Wenn man drei Jahre für das Erstellen eines Albums benötigt, dann kommt automatisch die Frage: Woran hat es gelegen?
Am Mangel an Ideen jedenfalls nicht. Auf Ghinzus neuer Platte tummeln sich die guten Einfälle nur so. Nur leider hat die Band wohl den Wald voller lauter Bäumen nicht mehr gesehen. Ob das nun ein Album für eifrige Entdecker ist, oder den Hörer einfach nur überfordert sei dahingestellt. Mirror Mirror ist kein großer Wurf.
Ghinzu aus Belgien sind echte Soundtüftler. Die meiste Zeit bei der Entstehung des Albums ist bei der Suche nach dem richtigen Sound für die Instrumente draufgegangen. Und das ist soweit ja eigentlich kein Problem. Aber braucht es denn tatsächlich gleich drei Produzenten (Christine Verschorren, Dimitri Tikovoi, Nick Terry – werden im Booklet als ‚Regisseure‘ bezeichnet), um in die richtige Spur zu finden?
Dass sie sich in den Details verloren haben geben sie selber genauso zu, wie das dieser Umstand bald zur Belastung wurde. Aber was soll das sein? Musikalische Chaostheorie? Sie hätten die Platte vermutlich noch einmal lange Zeit beiseitelegen sollen um die vielen Ideen, mit gewonnenem Abstand, von einander zu isolieren, gegeneinander aufzuwiegen und einiges an Output für die nächsten Platten aufzuheben.
So wirkt Mirror Mirror wie ein Kraftpaket das alles sein will, vieles kann, aber nirgendwo richtig ankommt. Dabei sind sie richtig gut: Mirror Mirror hat Melodien wie sie sonst nur die Pop-Götter aus dem Feuer schmieden können. Mirror Mirror ist Noise und so weiter. Man könnte auch sagen: Sie sind zu allen Richtungen hin offen. Und vielleicht wollten sie genau damit aufwiegen, dass die Songs in sich selbst nicht mehr so verspielt sind wie noch auf dem Ghinzu Meilenstein Blow.
Aber zu Gute halten muss man auch, dass eine Band wie Ghinzu von seinen Fans vielleicht erwarten darf, dass man sich auf jeden Song neu einstellen muss, denn anspruchsvoll waren die Belgier schon immer.
Mirror Mirror ist also ein schwieriges Unterfangen. Es macht zwar auf der einen Seite deutlich was für eine versierte Band Ghinzu sind. Aber sie verpassen den Moment der Versöhnlichkeit. Den Moment der dem Hörer hilft Mirror Mirror zu erschließen und zu begreifen, was genau hier der Vater des Gedankens war. So aber wirkt so manche wahllos durcheinander gewürfelte Best-Of Platte besser sortiert als dieses Album. Aber vielleicht war es nötig um den Kopf frei zu kriegen. Wird die nächste Ghinzu aufgeräumter und reduzierter – dann prophezeie ich Großes.