Es war der 17.03.2004. Früher Abend, Zeche Karl, Essen. Man könnte sich die Frage stellen, was eine derart lange Anfahrt von Kassel in den Pott rechtfertigten würde. Die Antwort liegt auf der Hand. Hot Water Music sind auf Deutschlandtournee und deshalb wäre selbst ein Flug zum Mond nicht zu weit, um diese Band live und in Farbe zu erleben. Dies war dann auch der Anlass, an jenem Tag unsere Sachen zu packen und Richtung Westen aufzubrechen. Und so kam es, dass wir gegen neun, mit Bier und Tonbandgerät bewaffnet, Chris Wollard, seines Zeichens Heiss-Wasser-Sänger, gegenüber saßen und die Möglichkeit zu einem ausführlichen Gespräch bekamen.
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?Wir hatten einfach mal wieder Lust in Deutschland zu spielen, alte Freunde zu treffen und neues Material für das kommende Album auszuprobieren?, war Chris Kommentar auf die Frage nach dem Grund für die zehntägige Tour. Aus diesem Grund spielten sie bei jeder Show, so auch in Essen, zwei neue Songs, um die livetauglichkeit zu testen. Auf die Frage hin, wann das neue Album denn erscheint, antwortete Chris: ?Nach dieser Tour werden wir direkt ins Studio gehen und mit den Aufnahmen beginnen. Wir werden dann wahrscheinlich bis Ende Juni im Studio sein, um unsere neuen Songs aufzunehmen. Welche neuen Songs dann letzten Endes auf dem Album sein werden, werden wir zusammen nach den Aufnahmen entscheiden.? Natürlich konnten wir mit einer solchen Auskunft zufrieden sein, jedoch wollten wir auch wissen, ob es bereits einen Arbeitstitel für die Aufnahmen gibt. ?Einen feststehenden Titel gibt es noch nicht?, sagte Chris, ?jedoch haben wir innerhalb der Band eine Art Mantra entwickelt. Wir sagen uns immer ?keep it together?, das bedeutet für uns, egal was passiert, wie schwierig es auch ist- bloß nicht durchdrehen! Jedoch kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, ob dies wirklich der Titel des Albums werden wird.? Dass das von uns mit großer Spannung erwartete neue Album sicherlich keine Enttäuschung werden wird, wurde uns während der Gigs der Band auf dieser Tour klar, als wir uns vom Potential der neuen Songs persönlich überzeugen konnten. <p><p>
Nachdem diese Pflichtfragen abgearbeitet waren, hatten wir noch Gelegenheit mit Chris über seine Seitenprojekte, Privatleben, Drogen und Music-Downloads zu sprechen. <p>
?Ich bin ein Musik-Junkie. Alle meine Freunde sind Musiker und auch für mich gibt es nichts größeres, als stundenlang auf meiner Gitarre zu spielen. Ob alleine oder mit Freunden, am liebsten mache ich Musik. Daher ist es nicht verwunderlich, dass ich auch mit anderen Leuten Songs schreibe.? Das Resultat einer derartigen Kreativität sind zahlreiche Veröffentlichungen mit Rumbleseat, Crows und ein ebenfalls bald auf Epitaph erscheinendes Solo-Album von Chris. ?Musikalisch bewegen sich meine Solo-Sachen im Bereich soft bis schräg. Vielleicht ein bisschen wie Dinosaur Jr.?, erzählt Chris während er gerade die zweite Kippe anzündet und einen großen Schluck Becks trinkt. <p><p>
Während sich unser Gespräch mit Chris mittlerweile vollständig verselbstständigt hatte erfuhren wir, wie er mit den Belastungen des Musikerlebens fertig wird- ständig zu touren, wenig zu schlafen und jeden Tag in einer anderen Stadt zu sein. Dies sei ohne Frage sehr anstrengend und erfordere auch Kompensation, erzählt Chris. ?Wenn ich von einer Tour nach Hause komme, schließe ich mich erst mal für mindestens eine Woche in meiner Bude ein, mach? die Vorhänge nicht auf, und rauche den ganzen Tag. Ich meine aber nicht Zigaretten, sondern den ?good stuff, you know?. Das brauch? ich einfach um wieder runter zu kommen und neue Kraft zu schöpfen. Und in der wenigen Zeit die ich für mich hab, die ich überhaupt in Florida verbringe, mache ich auch viel mit meinem achtjährigen Sohn. Er ist cool?, erzählt Chris und zeigt uns während dessen ein Foto von ihm. Des weiteren schildert er uns, wie sie zusammen Platten shoppen, Baseball spielen oder Kart fahren gehen. ?Er ist einer der größten Fans der Band und mag die Jungs unheimlich gern. Natürlich hört er auch den ganzen Kram, den Jungs in seinem Alter nun mal hören?, antwortet Chris auf die Frage nach der Art der Platten, die beide zusammen einkaufen gehen. <p>
Die letzte Frage unseres Gesprächs, eigentlich sollte sie nur einen kurzen Exkurs darstellen, hatte eine extrem umfangreiche Antwort von Chris zur Folge. Es war eine Frage zu seiner persönlichen Meinung über Musiktauschbörsen im Internet wie KAZAA, Morpheus und ähnlichen. Diesbezüglich konnte Chris uns keine eindeutige Antwort liefern: ? Ich habe eigentlich zwei Meinungen dazu. Zum einen bin ich als professioneller Musiker darauf angewiesen, dass die Leute unsere Platten kaufen und ich dadurch meinen Lebensunterhalt beziehe. Was diesen Aspekt betrifft, muss ich sagen, dass Downloads uns schon schaden. Auf der anderen Seite bin ich der Meinung, dass Musik Kunst ist und das jeder Mensch das Recht hat Kunst zu genießen. Nicht jeder Mensch hat aber die Möglichkeit jeden Monat 100$ für Platten auszugeben und doch hat er einen Anspruch darauf, Kunst bzw. Musik zu genießen
Und daran teilzuhaben. Zusätzlich habe auch ich jede neue Musik die ich in meinem Leben gehört habe, von Freunden auf Tapes bekommen. Ich kann aus diesem Grund auch keinen eindeutigen Standpunkt beziehen, da ich in diesem Punkt wirklich geteilter Meinung bin.? <p><p>
An diesem Stelle beendeten wir unser Gespräch mit einem redseligen und auch leicht betrunkenem Chris Wollard, bedankten uns artig, wurden dafür ausgelacht und konnten uns zum krönenden Abschluss dieses Tages noch ein weiteres großartiges Konzert einer der besten Live-Bands unserer Zeit anschauen- HOT WATER MUSIC.
Keep it together, guys!! <p><p><p>
Dieser Artikel wurde verfasst und vorbereitet mit Hilfe und Unterstützung von Leprachris..