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Good Shoes – No Hope, No Future

Mit „Think before you speak“ gelang dem britischen Quartett Good Shoes im Jahr 2007 ein rasantes Debüt, das in der heimischen Szene dankbar aufgefasst wurde und erfolgreich in die englischen Charts einstieg. Für „No Hope, No Future“ hat sich das Kollektiv aus Morden einem Entwicklungsprozess unterworfen. Noch rhytmischer, noch zuckender, noch druckvoller sind die 10 Songs geraten, von denen Sänger Rhys Jones behauptet, dass sie am flüssigsten erabeitet werden konnten, wenn gerade eine Beziehung eines der Bandmitglieder in die Brüche gegangen sei.

Und tatsächlich durchzogen vor allem die facettenreichen Beziehungsproblematiken den Erstling. Das Außenseitertum wurde nicht unbedingt zelebriert, aber doch mit einem Augenzwinkern billigend in Kauf genommen. Eine charakterliche Einstellung, die dem äußeren Erscheinungsbild der Engländer wie maßgeschneidert angeglichen schien. Auf „No Hope, No Future“ ist dies nicht in Gänze gewichen und dennoch erscheinen Good Shoes eindeutig forscher und selbstbewusster als zuvor. Das Textliche preist nicht mehr die Fügung in das aufoktroyierte Schicksal, sondern vielmehr das kompetente, aktive Einschreiten. „You should learn to protest and learn to question/ everything you´re told“ („I Know„). Die Glorifizierungen des weiblichen Geschlechts wurden ebenfalls erheblich reduziert, sodass der kritisch klare Blick überwiegt. „Try and do the things you want/ But you never do them for me“ („The way my heart beats“). Die Initiative muss ergriffen werden. Die empirische Analyse muss artikuliert werden und darf keinesfalls hemmungsvoller Zurückhaltung unterliegen. „And you used to smile and hold hands/ But that doesn´t happen much these days/ And the photos fade and the hair turns grey/ Go your own way/ Times change so have you“ („Times change“).

Dabei passt das klangliche Gewand des britischen Kollektivs gut in den Gesamtkontext des Zweitwerks. Ungestümer, druckvoller und rhytmischer ist die Musik geworden. Bewusst wird das Tempo als Stilmittel eingesetzt, während Sänger Rhys Jones kaum Zeit findet Luft zu holen. Zwischen den Zeilen voll von Vorwürfen und Abrechnung. Der Bass gleitet als tragendes Element durch die Songs, gespielt von Bob Matthews, welcher der Band allerdings lediglich zu Aufnahmezwecken zur Verfügung stand. Seinen Platz bekleidet seit her Will Church, der formals mit Vincent Vincent and the Villains im Rampenlicht der britischen Bühnen stand. Länger sind die Stücke geworden, ausufernder und düsterer. Vielleicht ein wenig zu düster für eine Band wie Good Shoes, die auf „Think before you speak“ mit cleveren Melodien überzeugten, die auf „No Hope, No Future“ in einem allgemeinen Brei aus Gitarren unterzugehen scheinen. Das Schlagzeug wird selten sauber herausgestellt und zumeist kann es das auch nicht, da Thomas Jones brachialer spielt, als es auf dem Vorgänger der Fall war. Gelegentlich blitzt kurzeitig Steve Leachs Feingefühl an der Gitarre hervor, der ungeachtet dessen nach wie vor ein überaus fähiger Gitarrist ist.

Während das Debüt im schwedischen Malmö aufgenommen wurde, entschied sich die Band für die Arbeit am zweiten Langspieler in heimischen Gefilden zu bleiben. So fanden die Aufnahmen ausschließlich in den Londoner Stadtteilen Morden und Dalston statt. Es sei der Wille der Band gewesen, das Album in Eigenregie zu produzieren und sich keinen Zwängen zu unterwerfen. Viele Freunde sollten an den kreativen Prozessen um die Aufnahmen beteiligt werden, so Sänger Rhys Jones. Allerdings ist von dieser Zwanglosigkeit wenig zu spüren. Was bei „Think before you speak“ in gleichermaßen unbändiger sowie unkomplizierter Spielfreude gipfelte, wirkt auf „No Hope, No Future“ erzwungen und künstlich reif inszeniert. Ein brilliantes Debüt erhöht sicherlich den Druck einen legitimen Nachfolger abliefern zu müssen. Diesen Erwartungen kann der neue Tonträger nicht gerecht werden, gerade weil die Band ihr Potenzial nur ansatzweise ausschöpft. Vielleicht auch weil der Anspruch der heimischen Szene zu groß und zu unmittelbar war. „Du kannst die Musik auf einer Party hören oder wenn Du gerade auf dem Fahrrad unterwegs bist“, sagt Steve Leach über das eigene Produkt. Definitiv: Gut ins Ohr gehen die Songs allemal, nur lange im Gedächtnis bleiben werden sie leider nicht.

„No Hope, No Future“ erscheint am 5. März 2010 bei Pias.

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