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Johanna Zeul – Album No1

Glücklich war ich nach dem Hören dieser Platte. Nicht nur aufgrund der guten Musik, beweist Johanna Zeul mit ihrem „Album No1“ doch auch, dass die Liedermacher noch nicht ausgestorben sind. Sie schafft es mit ihren dreizehn Songs dieses angestaubte Genre mit der Popmusik in Einklang zu bringen und zu erneuern.

Es ist das Erstlingswerk der Sängerin aus Baden-Württemberg. Dass Johanna Zeul keine unerfahrene Künstlerin ist, beweist ein Blick in ihre Vita: Von 2003 bis 2006 studierte sie an der Popakademie ihres Heimatlandes und komponierte Bühnenmusiken für das Mannheimer Nationaltheater. Nun nach einem Jahr Arbeit, kann endlich ihr Debütwerk auf dem eigenen, neu gegründeten Label erscheinen.

Hey Fremder!
Ich mag dich
Genauso sehr wie und noch mehr als du mich
Hey Fremder!
Dein Blick ist ein Kuss
Ich will nicht aufdringlich sein, aber ich muss

Zeul zeigt sich darauf als aufgeweckte und aufgewühlte Powerfrau. Schon das Artwork der Platte zeigt sie als verspielte Musikerin, die ihre Musik aus dem Bauch heraus erschafft. Der Opener „Ich will was Neues“ kokettiert mit diesem verspielten Image. Wer hier, genervt ist von einer „La lala la“ trällernden und kreischenden Johanna Zeul und wer den poppig quiekenden Synthesizer nicht erträgt – der weiß zumindest gleich beim ersten Stück, dass dieses Album nichts für ihn ist. Zugegeben: „Ich will was Neues“ ist mit seiner Belanglosigkeit und gewollten Sorglosigkeit auch nicht mein Lieblingslied. Doch damit bleibt dieses Lied eher eine Ausnahme.

Die anderen Songs versprühen Leichtigkeit, sind zumeist getragen vom Gitarrenspiel. Dabei ergänzt eine komplette Band im Hintergrund die Liedermacherin. Daraus ergeben sich dann teilweise Rock-Anleihen, so zum Beispiel in „Schlaf ohne Traum“. Dabei kommt man leider nicht darum sich an Kollegen wie Mia oder gar Christina Stürmer erinnert zu fühlen.

Die Texte der Sängerin, die im Jahr 2006 den Rio-Reiser-Songpreis gewann, lesen sich wie das Tagebuch einer Mittzwanzigerin. Im Vergleich zum Pop-Liedermacher Gisbert zu Knyphausen, der vor einiger Zeit sein gleichnamiges Debüt veröffentlichte und den man wohl ziemlich schnell in die musikalische Nähe von Johanna Zeul bringen könnte, fehlt es ihr leider an lyrischer Innovation, gedanklicher Tiefe. So gestaltet sich das „Album No1“ als kurzweilige Platte, die man zwar gut findet, was aber nach ein- oder zweimaligem Hören nicht intensiver wird und abflaut. Johanna Zeul hätte gut daran getan, mehr auf Stimmungen wie in „Hallo Leben“ oder „Hund“ zu bauen. Aber man kann ja auch nicht alle Künstler in die Schublade melancholischer Gitarrenlieder zwängen wollen.

Ich frage mich warum ich mich beweg
Irgendwie lauf ich automatisch
Auf einem Fließbandweg
Ich liebe dich, ich will nicht mehr
Ich bin ein treuer zahmer Hund
Und lauf dir hinterher

Album No1“ erscheint heute, am 20. Juni 2008.

2 comments

  1. mandy. says:

    überzeugt hat mich die dame leider gar nicht. schon damals auf dem liedermacherfestival 2007 in erfurt nicht.

    es gibt halt doch bessere liedermacher, auch weibliche!

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