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Faber, Foto: Markus Werner

Faber – Orpheum

Der Schweizer Musiker Faber ist das Beste, was man an Live-Konzerten zur Zeit erleben kann. Faber ist Extase und Glück, Verausgabung und Hingabe. So großartig und vielfältig wie dieser Künstler ist, ist auch sein Live-Album „Orpheum“ geworden.

Wer Faber einmal live gesehen hat, wird ihn nicht mehr vergessen. Die Tracklist von „Orpheum“ entspricht in großen Teilen der Setlist seiner Promo-Tour, die urspünglich für 2020 geplant war und nun, wie so viele andere Konzerte auch, noch bis in dieses Jahr verschoben wurde. Wenn die ersten Töne der „Ouverture“ hinter einem noch verschlossenen Vorhang erklingen, geht ein Raunen durchs Publikum, das mit jedem Ton lauter wird und in einen tosenden Applaus mündet, wenn der Vorhang sich öffnet. Faber steht inmitten eines Meeres aus roten Nelken still mit gesenkten Kopf und lauscht, als wolle er das Publikum aufsaugen. In diesem Moment wird eine einzigartige Verbindung zum Publikum aufgebaut, die bis zum in Schweiß und Endorphine gebadeten Schlussapplaus nicht enden wird.

Faber, Foto: Markus Werner

„Orpheum“, aufgenommen im gleichnamigen Grazer Konzertsaal beeinhaltet 29 Songs, die sich live bewährt haben und den Wünschen der Fans entsprechen. Die große Bandbreite unterstreicht die Qualität Fabers und seiner Band. Max Kämmerling, der Gitarrenvirtuose, der auch mal zu Darbuka greift oder die Percussion übernimmt, spielt ein Gitarrensolo, genauso wie Till Ostendarp ein einfühlsames Posaunensolo spielt. Janos Mijnsen, immer gut gelaunt an Bass und Cello und Goran (Silvan Koch) an den Tasten lassen gelegentlich ihre klassische Ausbildung durchklingen. Zum Finale des Konzertabends beim Übergang von „So soll es sein“ und „Tausendfrankenlang“ spielen sie einen leidenschaftlichen Auszug aus Brahms 3.Sinfonie, 3.Satz, poco allegretto. Gerade Cello und Posaune bringen eine sanfte Nuance in Lieder, die oft voller Schmerz, Wut und Protest sind.

Tonangebend immer Fabers unglaubliche Stimme, berührend und mitreißend, zärtlich wie eine Umarmung und explosiv wie ein Feuerwerk. Seine Lieder klingen nach Indierock und Mainstreampop, dann wieder nach feierwütigen Balkanpop oder melancholischen Singer-Songwriter. Mit „Van Noten“, einem der neuen Lieder, driften sie kurz in Richtung Electronic Dance Music, auch das funkioniert erstaunlich gut. Faber kann alles.

Faber, Foto: Markus Werner

Während im Konzertsaal immer ausgelassen getanzt und gefeiert wird, kann man auf der Platte gerne mal ein Lied mehrmals hören. Es lohnt sich. Fabers Texte sind oft politisch und gesellschaftskritisch, wie in „Widerstand“, „In Paris brennen Autos“ und „Generation YouPorn“, oft aber handeln sie von der Liebe, wie in „Lass mich nicht los“,“Sag mir wie du heißt (pt.1+2)“ und „So soll es sein“.

Zusätzlich zu den Songs der letzten beiden Platten und der ersten EPs, sind ein paar wenige Neuerscheinungen dabei. Darunter das bereits erwähnte elektronisch angehauchte „Van Noten“ und das sofort eingängige und tanzbarer Folk-Stück „Das Letzte“, sowie das wunderbare Liebeslied „Du schläfst“, das in ganz jungen Jahren entstanden ist. Mit dabei auch eine herzzerreissenden Version von „Caruso“ von Lucio Dalla und ein weiteres italienisches Lied „Ma tu no“, das in Zusammenarbeit mit Antonio „Maldestro“ Prestieri  entstanden ist und deren Melodie nach in Schwermut durchwanderten Strassen Neapels klingt. Wenn Faber nicht hochdeutsch singt, wie in „De Tüfel het viel Gsichter“ sind die Texte immer etwas tiefer und näher am Herzen, als könnte er sich durch die andere Sprache eine Unangreifbarkeit anlegen. Das war schon auf dem in rein Schweizerdeutsch gesungen Album „Ich liebe dich“ mit Sophie Hunger und Dino Brandao so.

Faber hat noch viele Seiten, die es zu entdecken gibt. Bis dahin hören wir sein wunderbares Live-Album.

 

VÖ: Faber „Orpheum“ erscheint am 26.08.2022 bei Universal Music.

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