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Egotronic | 24.04.2009 | Leipzig, Absturz

EgotronicNoch einmal zwei Wochen non stop touren hieß es in den letzten Tagen für Torsun, Endi und Kt&F von Egotronic. Nachdem sie im vergangenen Herbst bereits ihr Release-Konzert zur neuen Platte in Leipzig mit Frittenbude und Rampue bestritten, ging nun die aktuelle „Tilman findet einen Sack Gold„-Tour im Leipziger Absturz ihrem Finale entgegen.

Ein bisschen merkte man es Sänger Torsun beim Konzert auch an, dass die letzten Tage wohl ziemlich geschlaucht haben müssen. So hörte man ab und an ein Krächzen und Husten aus Richtung Bühne. Das hieß aber keinesfalls, dass es dem Konzert an Intensität fehlte. Von Anfang an waren die Leute im Publikum in Tanzstimmung und hießen Egotronic wie alte Bekannte willkommen.

Neben einem Großteil der Songs vom neuen Album probierten sich Egotronic auch an fremdem Material aus: Die Technoklassiker-Zeile „Call him Mister Raider“ von Culture Beat wurde zu “ Call him Mister Raver“ umgemünzt, „Move It„, das auch beim Nebenprojekt One Foot In Da Rave gemixt wird, wurde ebenfalls zum Besten gegeben. Mit „Mindestens in 1000 Jahren“ interpretierten Egotronic einen Song der Labelkollegen von Frittenbude. Erstaunlicherweise war dieser dem Publikum mittlerweile genauso geläufig wie die massenkompatiblen Hits.

Gegen Ende wurden mit „Pilze„, „Die Partei“ und „Exportschlager Leitkultur “ noch alte Hits gespielt, welche die Essenz der Band wohl am deutlichsten verkörpern: derbe Beats, purer Exzess und Kritik am nationalen Konsens. Bei „Exportschlager Leitkultur“ setzte Torsun dann zum Sprung ins Publikum an und wurde auf Händen durch den Raum getragen. Auch an diesem Abend zeigte sich wieder, dass Egotronic jedes Mal auf das Neue in der Lage sind, die Stimmung im Publikum zum Überkochen zu bringen.

Leipzig sei für die Band eine ganz besondere Stadt. Hier habe im Jahr 2001 auch das erste Konzert mit Egotronic gespielt. Außerdem, so erzählte Torsun schmunzelnd, sei er in Leipzig das erste Mal von einem Polizisten verprügelt wurden. Wohl war – in Leipzig skandiert man sicher im Vergleich zu anderen Städten häufig und lautstark das Parolen-Reportoire der Antifa und die enge Bindung liegt auf der Hand. Doch irgendwie fragte ich mich an diesem Abend, warum viele Audiolith-Bands – ob nun Egotronic, Juri Gagarin oder Frittenbude – trotz ihrer empathischen und fundamentalen Deutschlandkritik, immer wieder einen gewissen Lokalpatriotismus bedienen. „Ihr in X seid ja so geil“, „X ist sowieso immer der Hammer“, „X rockt total“, etc. Solche Sprüche nerven mich persönlich ziemlich schnell, gerade deshalb, weil sie einem „Raven gegen Deutschland“ doch irgendwie diametral gegenüber stehen. Die Konzerte wären auch ohne solche Äußerungen ein schönes Erlebnis. Also: Lasst sie doch einfach weg.

Egotronic-Rezension
Egotronic-Interview

2 comments

  1. Chrissie says:

    Was hat es mit Lokalpatriotismus zu tun, wenn das Publikum gelobt wird :)? Ansonsten: Ich glaub dir gern, dass es super war, leider konnte ich sie auf dieser Tour ja nicht sehen.

  2. Marcus says:

    Wenn gesagt wird „Leipzig ist ja sowieso immer geil“, „Erfurt ist etwas Besonderes“, „Ey, ihr in Jena seid aber geil“, etc. hat das insofern etwas mit Lokalpatriotismus zutun, dass es auf die Stadt bezogen wird. Ich habe geschrieben, dass ein gewisser Lokalpatriotismus damit „bedient“ wird – was man auch einfach sein lassen könnte. Gerade weil ich weiß, dass das sicher nicht ihr Ding ist.

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