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Lucky Jim – All The King’s Horses

Lucky JimDas erste Mal stieß ich auf den Namen Lucky Jim, als ich auf dem Soundtrack von Die Fetten Jahre sind vorbei ihren Namen neben Hallelujah las – „Blasphemie! – Hallelujah ist von Jeff Buckley, welche Verletzung der Ehre eines toten Mannes!“ war mein erster Gedanke. Ob ich zu dem Zeitpunkt wusste, dass das Original von Leonard Cohen ist, weiß ich nicht sicher. Auch war mir nicht klar, dass Sänger Gordon Grahame sogar mit Buckley Musik gemacht hat und so sicher nicht ein plumpes, kommerzielles Plagiat abliefern wollte. Seitdem war der Name Lucky Jim jedoch nicht sonderlich postiv in mein Gedächtnis eingebrannt.
Jetzt aber erscheint die zweite Platte des Duos. Sie heißt All The King’s Horses und besteht nur aus Eigenkreationen. All The King’s Horses… Also irgendwie klingt das doch nach… naja, einem Film, der beim einen Geschlecht große Begeisterung und beim anderen verschwendete zwei Stunden herzurufen scheint – alternativ funktioniert das Gedankenspiel auch als Buch. Was also wollen uns Lucky Jim mit diesem Titel sagen? Mädchenplatte? Reine Ironie? Soweit also keine Verbesserung des ersten Eindrucks. Was aber hier zählt ist die Musik…
Größtenteils trifft einen hier Pop, der meistens das Klavier, oft die Gitarre und an den wichtigen Stellen auch Geigen benutzt. Dabei haben die beiden Jungs wohl auch drauf geachtet, niemanden zu überfordern und ihre Songs unkompliziert und übersichtlich zu halten. Der Grundtenor auf All The King’s Horses ist ein positiver. So fängt etwa Love’s Sweet Song langsam und melancholisch an, stimmt aber den Refrain mit Geigen und einer großen Portion Hoffnung an. Ben Townsend, der Schlagzeuger und Gordon Grahame, Sänger und Gitarrist sind ein harmonierendes Duo und beweisen dies über Albumlänge. So erinnern sie streckenweise sicher nicht unabsichtlich an ein ähnliches Duo in ähnlichen musikalischen
Gefilden – Simon & Garfunkel. Des Weiteren sind Cat-Stevens-ähnliche Titel, wie etwa der Opener Sophia oder Lovebirds zu erkennen – insgesamt sind (positiv) überraschend deutlich wenige Einflüsse moderner Künstler zu erkennen. Die Ausnahme stellt hier Let It Come Down dar, das zwar deutlich nach den neueren Coldplay klingt, aber nichtsdestotrotz überzeugt. Im Zentrum des Lyrischen stehen meistens, wie so oft, die Liebe und die Sehnsucht – Titel wie Another Way Of Loving You oder I Want You ersparen da auch den Blick ins Booklet, wobei letzterer ein toller Song ist. Das zentrale Love Thy Self, welches sich anfangs immer wieder aufzubauen versucht, aber im Refrain einsichtig und gelassen wirkt, ist das Highlight des Albums.
Letzendlich ist All The King’s Horses ein solides Werk, ähnlich Grahames Stimme. Jedoch bleibt der Eindruck, dass die Wahl-Brightoner nicht wirklich berühren, wie das etwa Bright Eyes, Sufjan Stevens oder eben Jeff Buckley schaff(t)en, die sich in einsamen Stunden neben einen auf den freien Platz im Bus setzen oder auf der anderen Seite des Bettes sitzen. Fraglich ist jedoch, ob das Lucky Jims Absicht ist, schließlich hört man hier viel Dur heraus.
Der Name Lucky Jim zumindest ist mit diesem Album meinerseits bereinigt. Sie zeigen, dass sie durchaus in der Lage sind, Eigenes zu komponieren. Und der Name der Platte ist mir immer noch ein Rätsel.

6/10

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