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Charlotte Gainsbourg – IRM

IRMAuf „IRM“, der neuen Platte von Charlotte Gainsbourg erinnert wenig an die Sanftheit der Songs ihres Debutalbums „5:55“, das 2006 erschien- im Gegenteil: Passend zu ihrer letzten Rolle in Lars von Triers Film „Antichrist“ zeigt sich die Schauspielerin und Musikerin von einer überwiegend düsteren Seite. Zusammen mit Beck wurde hierbei eine 13 Titel dauernde Reise in Charlottes Psyche auf Platte gepresst.
Bereits mit 13 hatte Charlotte auf „Charlotte Forever“– einem Album ihres Vater Serge Gainsbourg– ihr Debut als Sängerin und noch im selben Jahr erhielt sie ebenfalls einen Preis als „vielversprechendste Schauspielerin“, bevor 2006 mit ihrem Debut „5:55“ nicht nur in Frankreich einen großen Erfolg feiert.
Ihr Produzent Beck hingegen war bereits 24 als er mit „Loser“ und dem Album „Mellow Gold“ bekannt und gefeiert wurde.
Er, der sich von Serge stark beeinflusst nennt, versuchte diesen Einfluss so gering wie möglich zu halten, wobei allein der Song „Le chat du café des artistes“ eine Ausnahme bildet, da er sich über die Last, die wegen der Anwesenheit ihres erfolgreichen Vaters auf Charlotte liegt, bewusst war.

Fast hypnotisch wird das, was die beiden gemeinsam in drei Sessions, die für die Deutschlandpremiere des Filmes „Antichrist“ unterbrochen wurden, erarbeitet haben. Charlotte, die diese Zusammenkünfte eher als „Workshop“ bezeichnet, lässt verlauten, dass Beck sie schlagartig selbstbewusster fühlen ließ und ihre Stimme in Folge dessen offener und freimütiger wurde. Wie kommt es zu dieser Atmosphäre zwischen zwei Künstlern, die zuvor noch nie zusammen gearbeitet haben, über die die Musikerin sagt:

„Nach meinem letzten Album 5:55 wollte ich in eine andere Richtung gehen. Ich wollte mich selbst überraschen. Ich wollte schon seit langer Zeit mit Beck arbeiten. Und tatsächlich stimmte die Chemie zwischen uns dann absolut.“
Charlottes Input beim Entstehungsprozess dieses Albums ist ihre Anwesenheit gewesen, während die Songs von Beck geschrieben wurden.“

Charlotte Gainsbourg

Die Entstehung des Songtextes zum Titel „Master’s Hand“, beschreibt das, was Charlotte „Fügung“ und „Spontaneität“ nennt. Von Beck geschrieben, ohne von der Notoperation wegen einer Hirnblutung 2007 zu wissen, heißt es hier „Drill my head full of holes/ To let the memories out“. Auf dieses Ereignis lässt sich auch der Titel des Albums beziehen, der die französische Abkürzung für den deutschen Begriff der Kernspintomographie ist.
„Beck kanalisierte sozusagen meine Personalität“, meint Charlotte, wobei eine Musik entstand, die Empfindsamkeit ausdrücken und bestehende Hörgewohnheiten herausfordern soll.
Dass den beiden dieses Ziel gelungen ist, steht außer Zweifel, denn die Musik ist zumindest beim ersten Hören ein ungewohnter Klang, dem man sich durch mehrmaliges Hören nähern muss. Hat man diese Hürde aber überwunden, strahlt die Musik von selbst. Hierbei entstand eine in sich geschlossene musikalische Welt, ein Zusammenschluss von nordafrikanischen Trommelrhythmen, amerikanischer Roots-Musik, elektronischen Einflüssen und solche des Chanson Française.

„Ich wollte nicht, dass Beck einfach Songs schreibt und mir dann die Lyrics und die Melodien gibt, die ich singe. Ich wollte in den kreativen Prozess involviert sein. Das führte dazu, dass er alles an Ort und Stelle kreierte, während ich dabei war. Er setzte dann die Aufnahmen jeweils abhängig von meiner Reaktion fort und davon, was ich zu sagen hatte.“

Charlotte Gainsbourg


„In the end“
ist ein sehr melodischer, zarter Wintersoundtrack und schon allein deswegen in dieser Jahreszeit ein absolut unerlässlicher Anspieltipp. Die Single „Heaven can wait“, die schon vor der Veröffentlichung des Albums online zu haben war, ist ein sehr gelungenes Duett von Beck und Charlotte, in dessen Video ein Skateboard auf acht Burgern platziert wird und am Ende Tote im Pool treiben.
„Time of the Assassins“ begleitet den Hörer auch nach Ablaufen des Songs und ist zweifelsohne ein Ohrwurm, während „Vanities“ vor allem durch seine tollen Streicher Arrangements lebt.
Die wenigen französischen Lieder dieser Platte bilden mit dem Titelsong „IRM“ sowie „Trick Pony“ die eher düstere Seite der Reise durch Charlottes Psyche.
Beck meint, Charlotte fände nun ihre eigene Stimme und wird zum ersten Mal mit einer Band, die auch mit Hilfe Becks zusammengestellt wurde, Konzerte spielen. Daten für diese Tour stehen noch nicht fest.

VÖ: 12.Dezember 2009 bei Warner Music

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