Alle zwei Monate heißt es in Leipzig für „bouys gehrls and criminal queers“ zur NoNoNo-Party im SWEAT! Club: Tanzbeine schwingen. Von der Partie waren dieses Mal Brockdorff Klang Labor, die 2007 mit den Electro-Pop-Klängen ihres von Tobias Levin produzierten Debüts „Mädchenmusik“ zahlreich Anklang fanden. Höhepunkt des Abends war die Londoner Band Gene Serene, die mit ihren frechen Electro-Songs die Stimmung anheizten.
Nach Mitternacht betraten Nadja, Robbi Rob und Sergej Klang von Brockdorff Klang Labor die Bühne des SWEAT! Clubs. Das Trio gehört quasi zum Leipziger Urgestein und ist dennoch immer noch ein Underground-Tipp. Für diesen Abend hatten sie sich etwas Besonderes einfallen lassen: Nicht eigene Songs standen auf dem Programm, sondern ein spezielles Cover-Set, bestehend aus neu interpretierten Songs der Independent-Legende The Smiths: eine Zusammenstellung eigener Lieblingssongs und gleichsam eine Vorbeugung vor deren Werk.
Bereits auf dem Debüt „Mädchenmusik“ ist eine Electro-Versions des Smiths-Songs „Some Girls Are Bigger Than Others“ enthalten. Dieser durfte auch hier nicht fehlen und bildete den Höhepunkt des Konzertes. Es war dabei wunderbar zu beobachten wie Sängerin Nadja das tanzende Publikum mit Blicken einfing und mit den Leuten spielte. Die Original-Textzeile „Send me the pillow / The one that you dream on“, die Morrissey 1986 für das Album „The Queen Is Dead“ einsang wurde hier abgewandelt. Schmunzeln kam auf als zum Beat immer wieder gesungen wurde: „Schick mir dein Bettzeug, schick mir dein Bettzeug / In dem du nachts aufwachst“.
Bis auf diesen Song muss aber leider gesagt werden, dass das Cover-Set der Broffs irgendwie gut gemeint war, aber letztendlich dünn und enttäuschend blieb. Sergej Klang erzählte unnötig lang Geschichten, die keinem im Publikum wirklich interessierten und war zu Unrecht stolz auf „den wohl ersten Song ohne Beat, der im SWEAT! Club jemals gespielt wurde“. Zu allem Überfluss brachte man auch noch einen Smiths-Song, den man auf die Stadt zuschnitt und dementsprechend deutsch umdichtete. Zu diesem Lokalpatriotismus wollte keiner wirklich tanzen. Ich schüttelte den Kopf über die sonst so berrauschende Band. Schade!
Zu fortgeschrittener Stunde betraten Bassist Halo Baze und Sängerin Gene Serene nach einer guten Dreiviertelstunde, welche die Broffs spielten, die kleine Bühne des Clubs: ein mir zuvor unbekanntes Duo aus London und Berlin, die ihre Songs selbst als „Electro-Punk“ bezeichnen. Ihre Show bestand zum Großteil aus augenzwinkernden Songs, die man aus Ermangelung eines passenden Genre-Begriff in etwa als „Power-Girl-Electro-Rap“ bezeichnen könnte. Irgendwie erinnerte mich das Ganze an eine elektronische Variante von Missy Elliot und dergleichen Größen. Trashig, rotzig und dennoch irgendwie poppig. Für die Atmosphäre der Party waren Gene Serene genau richtig! Sie überzeugten das Publikum und lieferten eine gute Show ab.
Auch fernab der Live-Acts war die Erfahrung der Queer-Party im SWEAT! Club im Nachhinein jedoch, dass – entgegen allen Erwartungen – eher weniger Schwung auf der Tanzfläche herrschte als sonst in diesem Club. Vielleicht waren die meisten Frauen und Männer an diesem Abend auch mit anderen Dingen beschäftigt. Das ist an einem solchen Abend irgendwie ja auch mehr als legitim.
Die Fotos stammen von den Veranstaltern. Mehr davon findet ihr hier.