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Liam Finn – Fomo

Liam Finn ist zurück. Lang hat es gedauert. Nachdem der bärtige Neuseeländer im Jahr 2008 erstmalig auf der hiesigen Bildfläche in Erscheinung trat, brauchte es ganze drei Jahre, um dem melancholischen Debüt „I’ll be lightning“ einen würdigen Zweitling nachzuschieben. Ein steiniger Weg, auf dem Finn zwischenzeitlich gar die Lust an der Musik verlor, weil er ganz einfach nicht wusste, wie er es anstellen sollte. Nun steht „FOMO“ in den Plattenläden und klingt so herrlich schwelgerisch und frisch, als hätte sich der Künstler ein paar Freunde zum gemeinsamen Musizieren eingeladen.

Mit seinem Debüt hat all das recht wenig gemein. Die Stimme klingt zuversichtlicher, nicht mehr so brüchig und verzweifelt. Die Instrumentierung wirkt munter und tatendurstig. Ein Schritt, den Finn durchaus bewusst gegangen ist. Er wolle sich immer wieder aufs Neue fordern und seine Musik lebendig halten. „I’ll be lightning“ sei zwar immer noch ein Teil von ihm, allerdings ein sehr melancholischer. Eine messerscharfe Definition. Während „Second Chance“ galt es als Hörer Stärke zu demonstrieren und nicht eine zweite Flinte ins Korn zu werfen, denn die erste hatte der Multi-Instrumentalist bereits weit von sich geschleudert. „We stand around this haunted home/ This demons won’t leave me alone/Remember me, well honestly I don’t remember who you are.“

Ein gebrochenes Herz, dem Finn nicht hinterher wimmerte, aber doch zumindest bedächtig nachflüsterte. Bewaffnet mit einer Gitarre und jeder Menge Verve und somit verdammt nah am Typus des Singer/Songwriter. Ein Etikett, dass dem 28-Jährigen gerne angeheftet wird, ihm aber nicht im Mindesten gefällt. „Unter einem Singer/Songwriter stelle ich mir einen einsamen Typen mit einer Gitarre vor, der seinem gebrochenen Herzen nachweint“, begründet der Neuseeländer. Klingt irgendwie ganz nach „Second Chance“. Und dennoch, gilt es das Anliegen Finns mit Respekt zu behandeln, denn mit jeglicher Limitierung des musikalischen Schaffens des Künstlers tut man dem Mann unrecht.

„I’m a maniac now/Believe me!“, poltert Finn in „Reckless“ und scheint von der eigenen Wandelbarkeit überzeugt. Zu recht! Die zehn Songs des Albums bieten, woran es bedarf. Es ist kein monotones Geheule mit Akustik-Gitarre und kitschigem Pathos. Es ist aufrichtige und emphatische Rock-Musik, die darauf angelegt ist, Leute sofort mit ins Boot zu ziehen, die zuvor nie auch nur das Geringste vom Schaffen des Neuseeländers gehört haben. Das es sich dabei keinesfalls um selbstgefällige Posen handelt, versteht sich von selbst. Finn ist einfach zu sympathisch, um große Töne zu spucken. Er spuckt offen gestanden überhaupt nicht, sondern artikuliert sich wunderbar feinfülig und verwundbar: „It was another time for me/No I haven’t got the answer/Just a sense of urgency/In a modern neurotic world“, holt „Neurotic World“ den Gast bereits mit waberndem Synthesizer und sanftem Klavier vor den Toren Aucklands ab. Los geht die Reise. Hin zur Küste, hin zum Strand.Vielleicht ist es sogar der Strand an der Küste Neuseelands, an den sich Finn zurück zog um nach ausgedehnten Tourneen wieder zur Besinnung zu finden und neue Songs zu schreiben. Ein Prozess, der sich als schwerwiegend heraus stellen sollte. Zu schwer wog das Debüt, zu groß war der hausgemachte Druck des Künstlers. Zwischenzeitlich verlor Finn sogar den Spaß an der Musik. „Es sollte doch Spaß machen, oder?“, sinniert der Künstler.

Produzent Burke Reid wird konsultuiert und bringt den müden Musiker wieder auf Trab, sodass dieser, bis auf wenige Schlagzeugspuren, „FOMO“ binnen zweier Monate im Alleingang einspielt. Und genau so dringlich klingt auch das Endresultat. Ein knarzendes „Roll Of The Eye“ fügt sich genau so ins Kolletiv ein, wie das verträumte „Cold Feet“. Darüber hinaus wird „Struggle“ ziemlich sicher für volle Tanzflächen sorgen. Man höre und staune: Liam Finn füllt Tanzflächen.

Ganz sicher ist ihm dies während seiner Konzerte. Im Herbst könne es wieder an der Zeit für einen Besuch in Deutschland sein, stellt Finn in Aussicht. Bis dahin gilt es, dieses wunderbare Album zu hören, während man am Strand auf dem Rücken liegend die Sterne zählt und sich an den Klängen der Platte zu wärmen vermag.

„Fomo“ ist seit dem 17. Juni 2011 via Cooperative Music erhältlich.

Zum einem kürzlich mit Liam geführten Interview gelangt Ihr hier.

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