Die unaufgeregteste Platte des Jahres. Veredelt von einer Stimme, die wie fürs Erzählen gemacht zu sein scheint. I like Trains, ehemals iLiKETRAiNS, haben mit He who saw the Deep ein starkes Album aufgenommen, auf dem kein Song heraussticht aber auch kein Song schwächelt. Elf Perlen voller dunkler Anklänge und hoffnungsvoller Botschaften.
Die lassen sich Zeit. Verdammt viel Zeit. Und sie legen auch keinen Wert auf Singles, große Melodien oder gekünstelte Wendungen. He who saw the Deep ist ein in sich gekehrtes Album. Düster verwoben, aber nicht kühl und undurchdringlich. Es ist ein Album das Geschichten erzählen will, von Hoffnung und aufgebrochenen Strukturen, die den Blick auf die eigenen Stärken freilegen. Und I like Trains haben es an sich selbst ausprobiert. Aus eigener Kraft haben sie He who saw the Deep auf den Weg gebracht. Via selbst gegründeten Label (iLT), konnten die Fans der Band das Album vorbestellen und einen Beitrag zur Finanzierung der CD leisten.
Und auf ihre Fans scheint offenbar genauso viel verlass gewesen zu sein, wie auf ihre starken Songs. Alles auf He who saw the Deep klingt leicht, ungezwungen, ein Rausch aus kalten und warmen Klängen. Ein schwebendes Schlagzeug unterläuft die dichten, atmosphärischen Gitarren. Sänger David Martins Stimme erdichtet schlicht-schwarze lyrische Texte in denen sich Licht und Schatten stetig begegnen. Nach dem Debut Elegies to Lessons learnt weiß Martins auf He who saw the Deep nun: Hope is not enough. Die wichtige Erkenntnis auf dem Album lautet aber: Home is where the Heart is. Es ist dasselbe Wechselspiel aus Hoffnung und Verzweiflung wie man es bei den Editors findet.
Kein Wunder also, dass beide Bands bereits gemeinsam auf Tour waren. Und auch Interpol sind nicht fern, bedenkt man des dunklen Timbres von David Martins. Und für manch einen, dem die neue Interpol zu sperrig ist, ist He who saw the Deep das bessere Album, weil es so viel mehr Leichtigkeit versprüht.