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Alex Kapranos – Sound Bites

Selbst jahrelang als Koch und Kellner tätig gewesen, hat Franz Ferdinand-Sänger Alex Kapranos ein Buch über seine zweite große Leidenschaft neben der Musik geschrieben: das Essen. Wer sich nicht nur für die Musik, sondern auch für die kleinen Augenblicke abseits der großen Bühnen interessiert, kann sich sicher darüber freuen – und vielleicht noch etwas daraus lernen. Zum Beispiel, warum man nie sagen soll, dass Tintenfisch wie Hühnchen schmeckt.

Dass Rockstars gerne feiern ist ja allgemein bekannt. Dass sie dabei aber auch Wert auf gutes Essen legen eher weniger. Vielleicht ist das auch längst nicht bei allen so, aber Alex Kapranos bildet dann sicherlich die Ausnahme.

Wenn ich auf Tournee bin, habe ich weniger Gespür für die Jahreszeit als im normalen Alltagsleben. Denn hinter der Bühne und auf der Bühne könnte es jede beliebige Jahreszeit sein. Ich schärfe mir ein, dass wir Winter haben. Mit meinen Bandkollegen spaziere ich zum Münchner Christkindlmarkt. Die Platanenblätter unter unseren Füßen sind genauso trocken wie die kalte, klare Luft. Wir überqueren die Trambahngleise zur Eislauffläche vor dem prachtvollen Justizpalastgebäude.

Nicht nur kulinarisch ist man weit gereist: Köln, Madrid, Tokio, Sydney, Rio de Janeiro.
Sound Bites ist das Pendant der Welttournee von Franz Ferdinand. Gegen alles Erwarten findet man darin keine Rezepte, sondern autobiographisch skizzierte Geschichten darüber, was man wo auf so einer Tournee zu sich nimmt und wo es sich zu essen lohnt. Die kurzen Anekdoten sind die Zusammenfassung einer für die britische Zeitung The Guardian entstandenen Kolumne, illustriert von Andrew Knowles, Tourdrummer und Keyboarder der Band, und um einige noch unveröffentlichte Tourerlebnisse ergänzt.

Langweilig wird es nicht: neben den teilweise haarsträubenden Abenteuern in Sachen Nahrungsbeschaffung schildert Kapranos auch diverse Erlebnisse aus seiner Kindheit, so beispielsweise seine Erinnerung daran, zum ersten Mal Chips und Marshmallows gegessen zu haben oder die Entdeckung, auf Erdnüsse allergisch zu sein.

In einer Schale sind Dinger, die habe ich noch nie gesehen. Sie haben fast dieselbe Farbe wie Chips und einen komischen Geruch, der mir die Kehle zuschnürt. Ich nehme eins davon in die Hand. Es fühlt sich hart an, daher rolle ich es erst in den Händen hin und her, bevor ich es in den Mund stecke. Es schmeckt salzig und knusprig und… Nein. Irgendwas stimmt nicht. Ich spüre ein Jucken im Mund. Es kribbelt und kratzt, und mein Hals fühlt sich an wie ein Kaktus.

Man muss keine Sympathien für Franz Ferdinand hegen, um sich die kleinen und großen Anekdoten über das Essen ‚on the road’ auf der Zunge zergehen zu lassen.
Sound Bites ist eine wunderbare Dokumentation über das teilweise recht abenteuerliche Leben – und vor allem die Verpflegung – auf Tour mit kurzen Einblicken in das Leben eines Musikers, der im Herzen noch immer Koch und Liebhaber kulinarischer Genüsse jeder Art geblieben ist, obwohl seine Karriere bereits eine völlig andere Bahn eingeschlagen hat.

Sound Bites. Essen auf Tour mit Franz Ferdinand (Kiwi-Verlag) ist in jedem guten Buchhandel zu erstehen.

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