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Doves – Kingdom of Rust

Kingdom of Rust. Eine grandiose Titelwahl in Zeiten, in denen man einsehen muss, dass nichts für die Ewigkeit geschaffen ist. Banken kollabieren, Häuser versinken im Boden und selbst Jahrhunderte alte Dokumente liegen in Trümmern begraben, weil die Ver- antwortlichen (sofern sich irgendwer zu einem Schuldgeständnis durchringen kann) die tragende Bedeutung des Wortes Fundament vergessen haben. Ein Königreich aus Rost. Der Anfang vom Ende. Die nächste große Platte der Doves aus Manchester.

„It takes an Ocean of Trust in the Kingdom of Rost“. Man braucht sich nur umsehen und umhören, da merkt man wie elementar die Frage nach ‚Vertrauen‘ geworden ist. Aber bitte nicht falsch verstehen: Die Doves aus Manchester haben kein Album geschrieben, dass die prägenden Krisen unseres Jahrhunderts einfangen will, sondern haben schlichtweg beobachtet, dass allen Dinge eine gewisse Vergänglichkeit anhaftet.
Jimi Goodwin ist Sänger und Bassist der Doves, die von den Zwillingsbrüdern Andy und Jes Williams komplettiert werden. Zusammen blicken sie bereits auf zwei Nummer Eins Alben zurück. Das letzte, Some Cities, erschien im Jahre 2005. Vier Jahre zogen ins Land. Vier Jahre in denen sie gemeinsam ihr neues detailverliebtes Album erdachten und erbauten. Hektische Beats, Synthies, eigenwillige Bassläufe und melancholische Gitarren prägen das Klangbild von Kingdom of Rust, dass einen ganz besonderen Moment bereit hält. Nämlich den Titelstück selbst, das mit Westerngitarren beginnt, sich langsam zum Refrain erhebt, getragen von Glockenspiel, Klavier und Streicher, dann urplötzlich ausbricht, hemmungslos rockt und sich Zeit nimmt zu verklingen. Ein nahezu perfekter Pop-Song. Radiotauglich, aber in erster Linie von großer Erhabenheit. Wie durchdacht auch andere Songs sind zeigt Jetstream. Synthies drängen sich in den Vordergrund, die Beats schrauben sich in immer neue Höhen bis für einen kurzen Moment nur ein dumpfes Pochen bleibt. Und in mitten dieses vor Nervosität beinahe berstenden Songs steht dieser herrlich unerschütterliche, unaufgeregte Gesang. Inspiration zum Titel der Platte fanden die Doves in unmittelbarer Nähe von Manchester, in den Moolah Rouge Studios, in denen auch Elbow, Badly Drawn Boy und I am Kloot verkehrt haben. Gebaut wurde das Studio in einer aufgegeben Spinnerei, an der bereits der Rost gierig fraß. Dementsprechend wollte niemand die Spinnerei haben, bis die Brüder Colin und Norman McLeod in ihr die Verwirklichung ihres Traumes sahen, ein hochwertiges Studio abseits von Manchester einzurichten. Genau hier wurde auch der Songs House of Mirrors vertont. Der dritte große Streich des Trios, der ganz anders klingt als Kindom of Rust und Jetstream, nämlich psychedelisch, unbändig und knarzig. Der stampfende Beat marschiert, während Jimi Goodwin den Soul in seiner Stimme weckt und damit einen weiteren tollen Refrain beseelt. Dies sind die Eckpunkte der neuen Doves Platte, die ihren Sound größer, spannender und ideenverliebter gestaltet haben als je zuvor. Nicht alle Songs halten dieses hohe Niveau, so wirkt ein Stück wie Lifelines auf dieser Platte beinahe handzahm. Insgesamt aber ist Kingdom of Rust eine Platte mit Charakter, weil die Band ihren Sound homogen erweitern konnte. Das lange Warten hat sich gelohnt.

1 comments

  1. amina says:

    Super Album -kann ich nur bestätigen. Auch das hier einzige etwas negativ erwähnte Lifelines ist ein toller Titel – wie sagt man so schön? Keine Filler, nur Killer (oder so ähnlich) :P

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