Nach über einem Jahr haben wir Sovii wiedergetroffen – und das mit einem komplett neuen Rebranding! So hat die junge Künstlerin nicht nur ihren Namen geändert, sondern auch ihren Stil. Ihre Vision bleibt aber nach wie vor dieselbe: Musikalisch von ehrlichen Gefühlen erzählen und dabei kein Blatt vor den Mund nehmen. Davon hat sie uns im Interview erzählt!
Hi Sovii, wir haben uns zuletzt gesehen, als „Kopf in den Wolken“ rauskam. Was hat sich seitdem verändert?
Sovii: Puh, so einiges. Nach „Kopf in den Wolken“ hatte ich das Gefühl nochmal auf Reset drücken zu müssen. Ich habe in dem ganzen Prozess der EP total viel gelernt – vor allem über mich selbst. Damals habe ich ja alles selbst gemacht ohne Label oder Management im Hintergrund. Gleichzeitig habe ich so viele neue KünstlerInnen wie zum Beispiel Schmyt oder Paula Hartmann entdeckt, die mich letztes Jahr sehr geprägt haben.
Als ich jung war, wollte ich immer ein Popstar werden wie Beyoncé oder Dua Lipa. Mittlerweile ist es mir vor allem wichtig, Musik zu machen die ehrlich ist und auch einen Unterschied machen kann. Ich finde es gibt so viele Themen, über die in der Popmusik nicht geredet wird – das will ich ändern. Generell finde ich, dass wir Menschen zu wenig über Schwächen oder negative Dinge reden oder auch einfach Angst davor haben. Ich finde es allerdings unglaublich bereichernd, wenn man diese Sachen nicht wegschiebt, sondern sich damit auseinandersetzt. Denn meistens wächst man dann auch daran und kann sich als Mensch weiterentwickeln. Und vor allem ist es mir wichtig deutlich zu machen, dass das eben zu uns gehört und man sich deswegen nicht verstellen braucht. Ich denke, das ist so ein bisschen meine Mission.
„Als ich jung war, wollte ich immer Pop-Star werden!“
Außerdem habe ich mich in meiner Sprache weiterentwickelt. Ich mag es, wenn man über manche Sätze mehrmals nachdenken muss, bis man sie versteht oder er auch für jeden dadurch eine etwas andere Bedeutung haben kann. Ich hoffe, dass man das in meinen neuen Songs raushört.
Es gab ein kleines Rebranding von „Sophie“ zu „Sovii“, wie kam es dazu?
Sovii: Ich hatte das Gefühl mich musikalisch so weiterentwickelt zu haben, dass das mit meinem alten Projekt nicht mehr zusammen ging. Ich fand einfach nochmal auf einem weißen Blatt Papier zu starten unglaublich inspirierend und befreiend. Natürlich hatte es aber auch pragmatische Gründe, denn es gibt viele Sophies da draußen, aber eben nur eine Sovii!
Wie wirkt sich das auf deine Musik aus?
Sovii: Ich denke sie ist noch minimalistischer und daher auch noch ehrlicher als vorher. Der Text und meine Stimme kommen für mich zuerst. Ich denke, das hat sich verändert. Davor wollte ich immer das alles möglichst „fett“ und „poppig“ ist und hatte Angst vor „zu wenig“. Jetzt versuche ich das mehr zu zelebrieren und nicht abzulenken, von dem was ich sage. Aber auch von den Melodien und Produktionen wollte ich mehr in die urbane Richtung gehen. Es muss nicht alles glatt und perfekt sein, sondern ich finde gerade „weirde“ Sounds oder Effekte anziehend.
Der erste Song, den du unter „Sovii“ veröffentlicht hast, heißt „Tulpen im Winter“. Wofür stehen „Tulpen im Winter“ metaphorisch für dich?
Sovii: Ich bin niemand mit einem besonders grünen Daumen. Es ist leider schon öfter passiert, dass ich einige Blumen und Pflanzen beerdigen musste. Einmal als ich auf diese vertrockneten Blumen geschaut habe, fand ich dieses Bild sehr passend für eine verlorene Beziehung. Wenn man sie nicht pflegt und sich nicht kümmert, verwelkt sie irgendwann und das ist eben ein schleichender Prozess, den man oft erst bemerkt, wenn’s zu spät ist. Genau das würde passieren, wenn man versucht, „Tulpen im Winter“ anzupflanzen. Daher kam ich auf diese Metapher „Ich glaub unsere Liebe ist verwelkt wie Tulpen im Winter“.
„Deutsche Musik hat heute mehr Tiefgang und ist diverser als früher.“
Wir würdest du deine musikalische Reise beschreiben?
Sovii: Ich bin viel mit R&B und Motown aufgewachsen. Starke Stimmen vor allem von Frauen fand ich schon immer sehr faszinierend und berührend. Daher habe ich auch damit angefangen Songs von Whitney Houston, Mariah Carey oder Beyoncé zu singen. Bis ich mich der deutschen Musik geöffnet habe, hat es lange gedauert. Denn wirklich gute deutsche Musik und damit Vorbilder gab es früher wenig, wie ich finde. Irgendwann hatte ich aber bei den englischen Songs, die ich geschrieben habe, das Gefühl: ich wiederhole mich. Englisch ist eben doch nicht meine Muttersprache und mein Vokabular nur begrenzt.
Außerdem empfand ich es auch als Herausforderung deutsche Musik zu schreiben. Ich glaube so ging es einigen Künstler:innen, denn ich finde die deutsche Musik hat heute mehr Tiefgang und ist diverser als früher. Während meines Popularmusik Studiums habe ich dann viel ausprobieren können und so langsam meinen eigenen Weg gefunden mit der deutschen Sprache in meinen Songs umzugehen.
Let’s get personal: Nimm uns doch nochmal mit, wie hat alles bei dir angefangen? Wie hast du deinen Weg zur Musik gefunden?
Sovii: Angefangen hat alles als ich das Musical Elisabeth mit 10 Jahren gesehen habe. Das hat mir eine ganz neue Welt eröffnet. Ab dann wusste ich, dass ich Sängerin sein will. Anfangs wollte ich auch noch Musicaldarstellerin werden. Irgendwann rückte bei mir aber immer mehr in den Vordergrund, dass ich meine eigenen Geschichten erzählen und keine Rollen spielen wollte. Dann habe ich Klavier- und Gesangsunterricht genommen, war in der Schulband und hab erste eigene Songs geschrieben und produziert. Ein paar Jahre später und es ist immer noch mein großer Traum, den ich verfolge und ja auch schon teilweise leben darf.
Happy Release: Dein neuer Song „Lonely Island“ kam gerade raus. Worum geht’s?
Sovii: Der Song ist aus meinem Gefühl entstanden, dass ich manchmal Angst habe, irgendwann ganz allein zu sein. Denn auch wenn ich es liebe auf der Bühne zu stehen, brauche ich viel Zeit für mich selbst und genieße das auch. Aber trotzdem habe ich oft Angst, dafür nicht verstanden zu werden und mich zu sehr zurückzuziehen, bis sich irgendwann keiner mehr traut, überhaupt bei mir anzurufen. Man muss da echt die Freunde finden, die das akzeptieren und verstehen. Ich denke vor allem unsere Generation, fühlt sich oft von der ständigen Erreichbarkeit überfordert. Dadurch befinden wir uns in einem ständigen Konflikt zwischen dem Bedürfnis nach Zeit für uns selbst und der Angst irgendwann ganz alleine zu sein, wenn man seine Freundschaften vernachlässigt. Und das ist so ziemlich das worum es in „Lonely Island“ geht.
Worauf können wir uns in der Zukunft von dir freuen?
Sovii: Auf ganz viel neue Musik. Das dauert aber vielleicht noch ein bisschen. Denn grade bin ich in einer Phase, wo ich wieder viel schreiben und ausprobieren will. Aber wenn es so weit ist, erfahrt ihr es als erstes. Und bis dahin teile ich bestimmt ein paar neue Song-Ideen auf TikTok und Co.
Soviis neuer Song „Lonely Island“ kann auf allen gängigen Streaming-Plattformen rauf und runter gehört werden!