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Kula Shaker | 5. Februar 2008 | Bristol/Anson Rooms

crisp.jpgFans britisch-indischer Töne durften sich letztes Jahr schon über das Comeback-Album Strangefolk und vereinzelte Konzerte freuen. Momentan sind Kula Shaker auf Tee-Mission in Kontinentaleuropa unterwegs, die sie auch nach Deutschland führt (21.2. München, 25.2. Frankfurt, 26.2. Köln, 1.3. Haldern, 3.3. Saarbrücken). Einen Vorgeschmack gab es bereits auf der Insel…

„Drink Tea for the Love of God“ steht auf den wunderbar psychedelisch anmutenden Tour-Plakaten der wieder auferstandenen Briten Kula Shaker. Doch wer das indisch-spiritistisch angehauchte Quartett kennt, weiß, dass es mehr zu bieten hat als Spiritualität und High Tea und hat wahrscheinlich auch schon Bekanntschaft mit George Orwell gemacht.

Vor Konzertbeginn erscheint dessen Kopf in einer Animation aus Elementen des kurz vor Weihnachten im Internet veröffentlichten Clips zu „Drink Tea (for the Love of God!)“ auf zwei Leinwänden über der Bühne projiziert. Mit herrlich walisischem Akzent stellt er sich und Dr Joel vor. Letzterer ist ein grinsender Inder mittleren Alters, der von den großartigen Kula Shaker mit der Aufgabe betraut wurde, die besten Musiker der Welt für das Vorprogramm zu suchen. Die hat er rein zufällig in Rom gefunden und begrüßt nach und nach Gestalten mit merkwürdigen Frisuren und Namen wie Romano und Roberto (mit irgendwie doch eher englischen Gesichtszügen..), die neben ihm auf dem großen Perserteppich Platz nehmen. Mit Sitar und anderen eher ungewöhnlichen Instrumenten spielen die Companeros in bester Hare Krishna-Manier ein Tribut an die Beatles oder covern „Walking the Cow“ von Daniel Johnston, während sich das Publikum kaum halten kann…vor Lachen. Dazu singt Dr Joel als ob Scatman John nie gestorben wäre.

In der Umbaupause gehört es neben Mikrofoncheck ebenso zur Aufgabe der Roadies, ein paar Räucherstäbchen am Bühnenrand zu entzünden, die jede Nebelmaschine überflüssig werden lassen. Anschließend meldet sich George Orwell noch mal zu Wort und prangert, wie schon in in seinem Roman 1984, den zunehmend wachsenden Kontrollstaat an, was in einem Aufruf zur Kampagne No2ID gipfelt, zu der bereits im Eingangsbereich Flyer und Buttons verteilt wurden. Und da uns nur noch der Rock’n’Roll retten kann, springen nun Crispian Mills und seine Kumpanen auf die Bühne und bringen den Saal mit dem MC5-Cover „Kick out the Jams“ von der ersten Sekunde an zum Beben. Gefolgt von „Hey Dude“ kann man sich nach der ersten Viertelstunde kaum vorstellen, wie Kula Shaker so lange pausieren konnten und wie die Stimmung noch besser werden kann. Kann sie aber… Mit einer Mischung aus neuen Stücken und alten Krachern zelebrieren sowohl Band als auch Publikum den Rock’n’Roll und sind kaum noch zu bremsen.

Sänger Crispian Mills, mittlerweile 35 und mit einem kleidartigen langem Hemd und Stiefeln bekleidet, wirbelt über die Bühne, dass so mancher 20jähriger neidisch werden könnte und erntet bei der Zeile „you treat me like a woman when I feel like a man!“ spottende Lacher.

Während die neuen Kula Shaker-Stücke schon rocken wie [beliebigen blöden Vergleich einsetzen], klettern vor allem Songs wie das Deep Purple Cover „Hush“ und die indisch-mystisch angehauchten Hits wie „Tattva“ oder „Mystical Machine Gun“ auf der Stimmungsleiter noch eine Sprosse nach oben bis sich der Höhepunkt (auch Temperatur- und Erdbebentechnisch) nach ein paar ruhigeren Stücken schließlich im Finale mit „Great Hosannah“ und „Govinda“ findet. Zurück bleibt ein freudestrahlendes Publikum, das wie in Trance in die Nacht entschwebt…

 

 

 

 

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