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Klaxons – Surfing The Void

Drei Jahre hat’s gedauert, nun senden die Klaxons wieder neue Töne von ihrem Paralleluniversum herab auf unsere geliebte Mutter Erde. „Surfing The Void“ heißt ihre neue Platte, die das ein oder andere Weltbild auf den Kopf stellt, beim Putzen aber aus Ordnungsmuffeln und Faulpelzen Speed-gedopte Reinheitsfanatiker macht.

Auf der Welle des New Rave schwangen die Klaxons definitiv mit, wenn nicht sogar begründet haben die Londoner Jungs diese neue Ära des Post-Punks, der Bands wie Shitdisco, Hadouken!, New Young Pony Club oder Trash Fashion folgten. Mit ihrem Debüt „Myths Of The Near Future“ stand die Welt auf dem Kopf, sogar den Mercury-Preis räumten sie ab. Alles was dafür nötig war: abgespacte Klänge, die geradewegs aus dem Raumschiff Enterprise hätten gefunkt werden können. Dilettantische und ungestüme Übertragungsfehler mit eingeschlossen.

Keine Scheu hatte man, über Songs wie „Gravity’s Rainbow„, „Golden Skans“ oder „Atlantis To Interzone“ leichtfertig zu sagen, sie seien Meisterwerke. Mit Leuchtstäben bewaffnet, und in neonfarbene Klamotten gekleidet, wollte man sein Kinderzimmer zur Indie-Disko erklären. Wortwitze, verquere Zitate, Sprachfetzen und Paraphrasen zu Romanen, unterlegt mit Klängen, die nicht von dieser Welt schienen und hätten der Soundtrack einer neuen Sci-Fi-Serie sein können, so kennen wir die Klaxons. Und so liebten wir sie.

Eine Blaupause ihres Debüts hat niemand erwartet, gerade nicht, wenn der große Albumbruder derart hoch gehandelt wurde, und auch daran, dass die Klaxons nun ruhigere Töne anschlagen würden, hat niemand gedacht. Irgendwie bleibt mit „Surfing The Void“ alles beim Alten. Irgendwie aber auch nicht.

Da wäre die in einen Astronautenanzug gezwängte Katze auf dem Cover ihres neuen Albums, die unverwechselbare Stimme des Sängers und Bassisten Jamie Reynolds oder die alles überschattende Arroganz der Londoner, die schon Wochen vor der Veröffentlichung in höchsten Tönen von ihrem Nachschub redeten, der endlich Zeit würde, weil es etwas besseres seit den Klaxons nie gegeben habe. Oder, und am Wichtigsten, die gleichen auf das erste Hören sinnentfremdeten Texte und cyberspaceartigen Gitarren- und Keyboardakkorde, sowie Synthieüberblendungen. Vieles spricht dafür, dass man das neue Album lieben muss, doch so oft man „Surfing The Void“ auch hört, der Funke springt einfach nicht über. – denn das Schon zu Beginn ist klar, diese LP geht nicht sofort in die Beine und bleibt nicht als Ohrwurm im primären auditivem Cortex stecken.

Zwar hebt schon der erste Song der neuen Platte „Echoes“ ab – mit dem Ziel auf dem gleichen Planeten zu landen, auf den Jamie, James, Simon und Steffan 2007 ihr Fähnchen parkten-, allerdings landet er nicht wieder. Das gleiche Problem hat man mit „Venusia“ oder „Future Memories„. Nach den Klaxons hört es sich zwar an, aber anfühlen tut es sich nicht so.

Klaxons – Echoes from Modular People on Vimeo.

Surfing The Void“ steuert ganz eindeutig andere außerglobale Gefilde an. Es geht um Sinneserweiterung, Akzeptanz von Tod, Realisierungstrips, kurz um: progressive und psychedelische Erlebnisse. Den New Rave etwas hinter sich gelassen, versucht diese einst gehypte Truppe an ihren alten Erfolg anzuknüpfen, nur so Recht gelingen mag es ihnen nicht, so sehr sie elbst auch davon überzeugt sein mögen.

Einziger Wermuthstrophen: „Cypherspeed„. Schon beinahe Tränen stehen einem im Auge, hört man den letzten Track dieses Albums, und plötzlich hat man das Gefühl sich in das Jahr 2007 gebeamt zu haben. Auf einmal ist alles beim Alten.

Allerdings müsste man die ein oder andere Pille eingeworfen haben, um das, was uns die Klaxons vor die Nase setzen, ein Meisterwerrk zu nennen. Nur hier und da das, was wir von ihnen gewohnt sind, hat „Surfing The Void“ mich beim Putzen aber voran gebracht, denn ohne den notwendigen Pillencocktail ihm Blut machen einen die Klaxons derart wuschig, das die Bude wie im Nu im neuem Glanz erstrahlt!


Surfing The Void“ erschien am 23.08. auf Polydor (Universal).

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