Nachdem uns die Fleet Foxes den letzten Sommer bereits mit ihrem lieblichen, selbstbetitelten Debüt versüßt haben, gibt es nun Nachschub aus dem Universum der Seattler Teilzeit-Hippies. Josh Tillman, seit kurzem hauptamtlich Drummer und – wer hätte das gedacht? – Back-Up-Sänger bei den Flottenfüchsen veröffentlicht sein fünftes Soloalbum Vacilando Territory Blues. Eins vorweg, Blues, der Name ist bei Tillman Programm.
Anders als die zuckerig verhallten Epen seiner Hauptband regiert hier der spröde, wirkungsvoll instrumentierte Blues. Größtenteils traurig ist das, getragen von der Akustischen und Tillmans Stimme, deren Potential sicherlich das des einen oder anderen Bandleaders mal eben locker übersteigt. Doch Tillman hält sich angenehm zurück, Stücke wie „First Born“ sind schöne, einfache Oden ans eigene Leben in all seinen Facetten und Schwierigkeiten. Das Instrumentarium ist zeitweise ziemlich vielseitig, auch Streicher und Bläser dürfen Tillmans Sicht der Dinge ab und an unterstützen und tun dies auch meistens in den passenden Momenten. Ein weiteres Song-Highlight ist das sich Zeit lassende „Barter Blues“, dessen langsamer Aufbau und schöne Melodie sich intensiv entfalten können.
Selten bricht die Platte aus, doch wenn, sind das die besten, weil einprägsamsten Momente. „New Imperial Grand Blues“ beispielsweise schafft es mit Hilfe von Saxophon und verzerrten Gitarren einen herausragenden Up-Tempo-Höhepunkt zu setzen. Mehr Stücke wie dieses hätten dem Album sicherlich gut getan, denn ansonsten sind Musik wie Texte, in denen Tillman den langsamen Untergang des American Dream aus persönlicher Sicht zelebriert todtraurig. An sich zwar keine schlechte Sache, doch Vergleiche zu entsprechenden Stimmungskanonen wie Nick Drake, Elliott Smith oder auch John Frusciante drängen sich auf, und in der Liga kann Tillman dann doch (noch) nicht mitspielen. Dazu sind viele Melodien einfach zu unausgegoren und simpel, es fehlt wie man so schön gesagt das gewisse Etwas. Tillmans Stimme jedoch ist über alle Zweifel erhaben, besonders in sanften Passagen entpuppt sie sich als wahrer Ohrenschmaus, was ihn nun wieder für seine Tätigkeit als Back-Up-Sänger in seiner Hauptband prädestiniert.
So bleibt Vacilando Territory Blues ein okayes, weil eigenständiges, solides und meist geschmackvoll instrumentiertes Album. Den Westküsten-Höhepunkten des letzten Jahres wie dem fantastischen Visiter von den Dodos oder eben dem Debüt der Fleet Foxes kann es jedoch nicht ganz das Wasser reichen.
Vacilando Territory Blues erscheint am 16. Januar 2009 via Universal.