Ein Locas in Love Konzert sollte man sich eigentlich nie entgehen lassen, auch wenn man dafür nach Paderborn fahren muss. Diese – doch gar nicht so klein wie gedachte – Stadt lief bisher unter „auf der Strecke nach Bielefeld“ und „lecker Brot“.
Nach ihren USA Konzerten hat es die Locas also zu Beginn einer kleinen Deutschland Tour in den Cube verschlagen, einen sympathischen Laden, der seinem Namen alle Ehre macht.
Kommt man zum ersten Mal in den örtlichen Betrieb für Subkultur, so erkennt man zuächst natürlich die quadratische Form, gegenüber die Theke, links der freie Raum für die Zuschauer, dahinter (und hinter Glasscheiben) kann man noch einen abgetrennten Rauerraum erkennen und rechts dann die Bühne, die somit fast die Hälfte des Raumes einnimmt. Mehr als genug Platz also für zwei oder drei (oder vielleicht auch vier) Gitarren und das ein oder andere Effektgerät.
Doch zunächst Le Man avec les Lunettes: Die italienische Vorband kam zumindest für mich ein wenig unerwartet und ein wenig unpassend. Sympathisch zwar, aber mit zwei Gitarren, Keyboard, einem Cello und zuviel Gesang von zuviel Bandmitgliedern war das ein wenig unausgegoren und zuviel des Guten. Die Verbindung zu den Locas stellt der Sänger dann wieder her, seines Zeichens auch Labelchef hat er eine Compilation herausgebracht, auf der wohl auch die eigentliche Band des Abends zu hören ist.
Nach den obligatorischen Umbauten dann Locas in Love. Es dauert ein wenig, jede Gitarre muss erstmal gestimmt werden, und derer gibt es wie bereits erwähnt einige. Doch Entwarnung, Mucker sind die Kölner nicht, was hier gemacht wird, wird mit Herzen gemacht: Musik, Leben und CD-Täschchen.
Da es ja momentan so schön (mal mehr, meistens weniger) winterlich zugeht, und passend dazu erst kürzlich das wohl erste Winteralbum einer deutschen Indieband mit dem bezeichnenden Titel Winter herausgekommen ist, steht einem gemütlichen, ja beschaulichem Winterkonzert nichts entgegen. Das es nicht ganz dazu kommt wird nicht an der Darbietung der Band liegen, die Songs bewegen sich hauptsächlich im Winteralbum, dazu natürlich ein paar Klassiker (ich sach nur Apocalypse) und einige Stücke von der auch noch nicht allzulang zurückliegenden Saurus (na gut, das sind jetzt auch schon wieder zwei Jahre, wie die Zeit dann doch vergeht).
Apropos wie die Zeit vergeht, was könnte sympathischer sein als die Geschichte um die eigenen Macken, welche – wie Sänger Björn Sonnenberg erzählt – entgegen seinen Erwartungen mit den Jahren nicht etwas weggehen, oder zumindest schwächer werden, sondern eher noch ausgeprägter werden. Was diese Band neben der kaum zu übersehenden Herzlichkeit und der Kunst, wirklich spannende Popmusik zu machen, ausmacht ist die Fähigkeit echte und persönliche Geschichten mit ihren Liedern zu transportieren.
Die Locas in Love hätten es kaum zum Konzert geschafft, so erzählen sie, Stefanie hat wenig Stimme und leider klingen so manche Lieder eher zu leise, dazu immer wieder Unterhaltungen aus dem ansonsten sehr positiv gestimmten Puplikum sowie ein wenig verwirrt wirkender älterer Herr in Anzug und Krawatte, der mitten im Song halb auf die Bühne fällt.
Traurig zwar, aber nicht so schlimm wie erwähntes Gerede, das schlußendlich sogar Björn auf die Nerven geht. Prompt beschwert er sich auch, geht sogar von der Bühne auf sie zu, denn die sich Unterhaltenden bemerken ihr Stören noch nicht einmal, als sie direkt angesprochen werden. Danke dafür. Das ist nicht nur mutig, sondern gibt dem Konzert auch den Rahmen, den es verdient.
Ein angehnemer Rahmen für wudnerschöne Popsongs mit bewegenden Geschichten, ein Locas in Love Konzert sollte man sich wirklich nie entgehen lassen.
Zu den Fotos des Abends geht es hier, ein Interview zum Winteralbum gibt es hier.