Graustufen. Klassische Eleganz. New Romantics. Diese oder ähnliche Assoziationen könnten einem mit dem ersten Blick auf das Cover des Debütalbums Happiness vom britischen Duo Hurts unterkommen. Nicht nur einen Hauch 80er Jahre versprüht dieses Bild. Ein zeitlicher Rückschritt hat in diesem Falle aber keine negative Kehrseite zu bedeuten.
Seit Wochen wird die erste Singleauskopplung Wonderful Life von sämtlichen Radiosendern gepusht, während andere sie als bloße Kopie von Chris Isaak verschmähen. Umhergeschwirrt sind einige Songs jedenfalls schon eine ganze Weile. Umso spannender ist es zu hören, welcher Metamorphose der ein oder andere Song noch unterlaufen ist und was es neben Wonderful Life noch zu hören gibt.
Adam Anderson und Theo Hutchcraft bilden also Hurts. Eine erzählenswerte Anekdote zur ersten Begegnung hat das Duo auch zu bieten: Kurz vor Weihnachten 2005 in Manchester hat das Schicksal seinen Lauf genommen. Während ihre jeweiligen Freunde mit den Fäusten aufeinander losgingen, waren die beiden nicht daran interessiert, in eine Schlägerei involviert zu werden und entwickelteten vorzugsweise ein angeregtes Gespräch über Musik. Das war jedoch nicht der einzige Kampf, dem sich die beiden stellen mussten. Doch nun gehören die dunklen Tage endlich der Vergangenheit an. Mittlerweile konnte das Duo der Finanznot und der alten Band den Rücken kehren und mit dem neuen Projekt unter Vertrag bei Sony Music im Musikgeschäft Fuß fassen. Viel Zeit und Erfahrung sind demnach vergangen seit dem misslungen Showcase in London Ende 2008. Erlebnisse, die die Musik von Hurts zu dem gemacht hat, was sie nun ausspricht: Ruhe, eine gewisse Düsternis, aber am Ende immer die durchscheinende Hoffnung.
„Stay“ unterläuft den klassischen Modellen eines dramatischen Popsongs. Ein einfach gestrickter, aber tief greifender Text. Beginnend mit einem simplen Klavierlauf und der mitfühlenden Stimme von Theo Hutchcroft. Eine langsam aufgebaute Spannung bis zum Höhepunkt im Refrain, ausgeschmückt mit widerhallenden, operettenhaften Frauenstimmen, die immer und immer wieder nur das Wort „Stay“ singen. Der Herzschmerz wird greifbar. Die Dramaturgie stimmt.
„Better than Love“ ist geprägt durch obligatorisches elektrisches Gefrickel, das zu gerne an den Synthie-Pop der 80er Jahre erinnert. Einer der wenigen Songs, die einen schnelleren Takt vorausgeben.
Kurz vor Schluss findet keine geringere Popsängerin als Kylie Minogue die richtigen Takte, um ihre Stimme einzusetzen. In „Devotion“ bildet sie als eine der Erfolgreichen der 80er Jahre die passende Duettpartnerin, um die Sehnsucht und Elend spürbar zu machen.
„The Water“ könnte so etwas wie der Geheimtipp der Platte sein. Quasi so geheim, dass sich nach dem letzten Ton noch ein Hidden Track mit einschleicht. Water jedenfalls fließt mit Piano, Streichern und getragener Stimmung dahin und wird zu einem, wenn nicht dem, dramatischsten und schönsten Song der Platte.
There’s something in the water
I do not feel safe
It always feels like torture to be this close
I wish that I was stronger
I’d separate the waves
Not just let the water take me away
Mit „Happiness“ haben Hurts ein nahezu perfekt konzipiertes Album erschaffen. Hurts schaffen es mit einer guten handvoll Pathos, Verlust, Liebe und Weltschmerz zu elaborieren. Dennoch laufen die elf Songs unter dem Titel Happiness. Und wer mit offenen Ohren zuhört, versteht am Ende des Tages auch warum.
Mit dem heutigen Release kann der Hype nun vollends Überhand gewinnen.
Hurts live erleben:
18.10.2010 Kesselhaus | Berlin
19.10.2010 Uebel&Gefährlich | Hamburg
20.10.2010 Essigfabrik | Köln
22.10.2010 Theaterfabrik | München
VÖ: Happiness erscheint am 27.08.2010 via Four Music / Sony Music.