Nur 15 Minuten vom Großstadtgetümmel entfernt, am Kiekebusch See, tat sich am Wochenende vom 12. bis 15. Juli inmitten unberührter Natur (wenn man mal vom Flughafen Schönefeld absieht) ein neues, entzückendes Festival auf, das Feel Festival. Mit Künstlern wie Rampue, I’m Not A Band, I Heart Sharks, Vierkanttretlager, Beta, Schmlz & Schn, Fuck Art, Let’s Dance und vielen, ja wirklich vielen vielen mehr, soll das (bitte) nur der erste Streich gewesen sein.
Noch bevor man das Gelände des Feel Festivals betreten hatte, war man schon entzückt. Neben dem Line Up voller Schmankerl über tanzwütige elektronische Acts, schmissige Indiebands bishin zu Hip Hop-Klängen, sorgten vor allem die sonnendurchfluteten Bilder vom Kiekebusch See und der Lageplan, der kurze Wege, einen gemütlichen Zeltplatz und ein Wassertrampolin versprach, für wohlige Aufregung.
Mit all dem wurde den Naturburschen, Blumenkindern und Freigeistern, die es zum Feel Festival zog, nicht zu viel versprochen. Insgesamt 120 Künstler, davon etwa 40 Bands und 80 DJs, verteilten sich rundum den idyllischen kleinen See, auf Bühnen, die der Kreml, der Strand/das Theater, das Iglu oder die Insel hießen.
Auf einem im kühlen Nass des Kiekebusch Sees treibendem Floß, gaben sich Rampue, Sookie & Windish, K-Paul, Claptone, Housemeister und You and Alex die Klinke in die Hand – umgeben von im Gewässer dümpelnden Teelichtern und dutzenden, in Weiden flackernden IKEA-Regolit-Lampen.
Am Strand, und gleichnamiger Bühne, einfach, weil es viel besser klingt als Mainstage, ereigneten sich – nachdem Schluck den Druck um Sänger Alex, einen der Veranstalter des Feel Festivals, das Freudenfest in gewohnt fulminanter Sektpartymanier eröffneten – einige Headliner-Highlights.
Zunächst I’m Not A Band, die unter nächtlichem Himmel, vor lasergrün erleuchtetem See ihre synthetisierten Geigenklänge zum Besten gaben. Mit den baren Füßen im Sand genoss man die beschwingte, virtuose Musik von Kassandra Papak und Stephan Jung, bis es minimalistischer wurde, mit The/Das, der Nachfolger-Formation von Bodi Bill, nur ohne Federkostüm, Alufolie, Knochen und ekstatisch tanzenden, Geige spielenden Alex Stolze, dafür mit weniger, dafür etwas unverständlicher gesungenem Text und mehr, viel mehr Elektrowumms.
Nach Fuck Art, Let’s Dance, fanden sich dann I Heart Sharks auf der Strand-Bühne zusammen – und das mit zusätzlichem Gitarristen und einer Backgroundsängerin. Während man den Gitarristen wohlwollend annahm, sorgte das zwar sehr entzückende, aber ab und an zu sehr an Lena Meyer-Landrut erinnernde, im Hintegrund hüpf-tanzende Fräulein für Verwirrung. In den ein oder anderen Song der Haie brachte sie frischen Wind, v0r allem in die handvoll neuen Song. Doch I Heart Sharks sind die in Jeans gekleideten, weiß beschuhten Pierre, Simon und Martin, eine Stimme, eine Gitarre, ein Schlagzeuger (ein paar Synthesizer) – nicht weniger, bitte aber auch nicht mehr.
Neben den zwei exzessiven Tanzstunden mit I Heart Sharks, war der gemütlichste, zugleich tanzbarste Ort auf dem Feel Festival der Kreml. Rundum umgeben von einer liebevoll selbstgezimmerten, mehr an ein Puppentheater als an den Kreml erinnernden Kulisse, war wann auch immer man sich dort wiederfand, ausgelassene Tanzstimmung angesagt – unter anderem mit Schmitz Katze, Skinnerbox 3D, The Sexinvaders und vielen, vielen Künstlern, zu denen man gedankenverloren dahintanzte, seine Freunde wiederfand, sich eine Auszeit im Sand sitzend gönnte ohne (leider) wirklich zu wissen, mit wem man es zu tun hatte.
Zuguterletzt gab es noch das Iglu, in dem man zu Schmlz & Schn, Broiler Boom Soundsystem oder Remmidemmi und anderen, unzähligen ebenso feinst ausgewählten Electro- und Minimalklängen tanzen ließ – zumindestens so lang, bis einen die Hitze unter dem übergroßen, aufgeblasenem Zelt wieder in andere Tanzgefilde trieb.
Neben den Lichterketten, Laserstrahlen, Seifenblasenmaschinen, Diskokugeln und Girlanden, die in nahezu allen Bäumen hingen, gab es außerdem eine Hüpfburg, ein als Tiger getarntes Wassertrampolin, ein auf dem See treibendes Floß, eine Hüpfburg, ein Kino und einen als Wohnzimmer anmutenden, im Wald versteckten Dancefloor, der zu kurzen Tanzpausen oder Entspannungsminuten (für wen es denn unbedingt sein musste) einlud.
Alles in allem machte das Feel Festival seinem Namen alle Ehre, schließlich war es eines, das man mit all seinen Sinnen erleben konnte. So verbrachte man vier Tage barfuß, im Sand, freude- und sonnentanzend zu mit Liebe ausgewählten Künstlern, DJs und Bands. Fernab von der Hektik der Großstadt, aus der man angereist war, konnte man auf dem Feel Festival die Uhrzeit hinter sich lassen, tiefenentspannt vom Zeltplatz und von einer Bühne zur nächsten schlendern, ohne wirklich etwas zu verpassen.
Einzig die teilweise griesgrämige Securitygesandtschaft könnte abgeschafft, der Anfahrtsweg erleichtert und das ein oder andere Essensangebot mehr könnte organisiert werden – sonst gibt es kaum etwas zu bemängeln.
Wenn das schon mit dem Flughafen nichts wird, liebe Berliner, dann seid stolz auf eure Festivals.
Eine kleine (aber feine) Fotogalerie mit mehr Impressionen des Feel Festivals gibt es sehr bald hier zu finden.