Sie seien nach zwölfjährigen Bandgeschichte und dem dritten Album gereift. So zumindest sehen es Die Kleinen Götter selbst. Beim Hören des 38-minütigen, sauber geschliffenen Pop-Punk-Albums „Zuhause“, das im April erschien, kann auch der Hörerschaft kein anderes Urteil übrig bleiben. Die vier ursprünglich aus dem hohen Norden kommenden Musiker präsentieren darauf zwölf kurzweilige Pop-Songs, die gute Laune versprühen.
Inwieweit diese allerdings – trotz fehlender musikalischer Neuigkeit – dazu fähig sind, länger anhaltende Freude beim Hörer zu verursachen, mag davon abhängen, ob dieser Gefallen an den eingängigen, verzerrten Gitarrenriffs gut gelaunter Punk-Musik findet. Man muss damit leben können, dass die Songstrukturen meist nur wenig variieren, das Taktgefühl nicht unermesslich beansprucht wird und melodiöse Virtuosität eher im Hintergrund steht. Man muss dies gerade lieben. Ich gehöre leider nicht zu jenen Leuten.
Einige Hörer werden die Texte des aktuellen Albums sicher für klug und hoch politisch befinden. Dass sie für mich zu oft oberflächlich erscheinen mag wohl an meiner fehlenden Affinität zur deutschen Punk-Musik liegen. Zu schnell stößt man auf Plattitüden und bekannte, lediglich modifizierte Parolen.
Auch Frontman Till Grusche ist hier nicht derjenige, der dieses zuweilen auftretende Manko mit seinem eher charakterlosen, schmerzlich durchschnittlichen Gesang ausbügeln kann. Deshalb bleiben musikalische Vergleiche mit Die Ärzte oder die textlich nachgesagte Nähe zum Songwriting eines Marcus Wiebusch, wie sie die hiesige Presse bis dato gerne anstellte, unverständlich. Wie ein Kollege der Musikpresse Die Kleinen Götter als „zweitbeste Band der Welt“ betitelte, bleibt – auch wenn sich „die beste Band der Welt“ zumeist mit immer wiederkehrenden Gitarrenriffs eindeckt – fragwürdig.
Dennoch sind Die Kleinen Götter in ihrem Können deswegen nicht zu unterschätzen! Ein Lied wie „Manifest“ beweist ihr Gespür für zum Mitwippen oder auch gerne -hüpfen animierende Gitarrenmusik. Gleiches kann man im Fall von „Mittendrin“ für den ausgefeilten Text sagen, auf den die Attribute klug und hoch politisch einmal zutreffen, ohne sich aufdringlicher Allgemeinplätze zu bedienen. Vielmehr mag mir das Gespür für dieses abgenutzte Musik-Genre fehlen…
„Zuhause“ erschien am 11. April 2008.