Stillstand ist der Tod.
Unter diesem Motto könnte man Cluesos neues Album „So Sehr Dabei“ beschreiben. Mit seinem vierten Album geht der Thüringer neue Wege und lässt sich so gar nicht mit nur einem Stil beschreiben; Er mischt bunt Pop, deutsche Hip Hop- und Singer-Songwriter- Elemente. Herausgekommen ist ein sehr reflektierendes, tiefgründiges und emotionales Album.
Manchmal macht mir der Nase nach,
Einfach das unbeholfne Spaß.
Beweg mich gerne mal im Kreis,
doch jeder noch so kleine Teich,
sollte verbunden sein zum Meer.
Immer wenn ich was neues ausprobier,
Lauf ich wie Barfuss über Glas.
Mit „Barfuss“ beginnt „So Sehr Dabei„. Ein ruhiger Song, der nur durch eine Gitarre begleitet wird und den Neuanfang und seine Gefühle thematisiert. Beats und ein treibendes Schlagzeug, das teilweise an einen Herzschlag erinnert, gibt es bei „Augen zu„: „ich dreh auf laut und nicht auf taub“.
„So Sehr Dabei“ ist eine sehr reflektierende Platte geworden, mit ernsten Texten und überwiegend düsteren Gedanken. Geschichten wie zum Beispiel in „Vergessen ist so leicht“ oder „Pizzaschachteln“ sind längst passé. Nicht nur seine Musik, sondern auch sein Erzählstil haben sich gewandelt. Clueso erzählt zwar immer noch Geschichten in seinen Liedern und erzeugt Bilder im Kopf, allerdings aus einer anderen Perspektive. Trotzdem lässt er immer noch genügend Freiraum für eigene Interpretationen.
Genieß den Rest von meinem Rausch mein Kopf ist so schwer
Mein Gott wie einfach das ist, im Kopf woanders zu sein…
Die letzten Gäste sind raus, die Tanzfläche so leer, meine Gedanken so frei, und so lang die Musik noch läuft und mein Kleingeld noch reicht nehm ich das volle Programm, genieß den Rest von meinem Rausch, war gar nicht so schwer, und was ist schon dabei, denn mit wem irgendwann was wo war wirkt alles halb so brissant denn wir komm‘ nicht mehr zusammen
Dieses Gefühl, von dem Clueso in „So Sehr Dabei“ spricht, kennt wahrscheinlich jeder. Wenn er den Refrain singt, trifft es einen ganz tief in der Brust. Melancholie muss ja nicht zwingend ein schlechtes Gefühl sein.
Das Clueso das rappen nicht verlernt hat, zeigt er am Beginn von „Utopie„. Der Song ist zweigeteilt, in den ersten Minute geht es darum, dass man sich keine Sorgen machen soll „wenn die Sonne untergeht legen wir uns ins Solarium„. Der zweite Teil ist das genaue Gegenteil: Es werden Zweifel geäußert und Clueso singt „Ich hab Angst um uns„, die düstere, beklemmende Stimmung wird sehr gut durch die Streicher unterstrichen. „Utopie“ spiegelt sehr gut das Thema Spaßgesellschaft vs. Ernsthaftigkeit wieder.
„So Sehr Dabei“ ist ein gutes Album geworden, hat allerdings den Humor, die Zweideutigkeiten und vor allem die Leichtigkeit von „Weit Weg“ und „Gute Musik“ eingebüßt. Auch fehlt Kollege Bates, der ihn zuvor immer am Mikrofon unterstützte. Dafür muss man an dieser Stelle noch mal Cluesos großartige Band loben, die nicht nur live, sondern eben auch auf Platte, ihr Können bestens unter Beweis stellt.
Clueso – „So Sehr Dabei“ ist seit dem 30. Mai über Four Music im Handel.