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Francesco Wilking – Die Zukunft liegt im Schlaf

Über zehn Jahre wurden Textideen, Songfragmente und Notizen gesammelt. Auf Servietten, in Notizbüchern und auf digitalen Speichermedien. Jetzt ist aus all dem die erste Soloplatte von Francesco Wilking entstanden, der sonst für die Freiburger Band Tele am Mikrofon steht. „Die Zukunft liegt im Schlaf“ erscheint am morgigen Freitag beim Hamburger Label Tapete Records.

Im ersten Moment klingt „Die Zukunft liegt im Schlaf“ schon sehr nach Tele. Mit jedem weiteren Moment muss man aber wiederum feststellen, dass dem eigentlich gar nicht so ist. Das Einzige, was beide gemein haben, ist die wirklich markante Stimme von Francesco Wilking. Tele sind poppig, oft sehr kitschig (schön), kann man aber auch nicht immer hören. Wilkings Soloalbum ist viel widerspenstiger, es gibt keine catchy Melodien und Refrains, die sich sofort im Kopf festsetzen. Hier werden die Geschichten rauer erzählt und mit Folk-Elementen unterstrichen. Die gesammelten Songfragmente wurden von Wilking nicht für Tele verwendet, da sie zu persönlich und eigen waren. Die Art und Weise, wie Francesco hier seine Geschichten erzählt ist viel offener, als er es sonst bei Tele tut. Hier wird viel mehr Platz für eigene, freie Interpretationen gelassen.

Die Instrumentierung der zehn Lieder ist größtenteils akustisch, unterstützt von Banjos, einem Harmonium und einem Baritonsaxophon. Neben Folk zieht Francesco auch die Schubladen des Blues und des Country auf. Hier trifft Ernsthaftigkeit auf Erwachsen werden, ohne dabei aber die Lässigkeit und gute Laune ganz außen vor zu lassen. „Aber nie ganz“ und „Die Blaue Küche“ machen am meisten Spaß. Textzeilen wie „Du hast gehört Arbeit ist Kraft mal Weg geteilt durch Rückenschmerzen“ oder „Heute bist Du mutlos ohne das Du es merkst, Du legst ein kühles Schnitzel auf Dein Herz“ lassen einen Schmunzeln, enthalten aber doch so viel Wahres.

Dass Judith Holofernes, Fronfrau von Wir Sind Helden, großartige Pressetexte schreiben kann, bewies sie bereits bei Per Anders, der Band von Helden-Schlagzeuger Pola Roy und Tele-Bassist Jörg Holdinghausen. Und auch für den befreundeten Francesco tippte sie ein paar Zeilen, die man gar nicht toppen kann. Ein Stück daraus:

When I fist met Francesco, he was heartbreakingly nachspieling all the shit that he is now am Anzitieren, auf´s Vortrefflichste. Will heißen: genau das lodernde Fan-Herz, das ich damals vor zwölf Jahren in Freiburg kennen- und schätzen gelernt habe, das höre ich jetzt auf dieser Platte. Und wenn ich daran denke, wie wir uns gegenseitig 60er- und 70er-Jahre-Helden vorgespielt haben, dann freue ich mich ganz wahnsinnig für dich und für mich und denke: genau die Platte musste Francesco machen. Für sich und für mich. Und alle, die nach Hause gehen sollten und selber eine Platte aufnehmen.

Die Zukunft liegt im Schlaf“ ist eine persönliche und erwachsene Platte geworden, die reifer klingt, aber sich nicht in Traurigkeit ertrinkt. Wenn man andere Alben dieser Gattung nennen müsste, währen das bestimmt „Bring mich nach Hause“ von Wir Sind Helden, aber auch „Ein geschenkter Tag“ von Max Herre. Rundum gelungen, Herr Wilking! So liegt die Zukunft ganz sicher nicht im Schlaf!


Francesco Wilking – „Die Zukunft liegt im Schlaf“ erscheint am 14. Januar 2011 bei Tapete Records.

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