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Brett Anderson – Wilderness

Wer kehrt denn hier allem und jedem dem Rücken…? Wer stapft einsam durch die Felder, begleitet von dem erdrückenden Grau des Himmels…? Es ist Brett Anderson. Und die Metaphorik des Covers und der simple Titel seines zweiten Albums „Wilderness“ sprechen nicht nur Bände, sondern bringen genau das auf den Punkt, was mit diesem Mann und seiner Musik geschehen ist.

„We feel eternity expressed, with every word, with every breath.“

Es ist nun schließlich schon eine ganze Weile her, dass dieser Mann am Mikrofon von Suede den Kern der 90er knackte und neben Bands wie Travis oder Oasis die Messlatte für den BritPop setzte. Auch sein zweites Projekt, The Tears, befindet sich nun schon seit verdächtig langer Zeit in einer Schaffenspause. Da wundert es nicht, dass Brett Anderson es wagt, neue Wege zu bestreiten. Sein selftitled Debüt – Soloalbum war der erste Schritt, mit „Wilderness“ setzt er nun das endgültige Zeichen.

Und selbst wenn „Wilderness“ in der Instrumentierung im Vergleich zum Vorgänger radikal minimiert wurde – Es hätte besser gar nicht sein können. Es bedarf auf diesem Album lediglich Cello, Klavier und vereinzelt gezupften Gitarrensaiten, den Rest erledigt sein Gesang. Nur auf einem Song wird er von der Schauspielerin Emmanuelle Seigner unterstützt. Auch musikalisch ist Brett Anderson nun also weit entfernt, von dem, das sich BritPop nennt. Selbst wenn die Songs in Grundzügen noch an die Balladen von Suede erinnern.

Thematisch entflieht die Platte nur knapp dem Kitsch. Ewiges Erfolgsthema ist die Liebe und der Kampf mit sich selbst. Auch diesmal soll Brett damit wieder ins Schwarze treffen. Es passt paradoxerweise einfach, wenn er mit seiner starken Stimme auf zarten Instrumenten herzbrecherische Zeilen wie diese von sich gibt:

„I don’t need you, but I want you…
… I don’t want you, but I need you.“

Insgesamt lässt sich festhalten, dass Brett Anderson mit „Wilderness“ sicherlich zu sich selbst gefunden hat, sich aber vom alten Zuhörerkreis immer mehr entfernt. Dafür werden andere ihn als Solokünstler kennenlernen und zu schätzen wissen. Und dann muss er beim nächsten Album bestimmt auch nicht mehr allein durch die Wildnis irren.


VÖ: „Wilderness“ erscheint am 17.10.2008 auf Edel.

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