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herrenmagazin – atzelgift

Endlich, endlich, endlich das Herrenmagazin Debüt! Wie lang sich das verschoben hat, und dann nochmal verschoben, und dann nochmal verschoben – man mag es nicht mehr wissen wollen. Hat sich das Warten gelohnt? Und wer wartet überhaupt und warum?

Eine relativ schöne Eigenschaft der deutschen Sprache ist, dass man Sätze auch ohne die Vokale schreiben kann, und sie blieben trotzdem lesbar. Mss ch ds nch rgndw sfhrlchr bwsen? Einige Bands nutzen dies sogar schon offiziell (SDNMT), bei anderen würde es sich einfach anbieten: Hrrnmgzn. Wunderbar! Warum ich auf so einen Quatsch komme? Irgendwie erklärt das recht plausibel die Kauzigkeit zu erklären, die auch oder gerade dieser Band irgendwie innewohnt (und ausserdem buchstabiert sich zumindest ein Track so).

Schon über zwei Jahre her, dass ich sie das erste Mal live gesehen habe, damals noch als Vorband der ebenfalls netten Junges Glück schafften sie es mit eben jener Kauzigkeit – vielleicht mag man da auch eher angenehm uncool sagen, wie auch immer – und vor allem einer dicken Portion Passion trotz teilweise schlimmen Sound zu überzeugen.

Geh immer geradeaus und trotzdem sowas von verlaufen.

Was mich damals die LP mitnehmen lies, zu noch einem Konzertbesuch motivierte und zum oftmaligen Besuch der Homepage anhielt. Nach und nach immer mal einen Song mehr, was dazu führt, dass im mindesten ein Drittel der Songs auf Atzelgift schon irgendwie bekannt sind und dem Album so leider den Rhythmus nehmen. Das wird aber zumindest von meiner Seite aus der einzige Kritik am Debüt sein.

Wir haben nichts vereinbart,
ruinier Dir nicht die Knochen,
denn wer den Preis nicht kennt,
der wird eben gebrochen.

Die Herrenmagzin`sche Passion und der live versprühte Elan haben es dankenswerterweise mit auf das Album geschafft – und das glücklicherweise in akzeptabler Produktion. Und da Herrenmagazin so alles haben, was man braucht (Gitarre, Schlagzeug, Bass, Gesang) um irgendwie deutschen Indierock zu machen, tuen sie genau das. Rau geht es zu, eindeutig spürt man die Punksozialisation der Vier.

Das allein klingt noch nicht allzu besonders, was hier allerdings zu Schwärmerei verleitet und diese Band überhaupt erwähnenswert macht – neben dem Aspekt, dass Rasmus Engler schlagzeugt – ist das gebrochene Herz dieser Platte. Ein Satz der Promoinfo bleibt hängen: „Dunkle Sätze für Zwischenmomente von Typen, deren Leben zum Großteil aus Zwischenmomenten zu bestehen scheinen.“ Musik wie man sie zwischen Kater und erstem Bier hört, oder andersherum.

Prost mein Lieber, du hast es wiedermal geschafft.
Sie geht nicht über Nacht, über Nacht.
Sie geht nicht über Nacht, über Nacht.
Sie geht nicht über Nacht, über Nacht.

Die schönste nicht-schöne Platte seit langem aus Hamburg (ok die peters. ging auch schon in diese Kerbe, aber vom Ansatz her ganz anders), gut zu sehen, was Punk anrichten kann, wenn er sich nicht selbst überlebt, inclusive verzerrten Gitarren zum Schluss, inclusive hidden track, vom Wind, der Nichts als Scheisse bringt. Wer dem Wort Resignation einen bestimmten Wert zuordnet, dem könnte diese Platte gefallen.

VÖ: 13.06.2008

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