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Dear Reader – Idealistic Animals

2009 haben Dear Reader ihr Debütalbum „Replace Why With Funny“ veröffentlicht und wurden schnell zum Geheimtipp. Das Projekt rund um die südafrikanische Sängerin Cherilyn MacNeil überzeugte schon damals mit seinem verspielten Indiepop. Nun wird der Nachfolger „Idealistic Animals“ auf die Hörer losgelassen und steht dem Debüt in nichts nach.

„Idealistic Animals“ ist ein Konzeptalbum im klassischen Sinne. Wie der Albumtitel bereits vermuten lässt, stehen Tiere im Mittelpunkt. Jeder Song wurde nach einem Tier benannt – bis auf eine Ausnahme. Auf der Hälfte des Albums begegnet einem der Song „Man“. Das spricht für sich und macht auch gleich die Fokus-Message der Platte deutlich. Die Texte handeln von Männern. Besser gesagt von einem Mann. Von einem Mann, der der zerbrechlichen Cherilyn MacNeil offensichtlich ziemlich das Herz gebrochen hat.

Wer über die Texte hinweg hört, der merkt der Musik ihre Schwermütigkeit nicht an. Es ist seichter Kammerpop, mit zuckersüßen und detailverliebten Melodien. Es wird noch mehr als auf dem Debüt experimentiert und die Songs haben eine ungeheure Dichte. Man mag es kaum glauben, dass hier kein Orchester im Spiel war. Elektronische Arrangements, Gitarren, Schlagwerk und Chöre verschmelzen zu einem großen Ganzen, das Musikern wie Sophie Hunger oder Miss Li in nichts nachsteht. Doch wer genauer hinhört, wird schnell merken, dass mehr dahintersteckt. Texte über Selbstzweifel, Partnerschaften und Trennungsschmerz kratzen doch ganz schön an der Oberfläche. Cherilyn MacNeil lässt noch intimere Einblicke als bisher zu, schützt sich durch die possierlichen Tier-Referenzen aber vor einer zu offensichtlichen Ich-Ausleuchtung. Doch das ist das Besondere an diesem Album. Nicht jeder schafft die Gratwanderung, leichtfüßige Musik auf authentische Art mit solchen Geschichten zu verbinden.

Mit „Idealistic Animals“ ist Dear Reader ein würdiger Nachfolger gelungen, der die Charakteristiken des Debütalbums zur Perfektion bringt. Melancholie als Konzept und trotzdem schimmert ab und an ein Funke Hoffnung durch das Düster. ‚Cause life is dull and sinned most of the time, take your chances now’… Es ist eben doch immer ein Licht am Ende des Tunnels.


VÖ: „Idealistic Animals“ erschien am 02.09.2011 auf City Slang.

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