„Total durchgeknallt und verrückt.“ trifft es wohl ganz gut, was dem unvorbereiteten Hörer dieses Albums im ersten Moment durch den Kopf gehen mag. Denn was man von Herrn Friendly Rich und den Lollipop People auf die Ohren bekommt, ist so anders als das Übliche. Es ist freakig, es klingt schräg, aber ist trotzdem wohl durchdachte und komponierte Musik. Was auch nicht weiter verwundert, wenn man sich anschaut, wer hinter diesen eigenartigen Namen steckt.
The Lollipop People sind ein Ensemble, bestehend aus 13 Musikern, welche entweder aus dem Jazzbereich oder der klassischen Musik stammen. Zum Großteil sind es studierte Musiker, die ihr Instrument seit frühster Kindheit spielen und in ihrem Heimatland Kanada und auch über dessen Grenzen hinaus bekannt sind. Die Instrumentierung des Ensembles reicht von diversen Streich- und Blasinstrumenten bis zu Harfe und Akkordeon.
Friendly Rich dagegen ist das Synonym von Musiker und Filmkomponist Richard Marsella, der sich in Kanada und den Vereinigten Staaten bereits einen Namen gemacht hat. Vor allem durch die musikalische Untermalung von MTVs „Tom Green’s Show“. Aber auch für eine russische Kinderserie hat dieser Mann den Soundtrack erstellt.
Das Album „We Need a New-Word“ stammt aus dem Jahre 2006 und hat jetzt dank Hazelwood den Weg über den Atlantik geschafft. Kein schlechter Zeitpunkt, wo doch gerade ein gewissen Projekt namens Get Well Soon für einigen Aufruhr gesorgt hat, das musikalisch nicht so weit weg von „We Need a New F-Word“ ist. Nur ist dieses Album hier viel schräger und freakiger. Und kombiniert die Düsterheit mit einer großen Portion an dunklem Humor.
Das Album gleicht einem Varieté, die 10 Lieder erzählen alle kleine Geschichten, vom Brot Backen, dem Tod, faulenden Früchten oder dem kanadischen Boxer George Chuvalo. Letzteres in einer Ballade, aufgeteilt in 10 Runden bzw. Strophen, die wunderbar als Soundtrack eines schrägen Trickfilms fungieren könnte. „Science Diet“ bedient sich dagegen des russischen Volksliedes Kalinka. Überhaupt schwankt die Musik immer zwischen Cabaret, barocker Kammermusik und osteuropäischer Folklore. So baut jedes einzelne Lied eine kleine, eigene Welt auf und man kommt sich vor wie das Kind im Zirkus, das vor lauter Attraktionen nicht weiß, wo es zuerst hinschauen mag. Alles ist bunt, aufregend, geheimnisvoll und sehr spannend. Und besitzt dank der klassische Instrumentierung einen sehr eigenen, morbiden Charme.
Ein Album für alle Musikliebhaber, die ohne Scheu sind und Musik abseits bereits ausgetretener Pfade nicht ablehnend gegenüber stehen. Und die, die noch ein Stück Kind ins sich tragen und die Welt gern als die Attraktion sehen, wie Herr Friendly Rich sie hier in seiner verspielten und phantasievollen Art darstellt.
„We Need a New F-Word“ ist über Hazelwood Vinyl Plastics/Indigo im Handel verfügbar.