Erinnern wir uns an das Jahr 2008: Konstantin Gropper, ein junger Mann aus Oberschwaben, veröffentlichte unter dem Namen Get Well Soon ein Debütalbum, das die Menschen zum Staunen brachte. Es dauerte nicht lang, bis die nationale und internationale Musikszene ihn wie einen Propheten feierten. Dementsprechend hoch angesetzt sind nun die Erwartungen an das Nachfolgewerk „Vexations“. Schafft Gropper es noch immer, seinem Wunderkind-Status gerecht zu werden…?
Beschäftigen wir uns mit den trockenen Fakten: Get Well Soon ist von der Einzelperson Gropper zu einem richtigen Projekt herangewachsen. Wo auf dem Debüt noch alles im Wohnzimmer aufgenommen wurde, ist diesmal ein ganzes Orchester und ein professionelles Studio im Spiel. Das merkt man der Musik auch an. Die Aufnahmen sind sehr räumlich und trotzdem noch nah am Hörer und wahnsinnig warm. An der Stimme und den Texten von Get Well Soon kann man sich nach wie vor nur erfreuen. Der Gesang angenehm dunkel und dazu Texte, die das Leben beschreiben. Geschichten, die das Leben schreibt – und wovon sich jeder seinen Teil mitnehmen kann. Dabei wird auch eine gewisse Ironie nicht außen vor gelassen. Eine Verballhornung der Killers mit der Zeile ‚Are we human or are we dynamite?‘ ist da nur ein Beispiel.
Doch es hat sich vom Gefühl her etwas getan seit dem Debüt. Was sich schon auf der letzten EP „Songs Against The Glaciation“ ankündigte, wird nun ausgereizt: Dunkelheit. Tiefste Dunkelheit. Die Musik zerrt den Hörer sofort in ein schwarzes Loch hinein und lässt ihn dort nicht wieder heraus, bis der letzte Ton erklingt. Die Musik berührt so stark, dass man zwischendurch fast auf Stop drücken möchte, so tief geht das. Diese Schwere gipfelt in den Songs „Red Nose Day“ und „That Love“. Das darf natürlich kein Kritikpunkt sein und ist vielleicht im bitteren Winter auch keine Überraschung, aber doch vermisst man ein wenig die Leichtigkeit des Debütalbums.
Dieses Album ist sehr groß. Ohne Frage. Sowas kennt man aus Deutschland sonst nicht einmal im Ansatz. Doch trotzdem wird der Hörer mit gemischten Gefühlen zurückgelassen. Get Well Soon? Es wird schon wieder besser werden? Wenn man „Vexations“ hört, hat man wahrlich den Eindruck, dass nie wieder irgendetwas gut werden könnte. Die totale Düsternis. Aus der Misere retten kann man sich wie folgt: Betrachten wir den Namen als rettende Hand aus dem endlosen Fluss der Melancholie. Dann haben wir sogar wieder das Licht am Ende des Tunnels gefunden, das „Rest Now…“ noch einen Ticken besser als dieses Zweitlingswerk machte.
VÖ: „Vexations“ erscheint am 22.01.2010 auf CitySlang.