Von Künstlern, oder ganzen Formationen dieser Spezies, die Großvaters ausgemistete Jackets und Strickpullover auftragen, haben wir zur Zeit genug. Gar überdrüssig sind wir ihnen. Allerdings gibt es jemanden, bei dem wir unseren eigenen Retro-Hut ziehen müssen: Darwin Deez.
Darwin Deez ist ein Ausnahmekünstler, und das erkannt man nicht allein an seinem eigenwürdigen Klamottenstil, sondern viel mehr an seiner eigenwürdigen, aber charmanten Musik seines Debütalbums Darwin Deez mit dem er auf die Folk-Welle aufspringt. Mit einem Hang zu Santana-Gedächtnisfrisuren, spontanen Synchrontänzen zu Beyoncé und The Bangles auf der Bühne, Poesie und verdrehten Wortspielen will der Amerikaner die Herzen seiner Zuhörer gewinnen.
Im Wohnzimmer, das man sich ganz so vorstellt wie das seiner Großeltern, nahm er hinter dem PC und vor den Mikrofonen seine Songs auf. Diesem Schlummerlicht der Wohnzimmerleuchte haben wir den feinsten Mix aus Pop und Indiefolk zu verdanken, und einen das Studium schmeißende, aus Wesleyan, Conneticut stammenden Sänger, um den sich mittlerweile sieben weitere Künstler tummeln, sein Konzept vervollständigend. Kaum in New York City ortsansässig gemacht, flattert uns die erste Single Constellations um die Ohren. „Twinkle, twinkle, little star“, singt der Lockenkopf einleitend und so gleich darauf aufmerksam machend, dass es ihm auch in den folgenden neun Liedern seines Erstlingswerkes nicht schwer fallen wird, uns das ein oder andere Mal übers Ohr zu hauen.
Als unglaublich geistreich entpuppen sich Songs wie Bad Day – die Abrechnung mit seinem Erzfeind und Nebenbuhler, dem er auf charmante Weise manches Unglück an den Hals wünscht – oder Radar Detector, zugleich die zweite Singleauskopplung des Albums, mit welcher er beweist, dass sich „Los Angeles“ durchaus auf „televangelist“ reimen kann.
Aber auch seine gefühlvolles, einfühlsames Ich, das ihm sicher schwer fällt, sich entfalten zu lassen, lebt er aus. Da versinkt bedeutungsschwanger in Deep Sea Divers ein unglückliches Liebespaar im Ozean oder fleht nach Liebe in The Bomb Song.
In der Welt, in der sich der Spitzbube breit gemacht hat, regieren einfache, kurze und schlichte Songs, melodische Gesänge, zum Tanz animierende Klatschrapsodien, Offbeat-Takte und Percussion-Instrumente. Man ist gewillt Hand in Hand über sommergrüne Wiesen zu tanzen, Konfetti in die Lüfte fliegen zu lassen oder sich zu seinen Liedern seiner Kopfstimme hinzugeben, wie auch er es ab und an tut.
Ein fröhliches, abwechlungsreiches und aufgewecktes Album, dass sich die Sonnenstrahlen herbei wünscht und ein einzigartiger Künstler, dessen Klapsband manchmal vielleicht etwas zu eng anliegt. Das war kaum das letzte Herz gewesen sein, dass er im Sturm an sich gerissen hat. Es gibt wohl kaum jemanden, der ist wie Darwin Deez.
VÖ: „Darwin Deez“ erschien am 14.05.2010 auf Lucky Number.