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Element of Crime – Immer da wo du bist bin ich nie

eoc_coverNeue Element of Crime Platte. „Immer da wo du bist bin ich nie„. „Geht nach vorne.“, könnte man im jugendlichen Leichtsinn behaupten. „Back to the roots.“, wäre eine Möglichkeit für die Too-old-to-die-young-Fans. Wären aber alles nur Floskeln und die haben Element of Crime nicht nötig. Da pichelt man lieber zwischen Kaffee & Bier und bleibt da, wo man hingehört: Mit der Straßenbahn im Leben.

Barsch sind sie geworden, die Herren von Element of Crime und das schon direkt zu Beginn. „Kopf aus dem Fenster“ bietet keineswegs einen nahtlosen Anschluss an das letzte Album Mittelpunkt der Welt. Zu viel ist passiert in den letzten Jahren mit der Produktionszeit in Nashville oder der Aufnahme des Soundtracks für den Film „Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe“ von Leander Haußmann. Da schnauzt Sven Regener lieber mit Kaltschnäuzigkeit und Reibeisenstimme in sein Mikrofon, dass es die reinste Freude ist: „Was für Cloppenburg Pfanni ist, bist du für mich. Und dann scheiß auf Metaphern, die sind böse und heiß. Und im Gesicht haben sie Pickel, die sind nicht schön. Nimm die Hand aus dem Auge, ich will dich seh’n.“ Direkt zu Beginn also ein Understatement an alle, die Element of Crime erst in den letzten Jahren entdeckt haben und für die spätestens jetzt klar werden muss, dass Sven Regener nicht der Autor ist, der Musik macht, sondern der Musiker, der auch mal ein Buch schreibt.

Doch Immer da wo du bist bin ich nie beweist auch wieder, dass Element of Crime nicht nur aus Sven Regener bestehen. Zu besonders ist das treibende Gitarrenspiel von Jakob Friderichs oder die stetige Sicherheit, die David Young am Bass liefert, als dass man von unbedeutender musikalischer Unterstützung sprechen könnte. Guter alter Hausbau in Musikform, mit Bier in der Mittagspause und der Schnitte für zwischendurch. Dennoch, so kratzbürstig Element of Crime in die Platte einsteigen, desto wehmütiger, träger und verliebter werden die Herren Lied für Lied und genau so kennt und liebt man diese Band. Ein wenig Sozialkritik, ein Hauch Kneipenphilosophie und sehr viel vom Ding in der Brust, eingewebt in Geschichten des Alltags. Da führen Begebungen im Park zum Abgesang auf die beendete Beziehung („Am Ende denk ich immer nur an dich„) oder Café-Besuche enden in Gedankenverlorenheit über die verlorene Liebe („Kaffee & Karin„). Zwar nichts Neues im Hause Element of Crime, aber immer wieder so schön, wie ein Kuss am Morgen oder ein kühles Bier am Abend. Mehr braucht es schließlich auch nicht im Leben.

Spätestens mit diesem Album sollte für jeden persönlich deutlich werden, dass Element of Crime in den persönlichen Kanon für deutschsprachige Musik gehören. Wer die deutsche Sprache in der Musik liebt, muss irgendwann zu dieser Band gelangen. Es führt einfach kein Weg an Delmenhorst, Narzissen und Kakteen oder eben den finalen Weisheiten vorbei, die man auf den Lippen hat, wenn man abends mit einem Bier durch die Straßen seiner Stadt läuft und sich bei der vorbeifahrenden Straßenbahn wieder klar macht, dass die Wahrheit manchmal buchstäblich auf dem Asphalt liegt …


"Wenn eine Straßenbahn einmal aus der Schiene springt, kommt sie nie mehr wieder.
Und wenn ein Kontrolleur dich laufen lässt, tut er das auf eig'ne Faust.
Wer die Monatskarte hat, sollte besser nicht am Monatsanfang sterben.
Und hier ist Endstation, hier geht es nicht mehr, hier steigen alle aus.
"

(aus „Bitte bleib bei mir„)


„Immer da wo du bist bin ich nie“ erscheint am 17. September 2009 auf Vertigo.

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