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Interview mit Arne Zank

Arne Zank ist den meisten wohl als Drummer von Tocotronic ein Begriff. Doch der Hamburger macht schon seit Anbeginn auch solo Musik und jetzt ist es an der Zeit, dass nach einigen Tapes und einer EP sein Debütalbum auf den Markt kommen soll. Dies sahen wir als passenden Anlass, uns mit Arne in einem Café in Hamburg zu treffen und ihm sowie dem Album etwas auf den Zahn zu fühlen und einige allgemeine Fragen zu klären.

Dein erstes richtiges Album erscheint bald. Erzähl doch kurz, wie es denn dazu kam.

Arne: Naja, ich mach ja auch sehr lange schon Musik alleine. Und nach den Stücken, die ich damals so alleine zur Gitarre gespielt hab, hab ich mich dann auch mit elektronischer Musik beschäftigt. Und nach der einen Maxi, „Love From A To Z“, die ich noch bei LADO gemacht hab, sollte dann auch ein Album folgen. Der Plan entstand so vor zwei Jahren. Und das Album war dann auch schon soweit fertig, aber ist dann doch in der Schublade gelandet, weil es bei LADO eben doch nicht rauskommen konnte. Und jetzt ist eben ganz schön, dass man das selber macht. Zumindest online machen wir selber und Vinyl wird man dann bei der Hanseplatte hier in Hamburg kaufen können. Und der Veröffentlichungszeitpunkt hat sich somit eben auch ganz gut ergeben, nach der Toco-Platte letztes Jahr passt mir das nun ganz gut in den Kram. Vom Gefühl her denkt man schon, dass das alles jetzt wahnsinnig lange gedauert und sich gezogen hat, aber ich finds ganz gut. Denn jetzt kann ich selber meine eigenen Sachen auch wieder gut hören, man hat die nötige Distanz zu dem ganzen Kram.

Und Vinyl wird es dann nur bei Hanseplatte zu kaufen geben?

Arne: Im Laden direkt und im Hanseplatte Online-Shop, ja.

Ein Lied auf deinem Album heißt „A Revolutionary Fairy Tale“, was meiner Meinung nach das Album schon ganz gut auf den Punkt bringt. Es ist zwar ruhige Musik, aber der rebellische Charakter kommt nicht zu kurz. War es dir wichtig, dass sich das bereits in den Titeln widerspiegelt?

Arne: Schon, ja. Aber die Titel an sich sind immer ziemlich herbei assoziiert. Manchmal spukt einem dann ein Titel im Kopf herum und man guckt dann, zu welchem Stück der am besten passt. Aber was du sagst, stimmt natürlich, das Album hat zwei Seiten in sich, diese Pole gibt es ja schon. Und der spezielle Titel kommt aus einem Musical von Hildegard Knef, das war das einzige Broadway Musical, was sie in Amerika gemacht hat. Und da singen die in einem Stück, bei dem es noch so um einen Ost/West-Konflikt geht, Richtung Kalter Krieg aus den 50er Jahren, davon.

Jetzt würd ich dich ja noch wahnsinnig gern drauf aufmerksam machen, wie schön der Albumtitel ist in Kombination mit deinem Vor-und Nachname: „Love & Hate From A To Z“. Aber das ist vermutlich alles geplant gewesen?

Arne: Ja, klar, das hatte ich ja auch bei der Maxi schon so. Und wenn ich schon angefangen hab mit dieser Zitiererei: Das kommt von Liza Minnelli und Charles Aznavour, das sind auch zwei großartige Künstler, die mal ein Programm zusammen in New York gemacht haben, das eben „Love From A To Z“ hieß. Und das fand ich dann für meine Zwecke sehr passen, schon meines Namens wegen, aber auch aufgrund dieses Allgemeinen. Das ist ja ein allumfassender Größenwahnsinn, den man da behandeln will. Allein Liebe von A bis Z ist ja schon alles, wovon man so erzählen kann und wenn man es richtig machen will, nimmt man auch noch Hass, die negative Seite, dazu. Ich dachte mir, dass das für ein erstes Soloalbum, was ja in sich schon sowas Egomanisches trägt, wenn man seine Soloplatte macht, ganz gut, da noch eine Steigerung mehr mit reinzubringen, wenn man als eine Einzelperson gleich den ganzen menschlichen Kosmos beschreiben will. Das war eben auch so ein bisschen der Witz dabei, klar.

Ist das Album eigentlich bei dir Zuhause oder im Studio aufgenommen?

Arne: Also, gemacht und aufgenommen hab ich das meiste Zuhause. Als wir es im Studio abgemischt haben, wurde dann noch ein Gesang dort aufgenommen, von dem Lied „Ade“. Aber ansonsten, alles bei mir programmiert und gespielt, auch die Gesänge, was manchmal recht schwierig war. Deswegen hab ich „Ade“ eben auch im Studio aufgenommen, weil mich das irgendwann kirre gemacht, mich immer allein in Gesangsstimmung zu bringen. Aber, ich muss sagen, das geht inzwischen auch schon besser!

Magst du denn sagen, was für Programme du Zuhause verwendet hast?

Arne: Das war Cubase. Cubase und Diverses, was man denn da noch so an Plugins bekommt. Und dann eben mit meinen Keyboards dort gearbeitet.

Hast du das Albumcover selbst gestaltet – Ist das noch ein Überbleibsel von deinem Illustrations-Studium?

Arne: Nee. Bei der Maxi hab ich das noch selbst gemacht, zusammen mit Angela Gerlach, die für die Grafik verantwortlich war. Aber das jetzige Bild stammt von Björn Kuhnke von Goblin Design. Der hat auch schon andere Plattencover gemacht und ist ein guter Freund von mir. Die Entscheidung, das jemand anderem zu überlassen, lag auch daran, dass diese Soloplatte-Sache schon sehr nah dran an mir war, durch dieses ganze Musizieren und dadurch, dass sich das so lange gezogen hat, manche Stücke sind ja schon 6 Jahre alt. Und wenn man sich da so viel Zeit mit lässt und da so lange dran sitzt und damit so rumgärtnert, dann kommt man sich da irgendwann schon sehr eingeschlossen vor in diesem Projekt. Und da kam mir das dann entgegen, dass man das zum Schluss anderen Leuten in die Hände gibt, die das abmischen. Und eben auch gerade beim Cover war mir das sehr wichtig, dass das jemand anders macht. Da war ich einfach schon am Ende mit Ideen. Und außerdem hat der Björn das ja sehr gut gemacht, das hätte ich so ja nie hingekriegt, mit der Art und Weise wie er das gemacht hat, war ich sehr glücklich, das hat dem Album nochmal was Anderes verpasst so!

Was im Vergleich zur Maxi neu ist: Du singst auf dem Album. Und das sogar auf Englisch tweilweise. Wie kam es denn dazu?

Arne: Das war mir eigentlich relativ egal, in welcher Sprache das ist. Ursprünglich wusste ich gar nicht, in welcher Art ich den Text da unterbringen soll. Und dann fand ich Interesse an einem Song, der im Original aber japanisch ist. Das war mir dann aber doch zu heftig, aber ich wollte den unbedingt covern und die englische Übersetzung war dann glücklicherweise um einiges einfacher! Und auch abgesehen von dem Cover, da ergab sich das einfach, englisch zu singen. Das sind ja auch mehr so Texteinschübe, mich interessierte es einfach, was man dort mit Sprache noch verändern kann. Bei einigen Liedern merkte ich dann aber, wenn es gut wäre, da noch ein bisschen was zu erzählen. Und Erzählen meine ich hier im klassischen Sinne, das funktionierte dann besser auf Deutsch. Im Englischen kann ich das so schwer bewerten, ob das gut oder schlecht ist, das Deutsche ist einem ja doch näher. Und in manchen Liedern hab ich dann auch einfach gar keinen Text genommen, das passte dann auch gut. Es gibt ja Leute, die sind dann eventuell zwölfsprachig aufgewachsen, die können denn da auch eher noch drin rumspringen, als ich das kann. Aber mit den beiden Sprachen passt das schon gut, meiner Meinung nach. Das Englische ist zudem noch ein wenig besser zu singen.

Aber das ist ja schon ein Unterschied zu der EP, wo es ja noch gar keinen Gesang gab.

Arne: Ja, ich dachte mir, dass das zu einem Album irgendwie dazugehört. Das ist ja so die Vorstellung, die man da hat. Da hat man Anspruch, da noch was zu machen, speziell weil es unter meinem eigenen Namen, unter Arne Zank, rauskommt. Wenn ich eine reine Instrumental-Platte gemacht hätte, hätte ich das auch unter meinem anderen Projekt, DJ Shirley, rausbringen können. Aber bei Arne Zank musste eben doch noch ein bisschen mehr dazu.

Von DJ Shirley erschien ja 2004 schonmal eine 12″ auf den Markt. Meinst du da kommt nochmal was?

Arne: Bestimmt. Im Moment macht sie nicht so viel und ich weiß auch gar nicht, was die derzeit so vorhat! Aber ich könnt mir schon vorstellen, dass da noch was passieren wird.

Die Musik auf deinem Album ist ja nun eine ganz andere als bei Tocotronic. Stört es dich nicht, wenn Leute, die dein Album hören, die Band noch im Hinterkopf haben und da nicht ganz unbefangen rangehen?

Arne: Man sollte sich nicht darüber wundern, dass die Leute auch über die Band an meine Musik herankommen. Und dann ist es auch verständlich, dass manche von denen ein bisschen verwirrt sind, weil die Musik so ganz anders ist. Aber das war für mich immer von vornherein klar, dass ich solche Musik machen möchte. Ich meine, ich hab ja Tocotronic, warum sollte ich da noch ein weiteres Projekt starten, bei dem ich dann Schlagzeug spiele und deutschschprachige Rockmusik mache, oder so. Das wäre ja das Ödeste überhaupt! Mir war das also klar, dass was gerne was Anderes sein soll, darf und kann. Das ist eben so ein kleines strukturelles Problem, wenn man ein Projekt hat, das ganz groß geworden ist. Das erinnert mich so ein wenig an Schauspielerkinder, die sich dann immer rechtfertigen müssen, wenn sie selbst Schauspieler werden wollen und dann gefragt werden, wie das denn sei mit so einem Vater oder so einer Mutter. Und dann kann man eben auch nur sagen: Es ist Segen und Fluch zugleich! Und so ist das mit der Musik eben auch. Man selbst denkt oft: Wieso, das hat doch damit jetzt gar nichts zu tun, aber natürlich ist es klar, dass die Leute das auch aus der Perspektive Tocotronic heraus betrachten. Aber man hat ja auch ganz viel Gutes davon, dass das so ist. Das ist doch sehr schön, wenn sich die Leute für die Band interessieren und dann über den Tellerrand hinaus schauen und meine Musik dann noch für sich entdecken können. Die Pro-Liste ist mit Sicherheit um einiges länger, wir sind ja auch eine gute Band, wenn ich das mal so sagen darf.

Haben Jan, Dirk und Rick deine Songs denn schon gehört?

Arne: Ja, klar, die haben ich denen auch schon recht früh gegeben dann. Und die finden die gut. Beziehungsweise trauen sich nicht, darüber was Schlechtes zu sagen!

Wirst du die Songs von deinem Album denn auch live vorstellen?

Arne: Das ist derzeit noch nicht spruchreif, aber gewünscht ist es von meiner Seite auf jeden Fall schon. Aber das ist ganz schön schwierig, ich hab da gar nicht drüber nachgedacht, als ich die Sachen gemacht hab, wo und wie ich das live umsetzen könnte. Und jetzt sitzt man hinterher eben schon davor und überlegt sich, wie man gewisse Sachen live darstellen könnte. Aber ich hab das schon vor, auf jeden Fall! Nur weiß ich noch nicht genau wann, wird man sehen.

Aber es gab doch vor einigen Monaten schonmal diese eine Sache da im Uebel&Gefährlich, da bist du doch unter anderem auch aufgetreten schon.

Arne: Ja, ich hab schon Verschiedenes ausprobiert. Da wurden dann auch schon Sachen vom Album gespielt. Aber da bin ich eben nur mit Sampler und Gesang aufgetreten. In Berlin hatte ich das auch schon auf diese Art gemacht, das konnte man auch durchaus als gelungen bezeichnen, denke ich! Aber ich finde, dass es so eben doch ein bisschen wenig ist. Wäre schön, wenn da auf der Bühne noch mehr passieren könnte. Mal schauen, wie sich das machen lässt.

Du hast ja früher schon Solo-Tapes aufgenommen, aber von dem Stil bist du ja inzwischen ein gutes Stück weg, oder nicht?

Arne: Das find ich gar nicht mal unbedingt. Ich hab das letztens nochmal angehört, das ist ja auch für dich vielleicht eine wichtige Info noch: Ich plane das online zur offiziellen Verfügung zu stellen, dass man sich das Runterladen kann. So kommt man vielleicht von diesem komischen Mythos mal weg, dass es das nirgends mehr gibt und sowas. Und da denke ich, dass das dann eine gute Möglichkeit ist, das online für jeden hörbar zu machen. Aber es stimmt natürlich, das ist schon ziemlich lange her. Trotz alledem, das sind super Songs, wenn auch in einem LoFi-Rahmen. Als ich das nochmal hörte letztens, meine Güte, das ist wirklich ganz schön krachig! Das haut schon hin so. Ich fand es überraschend, zu hören, wie viel Krach da drauf ist, ganz angenehm. Aber zu den Stücken hat man inzwischen ja schon ein anderes Verhältnis als früher. Aber du sagtest, es sei weit von den aktuellen Sachen weg, das find ich gar nicht mal. Die Herangehensweise ist echt die Gleiche, man hat das beides Zuhause gemacht und auch textlich fand ich da viele Parallelen. Eigentlich mach ich immer noch so weiter, nur die Instrumente haben sich verändert und auch der Musikgeschmack, den man damals hatte, war ja ein ganz anderer, das ändert sich nach 15 Jahren denn ja auch mal. Aber so insgesamt haut das schon gut hin als Fortsetzung. Genau deswegen wollte ich ja auch als „Arne Zank“ noch eine Platte machen. Dass das mit dem Tape damals nicht das einzige ist, was da so passierte. So kann man das ja nicht stehen lassen. Ich hatte eigentlich schon direkt nach dem Tape das Gefühl, dass das so bestimmt nicht bleiben kann, dass man da noch was zu sagen muss. Nur das hat jetzt eben ein paar Jährchen gedauert.

Und woher rührt das eigentlich, dass auf der aktuellen Toco-Platte kein Song mehr von dir mit drauf ist? Das ist ja die Erste ohne.

Arne: Das hat sich irgendwie so ergeben. Das lag eben auch in dem Zeitraum, wo ich auch mit meinen eigenen Songs schon genug zu tun hatte. Und wir hatten eben schon genug gute Stücke fertig, die auch ineinander so gut gepasst haben. Deshalb hat man das nicht gemacht, was jetzt nicht unbedingt heißt, dass das so bleiben wird auf dem nächsten Album.

Und was gibt es sonst noch Neues an tocotronischer Front? Mir kamen zu Ohren, es gibt da schon so ein paar neue Songs?

Arne: Ja, ein paar neue Songs sind da schon geschrieben und ausgedacht, aber mehr kann man da noch nicht sagen, da ist noch nichts spruchreif. Derzeit sind wir alle noch ein bisschen in Urlaubsstimmung.

Alles klar. Danke für das Interview, Arne!

Arne: Ich danke auch!


Arnes Debütalbum „Love & Hate From A To Z“ erscheint am 08.08.08!

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