Startseite » Im Gespräch mit Bertil Mark

Im Gespräch mit Bertil Mark

Bertil Mark ist seit Jahren vor und auf den Bühnen im In- und Ausland zu Hause. Am morgigen Freitag veröffentlicht er sein Album „Insight Outside“ unter seinem eigenen Namen in Kombination mit einem Fotobuch. Für die musikalische Unterstützung hat er sich viele Freunde ins Studio eingeladen, woraus eine spannende Zusammenstellung verschiedenster Stile entstanden ist. Wir sprachen mit Bertil über seine Musik, das Album und natürlich auch über seine Fotografien.

Erzähl uns doch zu erst einmal, wie es zu den Kooperationen mit so vielen verschiedenen Künstlern gekommen ist, hast Du da einfach gefragt, ob sie was für Dich machen wollen?
Ja genau, ganz einfach. Ich hab mit manchen schon Unterwegs auf Tour aufgenommen, zum Beispiel mit Jacob Hemphill, der war mit seiner Band SOJA Vorgruppe bei Gentleman, den hab ich in Mailand gefragt ob er nicht Lust hätte und dann fand er das Lied super und in Bremen haben wir das Stück dann im Nightliner aufgenommen, in der Zwischenzeit hatte er den Text geschrieben.

Also Du hast die gesamte Musik geschrieben und er dann den Text?
Ja genau, und dann hab ich natürlich immer noch weiter produziert, weil man davon ja wieder inspiriert wird, aber das Stück war da schon sehr weit.

Und die Texte sind generell immer von den Künstlern?
Ja definitiv, ich bin kein Texter, ich hab bei manchen Texten mitgewirkt, aber auch mehr als Produzent, wo man dann noch mal ein paar Ideen einwirft. Das war zum Beispiel bei Roman Fischer der Fall oder auch mit Chanty. Bei einem anderen Stück, „Changes“ von Roman, haben zum Beispiel die Bläser von SOJA mitgespielt, die haben wir in Wien in der Umkleidekabine aufgenommen, daraus habe ich dann zusammen mit Roman das Stück entwickelt. Sachen die ich im Computer gemacht habe, mal in Tokyo am Flughafen, sind darin verarbeitet worden. Ich war bei einer Freundin in London und die Besitzerin der Wohnung die hatte einen Flügel darin stehen und sie war nicht da und da hab ich zusammen mit dem Computer das Klavier aus dem Amir-Stück aufgenommen. Mit Carsten war ich auch mal in London und wir hatten Langeweile und waren in der Wohnung einer Freundin und haben dort nur mit einem Laptop das gesamte Stück gemacht, mit allen Sachen die da rumstanden, ein Klavier, ein kaputter Gitarrenverstärker und los gings.

Also ist das alles sehr spontan entstanden?
Ja, genau wie die Fotos auch! Alles im Fließen, alles im Fluss, alles aus der Hüfte und dann aber natürlich weitergeführt… Dann hab ich Leute auf den Mars eingeladen oder bin wo anders vorbei gefahren… Manche Stücke waren aber auch ganz schnell fertig, das Stück mit Peter von den Sportfreunden zum Beispiel, er kam um 18 Uhr und um 4 Uhr morgens war das Ding fertig, das ist einfach so aus uns heraus geflossen. Ich finde es ein ganz mutiges Stück, das Schlagerstück.
Es ist aber so untypisch für das Album…
Yeah untypisch, ist doch super! Ich finde, dass bis auf das Gentleman und das Stück von Thomas D alles eher untypisch geworden ist, obwohl Thomas auch noch nie so ein Stück gehabt hat, so komplett ohne Beat, tief. Ich finde, ich habe es geschafft, von jedem Sänger, mit dem ich zusammengearbeitet hab, eine andere Facette zu zeigen, das sind alles Stücke, die sie sonst nicht so auf ihrer Platte machen würden.

Ich stell es mir total schwierig vor, alle Künstler, die man gerne dabei haben würde zusammen zu bekommen. Gab es auch Stücke, die nicht mehr geklappt haben?
Ja einige Sachen haben nicht geklappt, dadurch sind dann aber andere wieder entstanden. Ich hatte noch andere, auch internationale Künstler angefragt, die ich gerne dabei gehabt hätte, Brian Molko zum Beispiel, der hat es leider nicht geschafft, weil es ihm gerade nicht so gut geht. Ich wollte auch gerne ein paar Experimente machen, ich war mal mit einer Band in Japan, Sweetbox heißt die, und die Sängerin hat sich leider erst eine Woche vorher gemeldet, vorher hatte ich sie ein halbes Jahr nicht erreicht und dann war das zu kurzfristig. Oder Jennifer Rostock, mit der hätte ich auch gerne was total Untypisches gemacht, so eine ruhige Nummer am Klavier oder so.

Wen ich ja auf der Platte vermisse sind The Notwist!
Ja genau, die haben es auch nicht geschafft, die haben da gerade einen Film-Soundtrack gemacht, aber der Spirit war auf jeden Fall bei mir!

Mich erinnert die ganze Platte so ein wenig an die Mars Musik Compilations, die es vor ein paar Jahren mal gab…
Dann weißt Du ja jetzt vielleicht, wer die meisten Stücke der Mars Musik Platten gemacht hat, immer unter einem anderen Künstlernamen… Das jetzt ist das erste Album unter meinem Namen, ich hab ja schon sehr viel Musik gemacht, wenn auch meistens im Hintergrund. Nee, Mars Musik, vor allem eins und zwei, war mehr oder weniger ich mit Gästen. Das waren so die Anfänge und da gibt es natürlich einen roten Faden, den man immer raushört, auch wenn es sehr bunt ist.

Bei einigen Künstlern war es ja sehr vorhersehbar, dass sie bei Deiner Platte mitmachen würden…
Nein das stimmt gar nicht, es war spannend bis zum Schluss. Clueso war zum Beispiel einer der ersten, der sich ein Stück ausgesucht hatte, der hat direkt in der Nacht, als ich ihm das schickte, das Ding fertig gemacht und dann hat es fast ein Jahr gedauert bis er es geschafft hat, mir das zurück zu schicken.

Wie lang hat der Entstehungsprozess des Albums denn insgesamt gedauert? Von der ersten Idee bis es endgültig fertig war?
Das ist schwer zu sagen, weil die ersten Ideen, so etwas zu machen, gab es schon 2003, da hab ich auch angefangen mich für Fotografie zu interessieren, wobei ich mich nicht wirklich als Fotograf sehe und das was grad passiert ist sehr befremdlich für mich. Es ist für mich ein wahnsinniger Erfolg, dass ich jetzt auf einmal ein Fotobuch rausbringe, ich wollte das immer gerne machen, so für Freunde, dass dann so was dabei rausgekommen ist. Das schönste ist ja, dass für jedes verkaufte Buch ein Baum gepflanzt wird. Vor einem Jahr hatte ich die Möglichkeit das auf eine andere Ebene zu hieven, also das es jetzt bei einem Verlag rauskommt. Es ist auch ganz toll, ich hatte künstlerisch da keine Einschneidungen, es gab ein paar Tipps und ein paar Meinungen, aber in der Gestaltung des Buchs, mit der Musik und allem drum und dran, hatte ich freie Hand. So um Weihnachen rum hab ich dann richtig Gas gegeben, von Weihnachten bis jetzt.

Wie kam es denn aber zu der Zusammenarbeit mit Michelle Leonard? Die kennt man ja eigentlich eher als Songschreiberin oder noch als Jury Mitglied bei Popstars, aber sie singt ja sonst nicht.
Ich kenne sie seit zehn Jahren, wir sind sehr gut befreundet, ich hab bei einem ihrer ersten Projekte damals mitgewirkt, das war sehr abstrakt und lustig, sie ist eine sehr tolle Frau.

Was ich ebenfalls außergewöhnlich finde ist das Stück mit dem Michael Wollny!
Ja, der hat auch auf mehreren Stücken gespielt und das war ein sehr schönes Zusammentreffen.
Das hab ich mir schon gedacht, das hört man richtig raus.
So haben sich die Sachen auch entwickelt, ich hab jemand aufgenommen, dann hat der Song wieder einen neuen Charakter bekommen, dann hab ich wieder mit jemand anders aufgenommen, dann hat sich das gemischt, dann hat der andere vielleicht noch mal aufgenommen, weil es wieder ein anderes Gefühl bekommen hat, so ging es immer weiter. Das Cello, dass ich auf Thomas’ Stück aufgenommen habe, war in der Ursprungsversion, auf der ich Klavier gespielt habe, da waren auch noch Beats dabei, dazu hatte Thomas was geschrieben, was mir schon gut gefiel und dann kam Michael dazu und dann wusste ich, dass ich das alles gar nicht mehr brauche und Thomas hat es dann auch neu interpretiert. So war es mit vielen Stücken.

Ist es nicht schwierig, zu erkennen, wann dann ein Stück endgültig fertig ist?
Also ich habe bis eine Stunde vorher, bevor ich zum Flughafen musste, daran gearbeitet. Dann hatten wir noch einen Computerabsturz und ich war auch am Ende und Amir hat mir dann noch den Flug umgebucht.

Kannst Du noch was zum Track von Ueberlove erzählen?
Ueberlove ist großartig! Malte Hagemeister ist mein alter Gitarrist, mit dem ich bei Be zusammen gespielt habe, das war so 1997 – 1998, wir waren bei EMI unter Vertrag und waren ganz viel im Ausland unterwegs, das war sehr funky. „Black Rain“ war ein riesen Hit, wir waren damals als Support mit auf der Tour von Blur zur „Song 2“ Zeit. Der Lennart, der bei Ueberlove noch mit macht, ist der Co-Produzent von der neuen Thomas Platte, der hat eine Band die heißt Sono, und der ist auch professioneller Songwriter. Die beiden leben in Hamburg und haben zum ersten Mal zusammen Musik gemacht und die Band heißt jetzt Ueberlove.

Wird „Tanz den Jive“ – das Stück mit Peter denn die erste Single?
Ich mache keine richtigen Singles, es wird die Lieder auch nicht zum Download geben, es wird so ganz romantisch, anti-geschäftsmäßig nur mit dem Buch geben.
Also man kann es auch nicht über Portale wie iTunes kaufen?
Nein, ich dachte, dass sei konsequenter. Für mich ist die Musik das Booklet zu den Bildern. „Tanz den Jive“ wurde halt auch an Radiosender rausgeschickt, Peter fand es auch lustig und wir wollen dazu vielleicht noch ein Video machen, mal sehen. Der Song ist wirklich großartig, wenn man sich den wirklich mal anhört, auch Clueso und die ganze Platte, das passt so und ist so zeitaktuell was gerade passiert. Die Leute müssen einfach mal anfangen über ihren Tellerrand zu schauen…

Welches ist denn Dein persönliches Lieblingsstück?
Da hab ich gar keins, frag mich in einem Jahr noch mal. Die sind alle so ein großer Teil von mir, da steckt so viel Energie, Spaß und Freude und auch Tränen drin. Alles ist schön und wichtig. Natürlich ist so ein Lied wie das mit Gentleman wichtig, allein schon wegen des Textes, „The only constant is change„, das ist für einen guten Freund, der an Krebs erkrankt ist, dem ich auch das Buch gewidmet habe, der mich bestärkt hat weiter Fotos zu machen. aber auch auf die Zeit und unser Alter bezogen, wir machen unsere Erfahrungen, wir stehen immer wieder auf und je mehr wir nach innen schauen, umso mehr wissen wir eigentlich. Das ist genau das Thema des Buches, ich zeige zwar das draußen und wo ich überall war, aber natürlich auch wie ich die Welt sehe.

Eine Live-Umsetzung wird es davon ja wahrscheinlich nicht geben oder?
Wahrscheinlich schon!
Echt?
Ja, nur wahrscheinlich anders.
Wie stellst Du Dir das vor?
Das muss ich mir noch ausdenken, das wird eher eine große Performance. Es ist klar, dass ich nicht eine Tour machen kann, wo ich alle Künstler dabei habe, wer weiß, vielleicht schaffe ich das mal bei einem Konzert, aber erstmal nicht. Ich als Show- und Licht-Designer, als Video-Interessierter, Elektronik-faszinierter Musiker werde dann da schon was basteln. Ich werde das dann eher als Performance sehen, vielleicht mit Live-Band und dann die Sänger einspielen, oder mit Videoprojektionen. Vielleicht auch eher eine Vernissage meets Konzert, mal sehen.

Du machst ja so viele verschiedene Sachen, Licht, Produzieren, selbst Musik machen und auf der Bühne stehen, was machst Du denn davon eigentlich am liebsten?
Es geht um Musik, und das ist wichtig und ich bin froh, dass ich diesen Perspektiven-Wechsel habe und Musik auf eine andere Art betrachten kann. Ich sage ja auch immer, dass ich Licht zur Musik spiele. Ich funktioniere einfach am besten, wenn ich eigene Sachen mache. Ich find es großartig, dass ich dieses Buch und diese Platte machen durfte, dass da Leute dran Interesse haben, und mich so wunderbar unterstützen.

Lieber Bertil, vielen Dank für Deine Zeit für dieses Interview, wir wünschen Dir mit „Insight Outside“ viel Erfolg und das durch den Verkauf des Buches ein großer Wald mit neuen Bäumen entstehen wird!


Bertil Mark – „Insight Outside“ erscheint am 22. April 2011 über Edel Ear Books als Fotobuch mit 2 CDs

 

2 comments

Wir freuen uns über deinen Kommentar: