Erst ein paar Wochen ist es her, als Darwin Deez seine Rückkehr in die Musikwelt verkündet. „„Free (The Editorial Me)“ war die erste Single aus seinem neuen Album „Songs For The Imaginative People“, und erstmal ein Schock. Der kaugummibunte Sound, den man vom 2010er-Debüt kannte (und liebte), war einem verzerrten, kratzigem Noise-Sound gewichen. Die Platte, die fortan in gut sortierten Plattenläden steht,
Erstmal scheint es, als wäre alles beim Alten, denn mit „(800) Human“, dem ersten Song auf „Songs For The Imaginative People“, knüpft Darwin Deez an alte Muster an: ein skurriler Text, der den Materialitätsgedanken unserer Menschheit anprangert, die unverwechselbare Falsett-Stimme von Darwin Smith, Offbeat-Takte und der gute alte Folk-Sound. Auch den nachfolgenden Track „You Can’t Be My Girl“ könnte man zunächst auch auf dem Debüt von 2010 glauben, denn beinahe nahtlos würde er sich zwischen Songs wie „Constellations“ oder „Radar Detector“ reihen. Allerdings nur fast.
Es hat sich doch einiges verändert, denn während der Darwin Deez von 2010 noch für poppiges, fröhlich-aufgewecktes, mehr als betanzbares Liedergut stand und mit Klapsband, Hornbrille und Schläfenlocken polarisierte, ist der Darwin Deez des Jahres 2013 ein Anderer. Zwar sind Frisur, Bebrillung und Klamottenstil noch geblieben, doch „Songs For The Imaginative People“ lebt nicht mehr vom melodieverliebten Kaugummipop, sondern setzt auf schnelle, vor allem aber schrille und scheinbar willkürliche Tempo-, Harmonie- und Rhymtmuswechsel. Diese sind vor allem etwas verstörend, zumindestens für die Fans der ersten Stunde, machen aber Songs wie „Good To Lose“, „Alice“ oder eben „Free (The Editorial Me)“ aus. In der Parallelwelt, in der Darwin Deez wandelt, hat das durchaus System.
Bei der DIY-Produktion der Platte hat das New Yorker-Gespanns um Darwin Smith, Andrew Hoepfner, Michelle Dorrance, Cole Smith und Greg Richardson in aktueller Besetzung wirklich Originalität bewiesen. Wirklich jeder einzelne Song der Platte hat seinen ganz eigenen Charme, von der 80er-Hymne „Moonlit“ bishin zum Schmusesound von „In Love“, ist alles dabei. Dennoch ist es schwer vorstellbar, dass „Songs For The Imaginative People“ an den Erfolg des Erstlingswerks anknüpfen kann, allen voran, weil sie viel zu unaufgeräumt, aufgeregt und hektisch ist. Manchmal wünscht man sich dann die gewohnte 08/15-Tanzflächen- und Umkleidekabinenbeschallungen zurück, auf die mit Darwin Deez immer Verlass war. „Songs For The Imaginative People“ nämlich kann schnell zum 40-Minuten-Aufreger werden.
Kleiner Wermuthstropfen aber sind die Videos, die jedes Mal mehr einen kleinen Einblick in die quietschbunte, shizophrene Welt des Darwin Deez geben. Genauso auch die filmische Umsetzung von „You Can’t Be My Girl“, der zweiten Singleauskopplung der Platte nach „Free (The Editorial Me)“, in der sich Deez in die traute Zweisamkeit penetrant glücklicher Pärchen schummelt:
VÖ: „Songs For The Imaginative People“ erschien am 08. Februar 2013 via Lucky Number.