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Gossip – A Joyful Noise

Knapp drei Jahre nach ihrem Megaerfolg Music For Men gedenken Gossip mit ihrem nunmehr fünften Studio-Album A Joyful Noise an vergangene Erfolge anzuknüpfen. Fest steht: Mit dem zweiten von der weiten Masse wahrgenommenem Machwerk entscheidet sich, wer die Band von nun an sein möchte.

Das waren ein paar aufregende Jahre für die Truppe um Disco-Punk Queen, Mode-Ikone, Gay Pride-Botschafterin Frontfrau Beth Ditto. Niemand hatte 2009 voraussehen können, welche Aufmerksamkeit Ihnen das von Rick Rubin produzierte Album „Music For Men“ einbringen sollte. Urplötzlich war Beth Ditto nicht mehr bloß Darling des britischen NME, sondern Muse Karl Lagerfelds, Gast bei Stefan Raab und mit ‚Heavy Cross‘ in Dauerschleife auf jedem Radio-Kanal zu hören. Kurz: Sogar unsere Großeltern wussten plötzlich, wer die vollschlanke Rock-Röhre aus Arkansas war. Doch gleichzeitig entfremdete die Band Fans der ersten Stunde. Zu groß war die Diskrepanz zwischen dem herrlich rotzigen Südstaaten-Punk früherer Alben (damals noch unter dem Namen „The Gossip“ veröffentlicht) wie „That’s Not What I Heard“ und „Standing In The Way Of Control“ geworden. Die Rohheit von einst war auf „Music For Men“ allenfalls noch rudimentär hörbar.

‚So you’re not a rock’n’roller and there’s nothing wrong with that“ heißt es im Opener zu ‚A Joyful Noise‘. Diese Zeile lässt sich ohne viel Fantasie als Kommentar zu Kritikern ihres radikalen Stilwechsels deuten. Die 11 Tracks auf A Joyful Noise führen den auf dem Vorgänger eingeführten Disco-Pop weiter, die 70er und 80er als fixe Referenzpunkte. Drummerin Hannah Blilie darf noch den Beat vorgeben, während Nathan Howdeshells Gitarre zu Gunsten von Synthesizern in den Hintergrund tritt. Dabei bleibt der Sound entsprechend kontrolliert, tanzbar und kontrolliert tanzbar. Pogo-Ausbrüche wie einst zur Hymne ‚Standing In The Way Of Control‘ dürften nicht zu erwarten sein. Dies ist wahrscheinlich auch der Produktion von Brian Higgins geschuldet, der schon für Kylie Minogue, Texas und die Pet Shop Boys an den Reglern saß. Bei diesen Referenzen ist klar, dass Gossip bewusst den Kurs, den sie mit dem Vorgänger eingeschlagen haben, beibehalten wollten — den Mainstream am Horizont.

Wenn man ehrlich ist, muss man sich fragen: „Was hätten sie auch anderes tun sollen?“ Natürlich orientierte man sich weiter an dem Sound, der der Band ausverkaufte Hallen und ein Millionenpublikum einbrachte, statt dem harten Kern früherer Kenner der Band zuzuspielen. Ob dies nun als Ausverkauf oder Verlust an Integrität zu bewerten ist, sei dahingestellt. Denn ungeachtet dessen, ob einem gefällt, was da die Tanzfläche beschallt, kann man sich doch des Eindrucks nicht erwehren, dass sich Hannah, Nathan und Beth in diesem Genre wohlfühlen.

And there’s nothing wrong with that.


Gossip – „A Joyful Noise erscheint am 11. Mai 2012 über Sony Music.

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