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John Roberts – Glass Eights

Wer sich mit minimalistischer Housemusik auseinandersetzt, der kommt an Dial und seinem neugeborenen Geschwisterlabel Laid nicht vorbei. Und wer sich mit den Künstlern ebendieser Label auseinandersetzt, dem ist der Name John Roberts nicht unbekannt. Der in Berlin lebende Amerikaner konnte bereits mit stattlichen 4 EPs für Aufmerksamkeit sorgen und startet jetzt mit „Glass Eights“ seinen ersten Versuch in puncto Langspielplatte.

Wir berichteten bereits 2009 über seine EPs „Mirror“ und „Blame“. Wie wir dort bereits zweifelsfrei deutlich machten, haben wir es bei John Roberts nicht einfach mit einem weiteren Artist der Housekultur zu tun, sondern mit einem wahren Künstler seines Genres, der ungewohnt tiefgehende Soundspektren ausleuchtet. Diese Art ist man von Dial auf alle Fälle gewöhnt, aber der Musik von John Roberts merkt man es förmlich an, dass er sie nachts einsam und in Kopfhörern versunken produziert hat…

Dabei konzentriert sich John Roberts nicht ausschließlich auf die ruhigen Aspekte der House-Musik. Er zeigt auf dem Album deutlicher als je zuvor, dass er auch dem pumpenden Beat und rhythmischen Synthesizersounds nicht abgeneigt ist. Am deutlichsten wird dies auf mittlerer Länge der Platte, beispielsweise bei „Dedicated“ oder „Porcelain“, die als die Tanzbarsten des Albums betitelt werden können. Doch dass er auch den Experimenten nicht abgeneigt ist, zeigt „Pruned“, das vor allem durch das flackernde und rauschende Klavierspiel an Charakter gewinnt. Auch „Went“ basiert auf einem Piano, das fast schmerzhaft langsam gespielt wird und das zeigt, dass John Roberts auch rein akustisch überzeugen kann. Am besten ist er aber dann, wenn er mit dem Hörer auf Tuchfühlung geht und ihn in die dunkelsten Ecken seiner Musik einlädt. Songs wie „Ever Or Not“ oder „Navy Blue“ spielen mit den Sinnen des Hörers, lullen ihn in wabernden Sounds ein und lassen ihn für eine Weile vergessen, was um ihm herum passiert.

Alles in allem schafft John Roberts es mit „Glass Eights“ wunderbar, an die gewonnen Eindrücke seiner Vorgänger-EPs anzusetzen und verbessert sich in Hinblick auf Tiefe und Songstruktur sogar noch um ein weiteres. Er verwirklicht mit seinen Songs die Utopie, die Zeit für einfrieren zu können – So lang, bis der einsetzende Beat wieder an den Lebensgeistern rüttelt.


VÖ: „Glass Eights“ erschien am 11.10.2010 auf Dial.

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