristig einen adäquaten Ersatz zu verpflichten. Die momentan im Aufwind befindlichen Super 700 füllen gekonnt die Lücke. Die Dämmerung hat eingesetzt, was dem Showeffekt der Berliner sichtlich gut tut. Die Musiker sind durch die blendende Illuminierung nur schemenhaft zu erkennen und bieten ihre Melodramatic inbrunstig dar.

KissogrammIn kompletter Dunkelheit betreten die ebenfalls aus Berlin stammenden Kissogram die Bühne. Das Trio soll die Intensität des voran gegangenen Auftritts um ein Vielfaches intensivieren. Diese Band drischt ihre Songs nur so in die Nacht. Verzerrte Gitarrenriffs treffen auf verworrene Elektronik. Dazu ein treibendes Schlagzeug. Der Bereich vor der Bühne ist gut gefüllt und die Menschen tanzen zu neuen Songs wie „Rubber and Meat“ oder dem psychedelisch anmutenden „Tonight I’ll Go Out Alone“. Die Berliner rechtfertigen zeifelsohne ihren Ruf, eine der großen Hoffnungen der deutschen Musik-Szene zu sein. Dass zu Beginn ihres Auftritts das ein oder andere Mal die Gitarre ausfällt, schmälert die Qualität ihrer Darbietung keinesfalls. Vielmehr verlangt das Publikum nach Beendigung des Konzerts nach mehr und bekommt mit „Bukarest“ eine würdige Zugabe. Ein großartiger Auftritt.

Unterdessen fragen wir uns, ob Friska Viljor tatsächlich den gesamten Abend dem Ruf des Bieres gefolgt. Bereits während des Soundchecks erübrigt sich diese Frage. Joakim Sveningson springt in die Hände klatschend über die Bühne und kommt aus Friska Viljordem Strahlen nicht mehr herraus. Auf die Qualitäten ihrer Show wirkt sich der Umstand der Trunkenheit jedoch nicht negativ aus. Trotz Verspätung von über einer Stunde, und somit der nächtlichen Auftrittszeit von 0:45 Uhr wirkt das Quintett putz munter. Das Menschen vor der Bühne tuen es ihnen gleich, tanzen, klatschen, singen mit. Sveningsson spricht besonders gelöst:“Ich weiß, wir sind sehr betrunken, aber wir wollen doch alle Spaß. Geht es nicht eigentlich nur darum?“ Genau darum gehts. Es folgt „On and On“, das Publikum stimmt chorale Gesänge an und die Stimmung ist so ausgelassen fröhlich, wie sie wohl selten bei Konzerten ist. Der Band merkt man ohne Unterlass ihre gegenwärtige Freude am Spielen an- Gitarrist Daniel Johansson bedankt sich nach jedem Lied, um kurz darauf wieder wie ein Derwisch über die Bühne zu fegen. Trotz ihrer Befürchtung, keine gute Darbietung zu präsentieren, klingen Friska Viljor doch äußerst geschlossen. Die gesanglichen Sequenzen kommen genau so rein oder auch genau so kratzig, wie es der Hörer seit jeher von Friska Viljor kennt. Bereits vor der Zugabe, wird klar, dass die Organisatoren mit der Verpflichtung dieser sympathischen Band einen Glücksgriff getätigt haben. Als Zugabe folgen nach kurzweiligen 75 Minuten zwei Songs- einer davon ist wieder eine eigenwillige Version von „Shotgun Sister“ bei der Johansson Akustik-Gitarre spielt und Sveningsson sich singend von tausenden Händen über die Massen tragen lässt. „Ich hoffe, ihr seid uns nicht böse, wenn wir heute nicht so gut waren. Wir lieben diese ganze Atmosphäre hier so sehr.“ Was soll bloß folgen, wenn sich diese Band noch merklich steigert?

Wir pilgern derweil zufrieden zurück zum Camping-Platz, lassen die Ereignisse des Tages noch einmal mit einem Schmunzeln revue passieren und verbringen eine, für Festival Verhältnisse, überraschend ruhige Nacht.

LokPop Open Air//01. 08. 09//Osnabrück

lokpop_logoBei strahlendem Sonnenschein treten wir unsere Fahrt in das 60 Kilometer süd-westlich von Diepholz gelegene Osnabrück an. Das LokPop Open Air wird nahe der Innenstadt auf dem Uni Campus der Stadt des westfälischen Friedens ausgetragen. Zwar gibt es hier kein angeschlossenes Camping, was nicht zuletzt aufgrund der zentralen Lage schwer zu realisieren sein dürfte, allerdings werden dem Besucher ebenfalls keine weiten Wege zu gemutet. So etwa ist der Bahnhof lediglich fünf Geh-Minuten vom Gelände enfernt.

Außerdem geht es hier nicht minder entspannt zu, als beim unweit veranstaltetem Festival-Pendant. Freundliches Personal, zahlreiche Sitzmöglichkeiten laden zum Verweilen ein und an einem aufgestellten Kicker-Tisch können die Umbaupausen zwischen den Bands kurzweilig überbrückt werden.

Das Programm beginnt bereits 10 Minuten nach dem die Pforten zum Gelände geöffnet haben. Erstmalig steht Moderator Christian Steiffen auf der Bühne. Der selbsternannte „Gott of Schlager“ präsentiert sich stilecht im Rüschen-Hemd und mit gelb getönter Brille. Im späteren Verlauf des Tages gibt der Osnabrücker drei Songs seines Repertoires auf zum Besten. Ansonsten führt Steiffen gut gelaunt, souverän und fachkundig durch den Tag.

Der erste musikalische Programmpunkt steht um 12:15 Uhr auf verlorenem Posten. Lokalmatador Herr Neumann und seine Band Die Zeitverschwendung spielen vor einem nahezu leeren Festival GeländeGhost of Tom Joad– einzig eine handvoll Frühaufsteher hat den Weg vor die Bühne gefunden lassen. Ihrer Professionalität lassen sich die Musiker allerdings nicht berauben und präsentieren tapfer ihre deutschsprachigen Songs.

Direkt im Anschluss wartet das Programm mit dem ersten Höhepunkt des Tages auf. Ghost of Tom Joad, eine der zurzeit interessantesten deutschen Indie-Formation, zieht schon etwas mehr Publikum vor die Bühne. Songs wie das großartige „Into The Wild“ verhallen dennoch, ohne wirklich merkliche Resonanz beim Publikum hervor zu rufen. Selbst eine derart überzeugende Live-Band kann einer frühen Spielzeit zum Opfer fallen. Das Trio bringt sein Set über die Bühne, ohne das wir dieses Konzert in bleibender Erinnerung behalten würden.

Die französischen Neimo kennen Neimodas Gefühl, Gesetzmäßigkeiten zum Opfer zu fallen nur zu gut. So etwa wurde das Quartett aus Paris im von den nationalen Radio Stationen schlicht ignoriert, da die Band englischsprachige Musik spielt. Die Formation um Sänger Bruno D’Alessandro ist an dieser Konvetion jedoch nicht zerbrochen, sonder wählte den Weg über das Ausland. Mit Erfolg. In Osnabrück präsentieren die Songs neben den Stücken von „Modern Incidental“ einige neue Songs. Eine neues Album sei derweil bereits in Arbeit. Der Aufforderung ,des wie gewohnt modisch gekleideten D’Alessandro, näher an die Bühne zu kommen, leistet das Publikum folge. Neimo erweisen sich als gesprächig und spielen einen guten Auftritt, bei dem sich Sänger Bruno nach und nach seiner Kleidungsstücke entledigt.

Bodi Bill

Bodi Bill aus Berlin übernehmen und liefern eine extravagante Show. Besonders Sänger und Gitarrist Fabian Feng scheint eins mit der Musik zu sein. Wie in Trance klettert Feng erst von der Bühne, dann über die Absperrung zum Zuschauerraum, um sich auf dem Asphalt nieder zu legen und mit geschlossenen Augen den Song zu Ende zu singen. Die Musik des Trios erweist sich auch live als äußerst kontrastreich, so werden neben den prägenden Synthezisern auch Geige und Keyboard eingesetzt. Lediglich die Hörerschaft scheint noch nicht wirklich tanzwillig zu sein. Die Formation scheint dennoch bemüht und hätte mehr Zuspruch eindeutig verdient.

Musikalisch geht es mit den britischen Eight Legs anschließend in eine andere, gitarrenlastige Richtung. Das Quartett scheint gerade zu arbeitswütig. Gerade erst ist erschien „The Electric Kool-Aid Eight LegsCuckoo Nest“ der Nachfolger des Debüts „Searching For The Simple Life“, da kündigt Gitarrist Jack Wharton schon vollmundig an, dass die Band demnächst mit den Aufnahmen zu einem neuen Album begänne. Dem entsprechend kommt das Auditorium in den Genuss zweier neuer Songs. Mit der Vollmundigkeit hat Sänger Sam Jolly an diesem Tag so seine Probleme. Eine Wespe belästigt ihn hartnäckig beim Singen und schafft es sogar bis in den Mund des Briten vor zu dringen. Zum Glück aller spuckt der Sänger das Insekt aus, ohne vorher von ihm gestochen worden zu sein. Ansonsten ist das Set der Jungspunde recht Hit orientiert, wobei die Songs des ersten Albums dankbarer entgegen genommen werden, als bespielsweise die erste Singleauskopplung des Nachfolgers. In weiser Voraussicht hat die Band „Blood Sweat Tears“ und „These Grey Days“ weit voneinander getrennt im Set untergebracht. „Freaking Out The Neigbours“ ertönt gar als letzter Song.

Gysbert Zu Knyphausen

Um 18:30 Uhr betritt mit Gisbert zu Knyphausen der offensichtliche Publikumsliebling des Festivals die Bühne. Und auch wenn der Wahl-Hamburger zu Beginn seines Auftritts einige Male mit den Ausfällen seiner Gitarre zu kämpfen hat, so steht doch eine Band hinter ihm, die diesen technischen Fauxpas wunderbar auffangen kann. Während des Sound Checks fielen wenige Regen Tropfen, die jedoch mit Beginn des Konzert wieder dem Sonnenschein weichen. Stücke wie „Sommertag“ oder „Flugangst“ wirken überzeugend voll, gerade auch durch die komplette Band-Instrumentierung. „Gisberts Blues…“ sind Songs, die der Liedermacher alleine und meist mit geschlossenen Augen seiner Hörerschaft vorträgt. Die Songauswahl lässt keine Wünsche offen und die fünf Musiker füllen die 75 Minuten mit Leichtigkeit. Stets im Vordergrund, der sympathisch zurückhaltende Sänger. Sicherlich ist zu Knyphausen kein Unterhalter, aber darum geht es bei seiner Musik auch nicht. Was nachdenklich stimmt sind diese ergreifend melancholischen Texte, getragen von herrlich traurigen Melodien.

Wie das Appletreegarden, ist auch Philipp Poiseldas LokPop Open Air nicht von einer notwendigen Plan-Änderung verschont geblieben. Die schwedischen A Camp haben abgesagt und Art Brut rücken somit zum Headliner des Abends auf. Den frei gewordenen Slot füllt Philipp Poisel. Der Stuttgarter Singer/Songwriter tritt, wie zuvor Gisbert zu Knyphausen, mit kompletter Band auf. Und ebenfalls wie zuvor bringt ihm das Publikum einige Sympathie entgegen. Der Beweis also, dass die Organisatoren den richtigen Mann als Ersatz verpflichtet haben. Poisel erinnert äußerlich sowie stimmlich ein wenig an Ben Kweller, trägt seine Texte allerdings auf deutsch vor. Sein aufgerauhter Gesang, umspielt von poppigen Gitarrenklängen und dem akzentuiert eingestreutem Streichersatz des Cellos bilden die ideale klangliche Begleitung für die nun untergehende Sonne.

Und neben den schätzungsweise 1 500 Hörern, scheint der Stuttgarter auch das prominente Publikum für sich gewonnen zu haben: Art Brut-Kopf Eddie Argos steht gemeinsam mit Gitarrist Ian Catskilkin in Mitten der Massen und genießt sein Bier und sicherlich seinem Gesichtsausdruck zu folgen die Musik.

Dieser zufriedene Gesichtsausdruck Argos weicht allerdings, als Poisel seine Zugabe gespielt hat und die Aufbauten für die abschließende Show des LokPop 2009 beginnen. Förmlich nervös tigert der sonst so extrovertierte Sänger hinter der Bühne auf und ab.

Als Art Brut um 22:15 Uhr ins Scheinwerferlicht treten, ist Argos jedoch nicht mehr das Geringste von der augescheinlichen Unsicherheit anzumerken. Der REddie Argosiese ist schlicht in seinem Element und begrüßt überschwenglich das Publikum. Musikalisch beginnen die Briten zunächst mit einigen Stücken aus „Bang Bang Rock ’n‘ Roll“ und feuern bereits als dritten Song mit „My Little Brother“ eines ihrer wohl bekanntesten Lieder in den nächtlichen Himmel über Osnabrück. Das Quintett und besonders Argos erweist sich in Spiellaune. „Ihr erlebt eine echte Premiere, wir spielen heute erstmals mit unserem neuen Keyboarder Nigel“, nimmt der Sänger den auf der Bühne befindlichen Monitor-Techniker aufs Korn, der den Kontext der Ansage des adrett gekleideten Engländers offensichtlich nicht wahrnimmt. Nigel sei eben ein bisschen schüchtern, reagiert Argos auf den nun verdutzt drein schauenden Ton-Ingenieur. Ohnehin könne er sich bei dem nächsten Song zurück lehnen, da in diesem Stück sowieso kein Keyboard vorkomme: „Bang Bang Rock ’n‘ Roll“.

Art Brut begeistern durch ihre schweißtreibende Energie: Der wie gewöhnlich im Stand spielende Schlagzeuger Mikey Dreyer, der um Aufmerksamkeit werbende Gitarrist Ian Catskilkin und selbstverständlich der rastlose Eddie Argos treiben ihre Formation unaufhaltsam voran. Das Mikrofon-Kabel wird zwischenzeitlich durch Argos gar als Springseil Zweck entfremdet. Eine wunderbares Beispiel, dass ein Art Brut-Konzert auch unweigerlich mit einem gewissen sportlichen Aspekt verbunden ist.

Wer nach diesem hevorragend Aufgebot an Live-Darbietungen immer noch nicht müde ist der Musik und insbesondere dem Tanz zu frönen, erhält mit seinem Eintritts-Stempel kostenlos Einlass zur After-Show Party im auf dem Gelände gelegenen Glanz & Gloria. Wir jedoch treten, beflügelt von so vielen beeindruckenden Erlebnissen, die Heimreise an.

Unser Resümee der beiden Festivals fällt entsprechend kurz aus. In erster Linie gilt des den Verantwortlichen Lob für ihre gleichermaßen besonnene sowie hervorragende Organisation zu zollen. Tatsächlich ist es nahezu unmöglich, derartig hochklassige, kontrastreiche Bands des Indie-Genre so zahlreich und komprimiert an einem Wochenende zu erleben. Darüber hinaus ist es den Veranstaltern gelungen ein entspanntes und dennoch professionelles Umfeld zu schaffen. Besucher orientiert sind außerdem die aufgestellten Sitzgelegenheiten, mit Hilfe derer der Hörer seinen müde gewordenen Beinen eine kurze Pause gönnen kann.

Einziger negativer Kritikpunkt bleibt hingegen die terminliche Überschneidung beider Festivals. Das Programm beider Festivals sprach sicherlich viele Besucher des Appletreegarden sowie des LokPop gleichermaßen an. Somit ist denkbar, dass einige Festival-Gänger gerne beide Veranstaltungen besucht hätten.

Wir freuen uns bereits auf die Neuauflage des nächsten Jahres.

Weitere Bilder der beiden Festivals findet Ihr hier.

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