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Bernd-Begemann-Show | 05.03.2008 | Fulda, Kulturkeller

50dxr12dl0w5hx1db84sq1iu3u5fpg-pre.jpgEin Mann. Eine Gitarre. Ein Verstärker. Dies alles auf einer Bühne. Das ist die BerndBegemann-Show! Kurz vor dem Erscheinen des neuen Albums „Glanz“ und der anstehenden Tour mit seiner Band Die Befreiung bespielte Deutschlands erfolgreichster elektronischer Liedermacher unter anderem den Kulturkeller in Fulda.

Nachdem Bernd Begemann kurz nach halb neun die Bühne betrat, folgte zur Begrüßung mit gereckter Faust der Ruf: „Yeah! So viele Leute hatte ich seit 15 Jahren nicht in Fulda.“ Das Eis war gebrochen. Nur etwas mehr als dreißig Leute waren kommen und der Publikumsraum blieb deshalb sehr überschaubar, doch das spielte jetzt keine Rolle mehr. Es folgte ein Abend der großen und kleinen Gesten, ein Abend voll von charmantem Klamauk, ein Abend der musikalischen Meditationen. Letzteres verbinde ich am stärksten mit dem Stück „Fernsehen mit deiner Schwester“, das Bernd Begemann gleich in den ersten Minuten zum Besten gab. Dabei kam er wie gewohnt das ein oder andere Mal vom eigentlichen Liedtext ab, so zum Beispiel um über Fernsehserien wie „Grey’s Anatomy“ zu lamentieren.

Bernd Begemann ist ein netter Typ, so viel ist mal klar. Aber natürlich ist er auch ein versteckter Zyniker. Über den Abend verteilt holte er mit gekonnter Ironie immer wieder zu kleinen Seitenhieben aus. Ob nun die skandinavischen Indie-Musiker, die allein schon wegen ihrer Herkunft einen Bonus bekämen, dabei aber nur drei melancholische Akkorde spielen könnten, der deutsche Pop-Song an sich oder Neil Young – alle bekamen, was sie verdienten.

Dazwischen reißt plötzlich eine Saite. Es fand sich ein versierter Gitarrenspieler im Publikum, der Bernd Begemann die Gitarre abnahm und sogar noch sein technisches Wissen um das Saitenaufziehen bereicherte. Ganz verblüfft stand Begemann mit seiner Saitenkurbel da und wunderte sich, dass diese nicht gebraucht werde. Er fing an zu improvisieren, sang a cappella und nahm freudig seine Gitarre wieder an sich.

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Kurzzeitig fragte man sich, ob das nun Kabaretteinlagen zwischen Songs oder Songs zwischen Kabaretteinlagen waren. Dann aber holte Bernd Begemann wieder einen seiner unbekannte Hits oder eine versteckte Pophymne aus dem unerschöpflichen Repertoire und alle Zweifel waren beseitig. Es ist unfassbar, wie viele dieser Hits er in petto hat. Ebenso unfassbar ist seine Präsenz auf der Bühne, die einen in Staunen oder Lachkrämpfe versetzen kann. Gestik und Mimik an dieser Stelle als extrovertiert zu bezeichnen wäre sicherlich untertrieben.

Kurz vor der Pause, stellte er fest, dass er für den Kulturkeller eigentlich gar kein Mikrofon braucht und legte den Klassiker „Oh, St. Pauli“ ohne Mikrofonunterstützung hin, stieg auf Tische und begrüßte verspätete Gäste mit Worten wie „Das ist echt schade für euch, ihr habt die ganzen guten Sachen schon verpasst.“

Nach der Pause geriet der Abend etwas ruhiger und introvertierter. Bernd Begemann packte alle Songwünsche in ein Art monströses Medley. Zum Schluss durften natürlich Klassiker wie „Bleib zu hause im Sommer“ oder „Unten am Fluss“ nicht fehlen.

Man muss seine Musik nicht lieben. Man muss Bernd Begemann noch nicht einmal kennen. Das spielt bei seinen Solo-Konzerten überhaupt keine Rolle, denn er hat die seltene Fähigkeit, jeden einzufangen und zu begeistern, ob durch seine Songs oder seine Entertainerfähigkeiten. Besucht ein Konzert dieses Mannes und überzeugt euch selbst!

Weitere Informationen über die anstehenden Konzerte erhaltet ihr hier. Eine Besprechung des aktuellen Albums „Glanz“ findet ihr an dieser Stelle.

Foto: Thomas Linß

2 comments

  1. Freda says:

    ich habe ihn drei Jahre in Folge im „Rädchen“ (mit extra Hall in der Ansage) in Fulda gesehen, da war jedes Mal volles Haus.. schon seltsam.

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