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Im Gespräch mit Digitalism

Es ist nur noch wenige Tage hin, bis das neue Album „I Love You, Dude“ von Digitalism erscheint. Der Zweitling hat uns einige Fragen aufgeworfen. So trafen wir uns mit Jence und Isi in ihrem Studio in Hamburg und führten ein Gespräch über das neue Album, Live-Shows und alles drumherum.

Wir haben uns hier in eurem Studio in Hamburg getroffen. Ihr seid so viel international unterwegs und könntet wahrscheinlich in jeder Stadt Fuß fassen, was hält euch hier?

Isi: Ich bin ein ziemlicher Familienmensch. Ich mag es, immer wieder in mein gewohntes Umfeld zurückzukommen. Außerdem ist Hamburg wie ein riesiger grüner Park. Egal, in welcher Ecke man sich aufhält, es gibt überall Rückzugsorte. In anderen Städten musst du eine Stunde rausfahren, um solche Ruhe zu finden. Hier gibt es die Alster, den Stadtpark und vieles mehr. Ich mag die Vielseitigkeit von Hamburg.
Jence: Wie Isi schon sagt, es ist das Beste überhaupt, nach einer Tour in die Stadt zurückzukommen. Man kann sich gut erholen, Hamburg hat viel Wasser und viele Grünflächen. Mir fällt das immer dann besonders auf, wenn wir mit dem Flugzeug reisen und über der Stadt sind und man ausschließlich grün sieht. Da fragt man sich schon, wo in Hamburg eigentlich die Häuser sind.

Wo wir schon beim Thema Hamburg sind: Ein Song auf eurem neuen Album heißt „Reeperbahn“. Ist das für euch der Sound des Kiez, oder warum habt ihr den Track so benannt?

Isi: Das Wort Reeperbahn kommt ja eigentlich von ‚ripper‘. Das passt gut zum Song, da der wirklich sehr böse klingt. Wir wollten außerdem einen Song mit Hamburg-Bezug auf dem Album haben, daher hat sich angeboten.
Jence: Die Reeperbahn ist ja auch ein düsterer Ort. Man fühlt sich da nicht wirklich wohl, hinter jeder Ecke lauert eine Prügelei. Aber irgendwie gehört der Kiez zum Leben in Hamburg dazu und war der Ursprung von bedeutender Kultur. Desweiteren ist ‚Reeperbahn‘ ein Wort, das auch international verstanden wird.

2007 erschien euer Debütalbum „Idealism“ und erst jetzt kommt der Nachfolger. Warum habt ihr so lang darauf warten lassen?

Isi: Der Hauptgrund ist der, dass wir von 2007 bis Anfang 2009 einfach wahnsinnig viel getourt sind. Sowohl als Band als auch als DJs. Und danach haben wir gemerkt, dass wir uns eine Weile zurückziehen müssen. Wir waren noch nicht so weit, ein neues Album zu machen. Das wäre nicht der richtige Zeitpunkt gewesen.
Jence: Bis 2009 waren wir unterwegs und letztes Jahr haben wir dann auch schon angefangen, Ideen zum neuen Album zu sammeln. So viel Auszeit haben wir uns also eigentlich gar nicht genommen, das wirkt wahrscheinlich nur nach außen so.

Das neue Album bringt einen veränderten Stil mit sich. Tracks wie „2 Hearts“ oder „Forrest Gump“ haben deutliche Songstrukturen. Wieso habt ihr diesen Weg eingeschlagen?

Jence: Das war der Stil, mit dem wir beim ersten Album aufgehört haben. „Pogo“ war eines der letzten Lieder, die wir geschrieben hatten. Da ging es bei uns gerade erst los mit Songwriting. Beim zweiten Album hatten wir jetzt die Möglichkeit, das noch weiterzutreiben. Wir haben live gemerkt, dass Songs dieser Richtung am meisten Spaß machen. Performance, singen, alles. Und diese Erfahrung spielt beim neuen Album natürlich mit rein. Generell haben wir jeden Aspekt des Debüts auf die Spitze getrieben. Die schnellen Songs sind jetzt noch schneller und die melodischen Stücke noch melodiöser. Das ist die logische Konsequenz.

Ursprünglich wolltet ihr das neue Album in Anlehnung an das Debüt „Tourism“ nennen. Wieso habt ihr euch dann doch dagegen entschieden?

Jence: Wir wollten uns nicht wiederholen. Klar denkt man am Anfang, dass man ein zweites Stück der Sammlung kreieren möchte, aber irgendwann fällt einem auf, dass das Schwachsinn ist. Somit haben wir komplett damit gebrochen und uns für einen völlig anderen und unerwarteten Titel entschieden. Nichts desto trotz ist der Reiseaspekt auf dem Album vertreten, siehe „Reeperbahn“ oder „Miami Showdown“. Das Reisen ist wichtig für uns und hat uns viel inspiriert.

Und warum habt ihr euch jetzt für „I Love You, Dude“ entschieden…?

Isi: Siehst du, du musst darüber schmunzeln, das ist gut!
Jence: Ja, das ist genau der Effekt, den wir damit erreichen wollten!
Isi: In Deutschland ist dieser Slogan halt wirklich nicht Gang und Gäbe. Wenn man zu seinem Freund sagt, dass man einen schönen Abend hatte und sich lieb hat, kommt das komisch. Daher hat der Titel etwas Ironisches, wenn man ihn hier liest. Ist doch optimal, wenn die Leute das auch erkennen.
Isi: Zudem wollten wir auch, dass die Ernsthaftigkeit ein bisschen in den Hintergrund tritt.
Jence: Das stimmt. Das ist schon wie ein Befreiungsschlag. Die Idee für den Namen kam uns, als wir vor ein paar Monaten in Australien auf einer DJ-Tour waren. Da war alles so schön entspannt und wir dachten uns: Wäre doch super, wenn alle mal ein bisschen entspannter an die Sache rangehen. Locker bleiben. Das war ein ganz bewusster Bruch mit der Ernsthaftigkeit, die „Idealism“ noch hatte.

Beim Song „Forrest Gump“ hat euch Julian Casablancas von The Strokes beim Songwriting unterstützt. Wie kam es dazu?

Isi: Wie es zustande kam, ist eigentlich ganz simpel. Wir haben ihn angeschrieben, da wir dachten, der Song würde zu ihm passen und haben prompt eine Antwort bekommen. Da fühlt man sich natürlich geehrt, da Julian Casabalancas eine Menge bewegt hat mit seiner Band. Und wenn man The Strokes mit Digitalism vergleicht, ist das vom Stil und auch von der Popularität her natürlich ganz anders. Doch glücklicherweise kannte er unsere Musik und war tatsächlich interessiert. Er war zu der Zeit sehr busy. Er hat ein Kind bekommen, war auf Tour, hat selbst neue Songs geschrieben und so weiter – Und hat sich trotzdem auf die Anfrage bei uns gemeldet. Man darf sich das jetzt nicht so vorstellen, dass wir wirklich zusammensaßen und den Song geschrieben haben. Wir haben ihm unseren Entwurf zugeschickt und er hat zusätzlich seine Ideen einfließen lassen.

Für „Just Gazin“ habt ihr euch eine Gastsängerin ins Boot geholt. Wer ist die Dame?

Isi: Das ist die Hamburger Musikerin Cäthe. Bei dem Song haben wir gemerkt, dass Frauengesang fehlt. Wir beide haben keine weibliche Stimme und deshalb haben wir uns auf die Suche gemacht. Bisher haben wir uns Features ja immer verwehrt, aber in diesem Fall war das genau richtig. So sind wir auf Cäthe gestoßen, haben uns Sachen von ihr angehört und gedacht, dass das passend wäre.

Euer Song „2 Hearts“ ist die offizielle Hymne des Melt! Festivals in diesem Jahr. Wie habt ihr das geschafft?

Isi: Das hat zu dem Zeitpunkt sehr gut gepasst, da unser Album ja sowieso im Anrollen war. Aber klar freuen wir uns darüber. Das Melt! ist ein relativ kleines und familiäres Festival, das uns jedes Jahr wieder überrascht. Es gehört auf der ganzen Welt mit zu den schönsten Festivals, die wir kennen.

Wie sieht euer Konzept für die Live-Shows aus? Wird der veränderte Sound auch eine Veränderung der Auftritte mit sich bringen?

Isi: Es wird auf jeden Fall eine Steigerung geben. Wir haben eine Überraschung geplant, die ich an dieser Stelle nicht vorweg nehmen möchte. Die Leute, die live dabei sind, werden es dann erleben. Wir freuen uns schon drauf, da wir merken, dass es der Schritt in die richtige Richtung ist. Aber eines wird immer gleich bleiben: Die Intensität unserer Auftritte. Einfach 60 Minuten Gas geben. Was immer ganz lustig ist, wenn Leute zu uns kommen und sagen, dass sie nach 40 Minuten aufgeben, da es zu krass wird. Dieser Effekt bleibt auf jeden Fall noch erhalten!
Jence: So sieht es aus. Aber die Show drum herum wird anders sein.

Lassen wir uns überraschen. Vielen Dank für das Interview!

Isi: Alles klar!
Jence: Danke!

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