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Carl Barât – Carl Barât

Es ist sicher nicht der günstigste Zeitpunkt für Carl Barât, sein erstes Solo-Album auf den Markt zu bringen. Nur wenige Wochen ist es her, dass er mit den wiedervereinigten Libertines englische Festival-Bühnen beehrte. Mit der selbstbetitelten Platte stellt Barât sich nun die schwere Aufgabe, dem eigenen Schatten zu entfliehen.

Wenn man es genau genimmt, versucht Carl Barât schon seit geraumer Zeit, den Fängen seiner Vergangenheit zu entkommen: Nach der reichlich dokumentierten Implosion der Libertines in 2004 musste sich alles was er anging an der von ihm und Pete Doherty angeführten Truppe messen lassen. Auch dem Vergleich mit seinem einstigen Kollaborator, der sowohl mit einer neuen Band, als auch mit einem Solo-Album aufwartete, musste er sich stellen. Als sich dann 2008 die eigene Folgeband Dirty Pretty Things einvernehmlich trennte, um sich ’neuen Dingen‘ zu widmen, kam Barât zu dem Schluss, dass er genug von Bands habe.

Das Ergebnis dessen kann sich durchaus hören lassen. Die Indie-Rock-Gitarren sind theatralischen Pianos und Streichern gewichen. Manche der Songs klingen, als entstammten sie einem viktorianischen Karneval. So zum Beispiel der Eröffnungs-Track ‚The Magus‘, der dramatisch und düster daherrollt, wohingegen die Single ‚Run With The Boys‘ mit Trompeten und poppiger Unbeschwertheit besticht. ‚So Long, My Lover‘ ist ein ehrlicher Appell an eine gescheiterte Liebeszeziehung, wobei Libertines-Enthusiasten Zeilen wie „I was reckless, you were free/ I took you ‚round the world with me/ So holy together/ No devils could tear us apart“ ebensogut auf die Freundschaft von Barât und Doherty übertragen könnten.

Auf den zehn Tracks des Albums nutzt Carl Barât die Möglichkeit, sich musikalisch jenseits schrammelnder Gitarren auszuleben und tut dies mit Freuden: Vom Pop von ‚Je Regrette, Je Regrette‘, über das düstere Cabaret von ‚The Fall‘, bis hin zur herzerwärmenden Liebeserklärung in ‚Ode To A Girl‘, zeigt Barât seine Bandbreite.

2010 scheint das Jahr der Katharsis für Carl zu sein. Sein erstes Buch „Threepenny Memoir“ hat er ebenfalls soeben veröffentlicht, in welchem er auch von der turbulenten Zeit mit den Libertines erzählt. Es scheint, als wäre da noch eine Menge aufzuarbeiten.

Doch das Album zeigt, dass Carl Barât bei all der Vergangenheitsbewältigung seine eigene Stimme gefunden hat und diese macht deutlich:

Hier geht es nicht um die Libertines. Hier geht es nicht um Pete.


Carl Barât – „Carl Barât“ erscheint am 01. Oktober 2010 über Pias.

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