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Great White Shark – Bring Us Back Together E.P.

Was als kleines Rinnsal begann, hat sich mittlerweile längst zu einem reißenden Strom entwickelt. Die britische Avanantgarde schwört auf die deutsche Haupstadt, Berlin entpuppt sich als europäisches Mekka der alternativen Musikszene.

Es verwundert also wenig, dass auch Adam Neal und Jack Wharton, hauptberuflich für die milchbärtigen Eight Legs tätig, ihren Seesack über die Schulter warfen, den Ärmel-Kanal überquerten, um schließlich an der Spree ihr neues Domizil zu beziehen. Great White Shark nennt sich das neue, mit dem Tapetenwechsel einhergehende Projekt der Engländer. Der erste musikalische Auswurf erscheint am kommenden Freitag und zwar in Form der digitalen Debüt E.P. „Bring Us Back Together“.

Mit an Bord befinden sich Sänger Jim Cubitt sowie der in Berlin wohlbekannte Vincent Wager am Schlagzeug. Multitalent Wager, unter anderem Moderator bei Motor FM, dürften seine hervorragenden Kontakte in der Metropole sehr zum Vorteil in puncto Etablierung seiner neuen Band gereichen. Quasi vom Fleck weg griff das Hauptstadt-Label Snowhite zu und zog das Quartett mit einem Vertrag an Land. Das kindlich anmutende Cover malte Kunst-Kenner und, wie Neal und Wharton, ebenfalls Exil-Brite Eddie Argos. Der Art Brut-Kopf ist gleichermaßen samt Lebensgefährtin in Berlin ansässig. Networking par exellence.

Musikalisch haben die vier Songs indes überraschend wenig mit dem Schaffen des Mutterschiffs Eight Legs gemein und das, obwohl sich Gitarrist Neal stets als exaltiertester Repräsentant des Quartetts produzierte. Es ist also keinesfalls der ruppike, aufgekratze, nebenbei altbewährte Klang, den Great White Shark reproduzieren, sondern vielmehr ein abgeklärter, bedeutungsschwangerer Sound, der trotz seines Pathos nicht zu hochgestochen klingt. Ganz im Gegenteil. Vorbei scheint die bubenhafte Großkotzigkeit und das Schmoren im eigenen Saft. Es steht zu vermuten, dass der kreative Prozess eindeutig durch das Studium des Materials bereits arivierter Musikgruppen des britischen Königsreichs beeinflusst wurde, wenn nicht gar seine Prägung erhielt. Zwei Formationen sind es, die artok vor dem geistigen Auge erscheinen. Zum einen das inzwischen aufgelöste Trio The Rascals und zum anderen das „Super-Projekt“ The Last Shadow Puppets um Artic Monkeys-Songschreiber Alex Turner und Miles Kane, Sänger bei eben jenen The Rascals.

Great White Shark kommen ähnlich daher: Reichlich Hall, Tremolo-Gitarren und vor allem der klar artikulierte Gesag Cubitts. Angenehm tiefenlastig und nicht keifend, ungezielt ausufernd oder gar hysterisch kreischend. Neal spielt dazu Melodien, die Vampire Weekend ebenfalls gut zu Gesicht stünden. Das berühmte Rad wird das internationale Quartett sicher nicht neu erfinden, aber darum dürfte es der Formation auch keinesfalls gehen. Ihr Stil ist zweifelsohne retro und dessen sind sich die Musiker auch bewusst. Der Brit-Pop wird als Inspirationsquelle konsultiert, die eigene Musik demnach als „Baggy“ bezeichnet. Poplastig und tanzbar.

Der Hai geht auf einen Tauchgang in die epischen Spähren der Tiefsee. Düster und erhellend zugleich, eine Opposition, die die Kombo nicht abzuschrecken scheint und die dem gemäß auch keine Widersprüchlichkeiten innerhalb des Schaffens der Band hervor ruft. Vielmehr manövriert sie den Hörer durch ruhige Gefilde, ohne dabei je den Anschein zu erwecken, an die vielleicht raue Oberfläche des Ozeans auftauchen zu wollen. Unspektakulär? Vielleicht. Und dennoch: Feige ist das nicht, denn Great White Shark wissen um ihre Stärke. Reduktion anstatt Expansion. Pomp, aber ohne Kitsch. Reif und abgeklärt, fast schon routiniert ist das, was die Band abliefert allemal.

Kitschig ist höchstens die Paralelle, die wir formulieren: Der Hai ist nicht als hektischer Räuber bekannt. Er beobachtet, umgarnt, wartet auf den richtigen Moment, um dann umso gewaltiger zu zubeißen. Der weiße Hai ist gar ein Mythos, der dem Zerfall preisgegeben wäre, würde er zu oft auftauchen. Hoffentlich wissen Great White Shark diesen Fakt zu beherzigen.

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VÖ: „Bring Us Back Together“ erscheint am 23. Sep. 2011 via Snowhite.

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Great White Shark gemeinsam mit The Blue Angel Lounge auf Tour:

25. 10. 11 Frankfurt- Nachtleben

26. 10. 11 Köln- Tsunami

27. 10. 11 Bremen- MS Treue

28. 10. 11 Berlin- Crystal

02. 11. 11 Wien- B72

03.11. 11 Augsburg- Schwarzes Schaf

04. 11. 11 Stuttgart- ZwölfZehn

05. 11. 11 München- Atomic Café

 

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