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Jarvis Cocker – Further Complications

„Ach, Jarvis Cocker macht wieder was Neues. Ist das nicht der Sänger von Pulp?“ – „Meine Güte, ja“, möchte man sagen und dem Fragenden sofort alle möglichen Beleidigungen an den Kopf werfen, weil es nichts Beklemmenderes gibt, als Solo-Alben von bekannten Künstlern auf deren Ursprung zu reduzieren. Speziell bei Jarvis Cocker ist ein solcher Umgang falsch, denn auch bei seinem dritten Album „Further Complications“ zeigt der Brite, dass er auch ohne Britpop ganz gut kann.

Denn die Richtung, die Jarvis mit seiner Solomusik verfolgt, bewegt sich in den verschiedensten Facetten des Rock. Bereits der erste Titel der neuen Platte, „Further Complications“, macht mit seinem pumpenden Schlagzeug und dem packenden Gitarrenriff klar, wo es langgehen soll. Und so geht es auch auf dem gesamten Album größtenteils weiter: Verzerrte Gitarren und Gitarrensoli – Sogar eine dauernd unterschwellige Aggression liegt in der Luft. Glaskarer Rock. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass das Album von Steve Albini produziert wurde, der ansonsten Hand an Bands wie Nirvana, Bush oder Helmet legte. Aber es gibt auch Songs, die den Stil durchbrechen – Das kann man gut finden oder nicht, ich fand es eher unpassend. Natürlich soll ein Album nicht zu eintönig wirken, aber eine folkige Nummer wie „Leftovers“ oder das nahezu kitschige und übertrieben tanzbare „You’re In My Eyes (Discosong)“ wirken meines Erachtens nach einfach fehl am Platz.

Doch was auch immer die Musik gerade anstellt, die einzigartige Stimme von Jarvis Cocker steht glücklicherweise auch immer im Vordergrund. Nicht umsonst ist dieser Mann so erfolgreich, der Gesang ist und bleibt eine Wucht. Viel Charisma. Auch die Texte aus der Feder von Herrn Cocker sind nach wie vor große Klasse und bilden eine Projektionsfläche für den Hörer.

„I never said I was deep, but I am profoundly shallow.
My lack of knowledge is vast, and my horizons are narrow.
I never said I was big, I never said that I was clever.
And if you’re waiting to find what’s going on in my mind,
you could be waiting forever.
Forever and ever…“

„Further Complications“ ist also eine rundum gute Sache, die aber leider in ihrer Tiefgängigkeit nicht an den Vorgänger „Jarvis“ heranreichen kann. Dazu fehlt es dem Album an dem bekannten roten Faden. Aber mein Gott, selbst ein Jarvis Cocker kann nicht perfekt sein. Das erwartet ja auch keiner.


VÖ: „Further Complications“ erscheint am 15.05.2009 auf Beggars.

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