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GAME: „Soul Nomad & The World Eaters“ (PS2)

Nachdem Nippon Ichi Software mit „Soul Nomad & The World Eaters“ bereits Japan und die USA begeistert zurückließ, wird das PS2-Game nun auch bei uns in Europa veröffentlicht. In gewohnt niedlicher Manga-Grafik wirkt das Spiel wie ein typisches Release aus dem Hause Koei, welche sich mit ausgeklügelten Strategie-und Rollenspielen einen Namen gemacht haben. Doch kann auch der neueste Streich mit der Qualität der anderen Releases mithalten?

Die Antwort lautet kurz und knapp: Ja. Auch wenn dieses Game in vielerlei Hinsicht doch etwas anders ist als die anderen RPGs, die man von Koei bisher in der Hand hielt. „Soul Nomad & The World Eaters“ ist ein Versuch, die westlichen Zockergemeinden langsam auf den Geschmack japanischer Spielekultur zu bringen, wo speziell auf der Story eines Spiels der Schwerpunkt gelegt wird.

Doch mal ganz von vorne: Worum geht es in „Soul Nomad & The World Eaters“ überhaupt? Der Name ist hier grundlegend schon Programm. Es begab sich nämlich, dass die World Eaters, eine Spezies von mörderischen Kampfmaschinen, die Erde komplett verwüstet hinterließen. Doch ganz ungeschoren kamen sie nicht davon: Ihr Anführer, ein Dämon namens Gig, wurde in einem Kampf um Leben und Tod in ein Schwert, das sogenannte Onyx Blade, verbannt. Und wie es der Zufall so will, bekommt der Protagonist der Story nun, 200 Jahre später, exakt dieses Schwert in die Hand, der Dämon nistet sich in seinem Körper ein und er muss mit Gig, dem ehemaligen Anführer der World Eaters selbst, die World Eaters bekämpfen. Dass Gig nicht so schwer davon begeistert ist, sich gegen seine eigenen Männer zu stellen, zeigt sich besonders in seiner flapsigen Art, die er pausenlos an den Tag legt. Aber sein unermüdlicher Aufmerksamkeitsdrang zwingt ihn dazu, sich mit dem Protagonisten und seiner Truppe zu verbünden und seinem „Soulmate“ die Kraft zu veleihen, mit ihm die Welt zu retten.

Hier ein Trailer zu dem Spiel, der einen guten ersten Eindruck verschafft:

Nun zu der Umsetzung dessen. Das Game dreht sich hauptsächlich auf der Story und man wird beim Spielen merken, dass man mehr mit Zuschauen als mit Interaktion beschäftigt ist. Dies ist typisch für solche japanischen Rollenspiele und wer Disgaea gespielt hat, der wird wissen, wovon ich rede. Das, was an Interaktion geschieht, ist allerdings wirklich sehr schön und macht Spaß. Besonders die Vorbereitungen vor dem Kampf, das Anordnen der Spieler auf einem Feld, das Rekrutieren neuer Kämpfer, das Beschwören von Gruppen In-Fight und die anderen strategischen Aspekte während der Kämpfe, wissen zu überzeugen. Auch die witzige Kommunikation des Games ist einwandfrei und erinnert an den ersten Teil von Grandia, sowohl von dem schwarzen Humor als auch von der Umgangssprache her. Ein Beispiel: Man kämpft gegen jemanden, der sich passenderweise „Dio Of The Evil Eye“ nennt und von sich selbst behauptet, der böseste Bösewicht aller Zeiten zu sein, man kennt das ja. Ebendieser will dann natürlich seine fast genauso bösen Untertanen rufen und scheitert leider kläglich daran, diese verspäten sich. Wutentbrannt brüllt er daraufhin: „How many times have I told you to be ready to go at least 10 minutes before my speech?!“ – Da nimmt sich ein Klischee selbst auf den Arm, wirklich sehr humorvoll. Und auch Dämon Gig wirft nur so mit oskarreifen Sätzen um sich und piesakt seine neugewonnenen Mitstreiter ohne Ende.

Kritisch betrachtet muss man aber sagen, dass dieses Game sicherlich nicht jedem Spieler sofort zusagen wird, speziell wenn man bisher kommerziellere RPGs der PS2 gespielt hat. „Soul Nomad & The World Eaters“ ist eine Mischung aus Strategie-und Rollenspiel und der Spieler ist an vielen Stellen im Game eher Zuschauer als selbst aktiv. Dies wird natürlich einmal im Storytelling bewusst, wo teilweise sehr langatmige Szenen manch einen Spieler nervös machen dürften. Doch die positive Seite muss auch herausgekehrt werden: Man MUSS die Story ja nicht verfolgen. Vor jeder Szene wird man höflich gefragt, ob man die Szene überspringen möchte. Wer es nur auf Gemetzel abgesehen hat, ist also ebenso gut bedient. Jedoch: Auch in Kampfmodus tritt die Langatmigkeit an die Oberfläche, wenn man zwar zu Beginn einer Kampfrunde die Befehle auswählt, dann aber erstmal die Szenerie auf einen seperaten Bildschirm wechselt und man das zwei-bis dreifache an Zeit wieder damit beschäftigt ist, zuzusehen, wie die Figuren auf dem Feld ebendiese Befehle ausüben. Das stört den Spielfluss auf Dauer, besonders, da man sich die meisten Moves nach dem dritten oder vierten Mal eben auch schon übergesehen hat, da die Grafik des Spiels relativ unspannend und veraltet ist. Man kennt eben die letzten Teile der Final Fantasy-Serie und weiß, was die Konsole grafisch auf dem Kasten hat. Da gibt man sich ungerne mit pixeligem Rendering zufrieden. Ansonsten ist der Manga-Comicstil natürlich Geschmacksache, mir persönlich sagt das zu. Für einige sicherlich der entscheidende Minuspunkt: Die englische Sprache. Auf Deutsch wird das Spiel nicht herausgebracht, aber das ist ja langsam auch schon Gang und Gebe bei kleineren Nischengames.

Doch da kommen wir auch schon wieder zum nächsten positiven Punkt: Die Sprachausgabe. Man kann zwischen Englisch und Japanisch wählen und speziell die englische Sprachausgabe weiß zu überzeugen, was bei Videogames ja eher selten der Fall ist; und da jede Storytelling-Szene im Spiel mit Sprachausgabe bestückt ist, sind die längeren Szenen so auch besser zu verfolgen und die Spannung kann erhalten werden. Auch die musikalische Untermalung ist so gut wie immer passend. So merkt man bereits der Musik an, ob der Gegner, der dort vor einem steht, ernstzunehmen oder nur eine kleine Fliege ist. Besonders die Usual-Fight-Music ist gut gelungen und vermag es, den Spieler zu gesundem Maße unter Strom zu stellen.

Insgesamt lässt sich also festhalten: Trotz einiger Schwächen ist „Sould Nomad & The World Eaters“ ein gelungenes Rollenspiel und wer Gefallen an Koeis Vorzeige-RPG Disgaea fand, der wird dieses Game mit Sicherheit auch lieben. Und wer rettet schon nicht gerne mit einer gehörigen Portion Humor die Welt? Go go, Gig!


VÖ: „Sould Nomad & The World Eaters“ erscheint am 31.07.2008 auf THQ.

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