Startseite » Hawthorne Heights, Zox, District – Live im Prime Club Köln

Hawthorne Heights, Zox, District – Live im Prime Club Köln

Die in den USA mehr als steilgehenden Hawthorne Heights kamen nach zwei unspektakulären, dafür aber umso erfolgreicheren Alben und der folgenden unschönen Trennung vom Label Victory Records endlich auch nach Deutschland.

Die erste Show der Band mit den drei Gitarristen fand am Sonntag, 20 August, in Köln statt. Wäre selbst die Live Music Hall in den USA wohl zu klein für die fünf Jungspunde, mussten sie sich hier dann doch mit dem Prime Club begnügen. So ganz ausverkauft war es zwar immer noch nicht, aber doch ansehnlich gefüllt. Vor der Bühne allemal. Und das bei einem unverschämten Kartenpreis von 17 Euro an der Abendkasse. Na ja, immerhin sollten zwei Vorbands spielen, das ließ auf eine Rechtfertigung für den stolzen Preis hoffen.

Fehlanzeige. Die erste Band kam aus England, der Sänger sprach deutsch, die Mädchen in den vorderen Reihen fanden ihn süß. District spielten ein an Kraftlosigkeit kaum zu überbietendes Set voller mittelmäßig gut geklauter Emorock Standards. Dass das Publikum am lautesten applaudierte, als der Sänger erwähnte, dass seine Mutter aus München stammt, lässt sich wohl einerseits auf die immer noch grassierende Deutschland-Euphorie, andererseits aber mit Sicherheit auch auf die Belanglosigkeit der Band zurückführen.

Nach dem Abgang der fünf Engländer folgten dann die US-Amerikaner von Zox. Schon im Vorfeld hatte jeder zweite Konzertbesucher einen unsagbar hässlichen Zox-Smilie Aufkleber an irgendeiner Partie auf dem Körper kleben. Die Jungs bevorzugt auf dem Rücken, die Mädchen nicht weit vom Ausschnitt entfernt. Dem Internet sei Dank kannten wohl einige der Anwesenden die Band und ihre Songs schon, so dass es auch vor der Bühne merklich voller wurde. Musikalisch machten Zox einiges anders als District und Hawthorne Heights. Auffälligstes Merkmal war wohl der Geiger, was ja seit Yellowcard auch in der Emo-Gitarren-Poppunk Welt voll in Ordnung geht. Die Band ging aber allgemein eher „mellow“ zur Sache. Die Zerrgitarre blieb in der Hosentasche, stattdessen wurden angecrunchte Sounds mit poppigen Refrains und einem eher mittelmäßig lustigem Auftreten des Bassisten kombiniert. Teilweise holte man gar mit dem gefürchteten Ska-Hammer aus und verscheuchte mich damit kurzzeitig in den hinteren Bereich der Lokalität. Den Fans, der Ausdruck ist bei der Euphorie wohl angebracht, hat es gut gefallen. Nicht wenige besorgten sich nach der Show Autogramme der Helden und ließen sich für ihr MySpace Profil mit den Stars ablichten. Die positive Publikumsreaktion konnte aber leider nicht über die Uneigenständigkeit Zox’ und vor allem nicht über das sehr dünne Stimmchen des Sängers hinwegtäuschen. Als beste Eigenschaft der Band lässt sich wohl der gelegentliche Dreiergesang zählen, da fielen dann auch die Volumenmäßig eher in der Kreisklasse spielenden Stimmen der Akteure nicht so ins Gewicht.

Dadurch, dass die Supportbands sich vor der Backline der Headliner aufbauen mussten, dauerte der Umbau nicht wirklich lang, der neuerliche Soundcheck blödermaßen aber schon, so zerrann die gewonnene Zeit schnell wieder. Immerhin wurde so die Gelegenheit geboten sich von den T-Shirt Preisen abschrecken zu lassen. Einige zahlten aber gern die 20 Euro und verschönerten das neue Kleidungsstück dann auch prompt mit Zox Aufklebern.

Dann war es endlich soweit und die Stars aus Übersee betraten die Bühne. Vor der Bühne wurde es eng und erstmals kam so was wie Konzertstimmung auf. Die großen Hits wurden ausgepackt und das Publikum nahm sie gerne an. Zaghafte Stagediving-Versuche wandelten sich zu engagiertem Springsport einzelner und der gesamte Raum sang die Refrains der Stücke mit. Hawthorne Heights hatten deutlich mehr Druck als die Vorbands, der Sänger klang kraftvoller als ich erwartet hatte und die Schreie kamen wesentlich direkter als auf Platte. Nicht schlecht, ich hätte mit schlechterem gerechnet. Dass sich einzelne Songs nur marginal unterscheiden und man keine großen Unterschiede zwischen den beiden veröffentlichten Alben ausmachen kann, störte die angereisten Fans nicht wirklich.

Der Höhepunkt war wohl erreicht, als einer der Gitarristen sich seiner Gitarre entledigte und zum Bad in die Menge sprang, zumindest für die Damen, die die Ehre hatten ihn zu berühren. Das ist es, was die Generation MySpace zu wollen scheint. Die Konzerte der Lieblingsbands kennt man ja sowieso schon von Internetbootlegs, bei der eigentlichen Show geht es dann in erster Line um das „da gewesen sein“ und ein paar nette Geschichten fürs Blog-Tagebuch. Hawthorne Heights gaben sich dann auch relativ viel Mühe um den Club weiter zu animieren, wobei nicht selten das Gefühl aufkam den ein oder anderen Satz schon mehrfach gehört zu haben. Was soll man auch groß sagen, wenn das Publikum beim nächsten Song springen und im Chorus bitte in die Hände klatschen soll? Nach ein paar Zugaben war der Spuk dann vorbei, alle Hits gespielt und das Publikum musikalisch befriedigt. Einzig die Ansagen kamen bei einigen der Besucher nicht ganz so gut an, wie mein auf soziologische Phänomene hin geschultes Ohr aus den Gesprächen der Fans raushören konnte. Warum weiß ich nicht, vielleicht haben die Kids doch noch gemerkt, dass die Show arg einstudiert war, jede Publikumsanimation wie aus dem Phrasenbuch kam und die Band teilweise lustlos wirkte.

Da hielten sich die kleinen Emo-Hüpfer dann letzten Endes doch lieber an Zox. Die waren wenigstens bereit sich fotografieren zu lassen und gaben fleißig Autogramme. Und darum geht es ja schließlich bei einem Konzert, oder etwa nicht!? Dass Hawthorne Heights eine musikalisch astreine Show lieferten und einige nette Emopop-Songs an Bord hatten, spielte zu diesem Zeitpunkt keine Rolle mehr. Die Batterie der Digicam hält ja nicht ewig.

4 comments

  1. fftl_loVer says:

    lol^^ shice review.. die bands waren allesamt gut und das konzert ebenso… wie kann man ein konzert nur so ins kleinste zerhacken und jedes detail analysieren?? versteh ich nich.

    -hawthorne heights rule.

Wir freuen uns über deinen Kommentar: