Das Melt! Festival war in diesem Jahr so schnell wie noch nie ausverkauft. Bereits Ende Mai waren alle 20.000 Karten vergriffen und im Internet brach der große Ticketkrieg aus. Doch jeder, der letztendlich dabei sein konnte, wird sich mit einem Lächeln auf den Lippen an dieses Wochenende erinnern. Denn auch die 14. Ausgabe des Melt! schaffte es, alles richtig zu machen.
Natürlich gibt es wie jedes Jahr die ein oder Sache, die das Bild trübt. Die schlechten Nachrichten zuerst: Zum einen wäre da das Security-Personal. Natürlich darf man nicht von ‚Einzeltätern‘ auf die gesamte Firma schließen, aber einige Angestellte waren offensichtlich rechtsradikal gesinnt, was zu Zankereien zwischen Personal und Festivalbesuchern führte. Sie haben ihren Job gemacht, aber dass die rechte Szene – in welcher Form auch immer – mit dem Melt! in Verbindung gebracht werden kann, sollte man kritisch sehen. Desweiteren war die Situation der Toiletten fatal. Die Dixies auf dem Gelände konnte man an zwei Händen abzählen. Zwar gab es zusätzlich noch feste Sanitäranlagen, aber den Umständen entsprechend waren die Schlangen an den Toiletten enorm. So kam es schon vor, dass man 20 Minuten anstehen musste. So etwas ist man bei anderen Festivals dieser Größenordnung sonst nicht gewohnt.
Doch das war es dann auch schon an negativen Punkten, ansonsten lief alles wie geschmiert. Es gab eine nicht unerhebliche Auswahl an Imbiss-und Getränkebuden, sodass man bei spontanem Hunger und vor allem Durst nie einen weiten Weg hatte. Es war von einem Crêpes-Stand, über Bio-Pommes bis hin zu Pizza und einem Asiaten für jeden etwas dabei. Letzterer hatte sogar Glückskekse in petto, was zu so manch fesselnder Vorhersehung für die Festivalnächte führte. Die Preise für Getränke waren dem Festivalstandart entsprechend, aber nicht schmerzhaft überteuert. Auch hier gab es eine breite Auswahl an Bier, Longdrinks und Cocktails. Sogar einige Menschen mit mobilen Jägermeister-Shot Rucksäcken waren auf dem Gelände unterwegs, welch ein Luxus!
Auch die Organisation der Auftritte war in diesem Jahr so gut wie lange nicht mehr. Der einzige Ausfall, den man hinnehmen musste, waren Plan B, die aber kurzerhand durch Frittenbude ersetzt werden konnten. Alle Bands spielten nahezu pünktlich, es gab lediglich auf der Gemini Stage zeitweise Verzögerungen von 15 Minuten, was aber kaum bemerkbar war. Desweiteren muss man das Publikum auf dem Festival loben. Es herrschte ein friedliches Grundgefühl und man konnte mit Menschen aller denkbaren Nationalitäten Bekannschaft machen. Besonders Holländer traf man an jeder Ecke. Auf dem Melt! fand sich in diesem Jahr 30% ausländischer Besuch ein. Durch diese Tatsache, in Kombination mit der Location, die einem jede Jahr aufs Neue den Atem raubt, vergisst man schnell, dass man sich hier mitten in Sachsen-Anhalt befindet. Fühlt sich eher wie out of space an.
Das Festival begann für 3000 willige Festivalbesucher bereits am Donnerstag mit der Opening Party von Audiolith. Was als nebensächlicher Parkplatz-Rave im Jahr 2008 begann, hat sich inzwischen als fester Bestandteil des Festivals etabliert, den man gar nicht mehr wegdenken mag. Dieses Mal waren Frittenbude, Egotronic, Mediengruppe Telekommander und eine handvoll Audiolith-DJs am Start. Ich hörte von vielen, dass der Abend hervorragend war, konnte selbst jedoch erst am Freitag anreisen. Aber dieser begann mit The Koletzkis ebenso traumhaft. Schließlich handelt es sich hierbei um niemand geringeren als den House-DJ Oliver Koletzki mit seiner Live-Band. Auch seine Lebensgefährtin Fran stand mit auf der Bühne. Die Legende besagt, dass die beiden sich über Myspace kennengelernt und ursprünglich im musikalischen Sinne für eine Zusammenarbeit getroffen haben. Mit ihrem gemeinsamen Release „Lovestoned“ wurde dann aber klar, dass mehr dahintersteckt. Es war schön zu sehen, wie die beiden auch auf der Bühne harmonieren. Die Band mit Schlagzeug, Gitarren, Keyboard und Synthesizern gab den Tracks mehr Raum als auf Platte und man sah den Koletzkis die Freude am Livespielen an. Die Songs verbreiten sommerliche Stimmung und haben erfolgreich das Festival-Feeling geweckt.
Danach ging es weiter zu FM Belfast. Die isländische Truppe hat in letzter Zeit – und ganz besonders seit Release ihres zweiten Albums „Don’t Want To Sleep“ – für Wirbel gesorgt. Der Albumname scheint wie gemacht für das Melt! und das Konzept ging auf. Spätestens bei ihrem Hit „Underwear“ war das Publikum an der Gemini Stage kollektiv am Ausrasten. Eine Band, bei der jedes Mitglied auf der Bühne seine eigene Party feiert, ist aber auch einfach ansteckend! Nachdem also die letzten Synapsen wachgerüttelt wurden, machte ich mich mit großer Vorfreude auf den Weg zu Robyn. Das Publikum war begeistert, als die Pop-Queen die Bühne enterte. Die Schwedin trat in astreinem 80er Jahre-Outfit mit quietschbunter Leggings auf und verdrehte mit ihren lasziven Moves so manchem Zuschauer den Kopf. Sie hat verstanden, wie es funktioniert, die Menge gefangen zu nehmen und schon nach kurzer Zeit war jeder am Mitschwoofen. Wie soll man bei Hits wie „Dancing on my own“ auch still stehen bleiben? Besonders die Opener-Kombination aus „We dance to the beat“ und „Don’t fucking tell me what to do“ war überaus mitreißend. Man hätte sich lediglich gewünscht, öfter ihre eigene Stimme zu hören, da viel mit Effekten und Vocoder gearbeitet wurde. Aber bei so einer tanzintensiven Show mag man ihr das nicht verübeln. Nach dem Auftritt war noch kurz Zeit, bei Nôze vorbeizuschauen. Nachdem ich sie bereits in den frühen Morgenstunden auf dem Immergut-Festival als DJ-Team sehen konnte, traten sie hier als Live-Band auf. Der Eindruck vom Immergut bestätigte sich: Diese Jungs können vor allem eines gut: Trinken on stage! Trotz – oder gerade wegen – der Unmengen an Alkohol, die die Franzosen in der kurzen Zeit, die ich dort war, in sich reinkippten, war die Stimmung ausgelassen. Sie kombinierten chansonesque Musik mit elektronischen Sounds. Ziemlich einzigartig und interessant, dem Ganzen zuzusehen.
Doch war nicht viel Zeit, dort zu verweilen, denn Paul Kalkbrenner stand bevor. Es war nicht sein erster Auftritt beim Melt!, aber was dieses Mal passierte, war enorm. Der Erfolg in den letzten Jahren, besonders angeschoben durch sein Album und den Film „Berlin Calling“, führte dazu, dass sich gefühlt ALLE Besucher des Festivals auf dem Weg zur Hauptbühne machten. So wurde es auf der begrenzten Fläche doch ungemütlich eng, aber für ‚Paule‘ nimmt man das in Kauf. Lediglich auf der Bühne war mehr als genug Platz! Zwischen den riesigen Stalaktiten und Leinwänden, die um ihn herum aufgebaut waren, wirkte Paul Kalkbrenner fast etwas verloren, doch das gehört zu großen One-Man-Show dazu. Die Visuals waren imposant und man konnte zum ersten Mal spüren, wie viel Bass tatsächlich in der Anlage der Mainstage steckt. Selbst weiter hinten spürte man den Sound noch in jeder Haarwurzel! Vom Musikerleben und Anblick her also eine runde Sache, doch auch sein Set war einwandfrei. Er hat eben das gemacht, wofür das Publikum ihn liebt. Seine Hits wie „Sky and sand“ oder „Jestruepp“ durften nicht fehlen. Doch hat er auch unbekanntere Sachen und Remixe vorgetragen. Besonders der Remix von „La Meczla“, im Original von Michel Cleis, entfaltete live ungeheuer viel Energie. Aller Kritik an seiner neuen Platte und dem Ausverkauf-Getratsche zum Trotz: Der Erfolg ist berechtigt und live ist Paul Kalkbrenner ein Erlebnis. Wer danach noch Energie hatte, konnte sich zum Melt! Resident Boys Noize, sowie Tensnake oder Gui Buratto die letzte Kraft aus dem Körper tanzen.
Am Samstag ging es dann bei bestem Wetter weiter. Bei knallendem Sonnenschein haben sich knapp 200 Leute zu Andreas Dorau an der Hauptbühne eingefunden. Eigentlich viel zu wenig angesichts dieser lebenden Legende, aber beim Melt! ticken die Uhren eben anders und sein Konzert war mit 17.30 Uhr sehr früh angesetzt. Doch alle Anwesenden waren mit Herz und Seele dabei und freuten sich über alte Songs wie „40 Frauen“ oder „Das Telefon sagt du“, sowie vieles seines aktuellen Albums „Todesmelodien“. Zum „Größenwahn“ wurde enthusiastisch mitgesungen und auch die Musiker auf der Bühne kamen aus dem Ausdruckstanz kaum mehr heraus. Andreas Dorau machte wie üblich verpeilte Ansagen, verhaspelte sich hin und wieder in seinen eigenen Texten und weigerte sich trotz sengender Hitze sein Stage-Outfit in Form eines schwarzen Anzugs auszuziehen. Was bei anderen merkwürdig wirken mag, passte hier wie die Faust aufs Auge. Sehr sympathisch! Als nächstes betraten Retro Stefson die Bühne. Die siebenköpfige Band passte perfekt zu dem Wetter und verbreitete mit ihren Songs karibische Stimmung. Ob das jetzt Disco, Funk, Polka oder doch einfach nur Pop ist, weiß man nicht so genau, aber die Musik hat die Lebensgeister der langsam erwachenden Festivalbesucher wieder geweckt.
Darauf folgte Patrick Wolf. Zu jedem neuen Album bastelt dieser junge Mann sich ein neues Image zurecht! Derzeit tourt er mit „Lupercalia“ durch die Lande und gibt sich dabei als 60er-Jahre Ikone mit babyblauem Jacket und Rotschopf. Doch wie auch immer er sich verkleidet, die Musik ist gleichbleibend gut. Er beginnt seinen Auftritt mit „Armistice“ aus dem neuen Album und hangelt sich auch in der kommenden Stunde hauptsächlich an seinen aktuellen Songs entlang. Die Stimmung im Publikum ist eher gediegen. Vielleicht hat man ihn in den letzten Jahren zu oft zu Gesicht bekommen oder sein Slot ist zu früh gewählt. Doch immerhin bei Evergreens wie „The Libertine“ oder „The Bachelor“ scheint die Menge aufmerksam zu lauschen. Als nächstes sind Beady Eye an der Reihe. Wenn Stichworte wie Oasis oder Liam Gallagher fallen, sollte man denken, dass die Leute in Scharen heranstürmen… Dem war aber nicht so. Die Menge ist überschaubar. Und die Band auf der Bühne präsentiert sich mit ablehnender Haltung und wirkt gelangweilt. So bleibt von diesem Auftritt außer dem Rockstar-Mythos und dem immergleichen armeegrünen Mantel von Liam Gallagher nicht viel im Kopf hängen. Vielleicht ist das Thema Oasis einfach gegessen, der Funke springt jedenfalls nicht über. Aber alles wird kurz danach von dem Auftritt der Streets wieder wettgemacht! Inzwischen ist es dunkel geworden und Mike Skinner stürmt gut gelaunt die Mainstage. Es regnet die Songs, die man sich bei einem Auftritt wie diesem wünscht. Lieblingslieder wie „Fit but you know it“, „The Escapist“ oder „Blinded by the lights“ werden jubelnd angenommen. Bei all den Liebesbekundungen und persönlichen Ansagen seitens des sympathischen Briten in Richtung Publikum vergisst man schnell, dass The Streets ja eigentlich Geschichte sind. Das Projekt hat ein Ende und befindet sich gerade auf der letzten Tour. Doch als Mike Skinner verkündet, dass dieser Auftritt der letzte in Deutschland sein wird, scheinen die Festivalbesucher erst recht aufmerksam zu werden und sich der Musik hinzugeben. Doch hat zumindest mich diese Aussage verwundert, da eigentlich noch ein Konzert von The Streets im Hamburger Kampnagel ansteht. Bleibt nur zu hoffen, dass dieses trotzdem stattfinden wird.
Als The Streets fertig waren, zog es mich das erste Mal an diesem Wochenende ins Intro Zelt. DAF traten auf. Schon nach wenigen Takten hörte ich jemanden neben mir nuscheln, dass DAF wie die Rammstein der elektronischen Musik klingen. So skurril diese Aussage ist, so passend war sie wiederum. Gabi Delgado-Lopez stolzierte über die Bühne, als ob ihm das gesamte Festival gehört und machte klar, auf welche hohem Ross er sitzt. Als Sänger einer der einflussreichsten Bands der deutschen elektronischen Musikszene darf man sich ein arrogantes Verhalten aber sicherlich auch erlauben. Nachdem die Band 2005 getrennt war, sind die jetzt wieder zurück. Es war großartig, solche Legenden live sehen zu können, schließlich stehen sie schon länger auf den Brettern, als ein Großteil der Festivalbesucher alt ist. Die Energie des Auftritts war bemerkenswert: Gabi übergoss sich pausenlos mit Wasser, um der Hitze zu entfliehen und das Publikum wurde mitgerissen. Natürlich war es ihr größter Hit „Tanz den Mussolini“, bei dem am meisten mitgegangen wurde, doch auch andere Songs wie „Als wär’s das letzte Mal“ funktionierten fantastisch. DAF treffen nach wie vor den Nerv der Zeit. Aus dem stickigen Zelt ging es dann wieder zurück zur Hauptbühne, wo die Editors spielen sollten. Wirklich gefüllt war es nicht. Man hatte den Eindruck, dass die Nacht inzwischen zu weit fortgeschritten war und das Publikum nach elektronischer Musik gierte. Aber davon ließen sich die Editors nicht beirren und zogen ihr Set durch. Besonders hängen geblieben ist dabei vor allem die ausladende Gestik von Sänger Tom Smith. Man sieht ihm die Leidenschaft an. Dementsprechend authentisch wurden auch die Songs vorgetragen und mit „Bullets“ über „Papillon“ bis hin zu „Eat Raw Meat = Blood Drool“ wurden alle Alben bedient.
Nach den Editors füllte sich die Fläche an der Hauptbühne schlagartig, denn Digitalism standen bevor. Das Hamburger Duo hat mit „Two Hearts“ die Hymne zum diesjährigen Melt! abgeliefert, war daher jedem ein Begriff und die Band wurde aufgeregt erwartet. Die größte Überraschung des Auftritts: Der Schlagzeuger! Sonst hat man Isi und Jence stets zu zweit auf der Bühne gesehen. Der dynamische Sound des Schlagzeugs fügte sich perfekt in das ansonsten rein elektronische Live-Set ein. Die Visuals passten zu den Songs und die größten Hits ihres Debüts und des neuen Albums „I Love You, Dude“, wie „Pogo“, „I want I want“, „Forrest Gump“, oder „2 Hearts“ wurden abgeliefert und vom Publikum – wenn möglich – lautstark mitgegröhlt. Ein Manko gab es allerdings: Die Stimme von Jence wirkte live überhaupt nicht so energisch wie auf Platte, sondern sehr dünn. Man spürte förmlich seine Anstrengung, sich nicht in den Tönen zu irren. Das gab dem ansonsten astreinen Auftritt einen faden Beigeschmack.
Von dem Bad in der Menge konnte man sich nur kurz erholen, denn als nächstes betraten Crystal Castles die Mainstage. Und was nun folgte, war der wohl am heißesten diskutierte Auftritt des Wochenendes. Zu den Fakten: Nebelschwaden und hemmungsloser Einsatz von Stroboskop. Von der Band hat man also nicht viel gesehen, gehört aber umso mehr. Neben dem Auftritt von Paul Kalkbrenner waren Crystal Castles die einzigen, die die Anlage der Hauptbühne bis zum Anschlag ausreizten und dem Publikum ihren typischen 4/4-Takt mit gewaltigem Bass um die Ohren knallten. 8Bit-Sounds wurden groß geschrieben und die Stimme von Sängerin Alice Glass war fast pausenlos durch einen Verzerrer entfremdet. Wenn eine Band, die sich dem Electro verschrieben hat, den Exzess verkörpert, dann sind sie es! Eine Stunde lang wird pausenlos randaliert und die Stimmung ist am Siedepunkt. Alice Glass wirft sich während des Auftritts mehrmals ins Publikum und springt wie geistesgestört umher. So toben sie durch die Songs ihrer beiden Alben, wo natürlich „Baptism“, „Celestica“ und „Reckless“ nicht fehlen durften. Man konnte diesen Auftritt um 4 Uhr morgens als perfekten Abschluss einer berauschten Nacht wahrnehmen, ich hatte mir aber mehr erhofft. Ihr Konzert beim Melt! 2009 auf der Gemini Stage war um einiges zufriedenstellender, da man mehr von der Band und den Songs mitbekommen hat. Ein bisschen weniger Freakshow und mehr Konzentration aufs Wesentliche, nämlich der Musik, hätte dem Auftritt sicherlich gut getan. Aber wie immer: Geschmacksache. Wer selbst nach dieser bewegten Stunde noch nicht genug hatte, konnte mit Modeselektor in den Morgen tanzen…
Doch beim Aufwachen am Sonntag kam dann die bittere Erkenntnis: Was für ein Dreckswetter! Der Tag begann mit Regen und sollte auch damit enden. So begab ich mich auch erst recht spät aufs Festivalgelände, denn Stimmung wollte nicht so wirklich aufkommen. Aber an dieser Stelle ein weiteres Lob an die Organisation: An jeder Ecke wurden kostenlose Regencapes verteilt, was immerhin ein bisschen weiterhalf. Plan B mussten ihren Auftritt absagen, aber Frittenbude konnten für sie einspringen. Wer ‚die Fritten‘ bereits am Donnerstag gesehen hat, konnte sich nun die zweite Ladung abholen, alle anderen freuten sich darüber, sie an diesem Wochenende doch noch zu Gesicht zu bekommen. Trotz Regenwetter hat sich eine beachtliche Menschenmenge eingefunden, um mit der Frittenbude zu feiern. Augen zu und durch. Strizi brabbelte noch mehr als sonst zwischen den Songs und die Ansagen waren herrlich verwirrt. Das Trio hat das Wochenende wohl ebenfalls in vollen Zügen genossen… Doch das macht den ganzen Auftritt so sympathisch. Es wird mitgesungen und getanzt, ganz egal, welcher Song gerade läuft. Das ist das Phänomen Audiolith. Nichts desto trotz waren die Hymne „Mindestens in 1000 Jahren“ und das Cover von „Steven Seagull“ die Highlights. Auch „Raven gegen Deutschland“ kam bestens an, da Egotronic-Sänger Torsun überraschend dazustoß. Zum Ende hin forderte Strizi das Publikum auf, mit den Händen Herzen zu formen. Jeder machte mit! Was schon von unten schön aussah, war von der Bühne sicherlich ein gigantischer Anblick.
Die nächste Band war Bodi Bill. Sie spielten auf der überdachten Gemini Bühne. Die Chance, dem kühlen Nass zu entfliehen, nahmen eine Menge Leute wahr und so war der Bereich unter dem Dach bis zum Anschlag mit triefenden Menschen gefüllt. Tanzen war fast unmöglich, aber es tat trotzdem gut, den Songs zu lauschen. Die Band war gut gelaunt und gab ihr Bestes. „Brand New Carpet“, „I like Holden Caulfield“, „Hotel“,… Man kennt die Lieder der vorangegangenen Alben und des aktuellen „What?“ und hat sie ins Herz geschlossen. Auch die Show war grandios. Die Momente, in denen ein großer Styropor-Knochen und weitere Gimmicks, Federgewänder oder die üblichen Tanzeinlagen ihren Einsatz fanden, gaben dem Auftritt die nötige Spannung. Nur das Publikum machte nicht so ganz mit, was man den Umständen entsprechend aber auch nicht verübeln kann. Als letzte Band stand dann noch Pulp auf der Mainstage an. Doch nicht nur ich, sondern ein Großteil der Festivalbesucher, hatte keine Nerven mehr. Beim Weggehen hörte man noch die ohrenschmeichelnde Stimme von Jarvis Cocker ins Mikrofon säuseln, doch bei diesem Wetter in den knöcheltiefen Pfützen vor der Hauptbühne stehen? Nein, danke…
Selbst, wenn der Sonntag das Festival ungemütlich beendete, bleibt eine gute Erinnerung an das Melt! im Jahr 2011 zurück. Die Location, die Atmosphäre, die Kombination aus Indie, Rock und Pop tagsüber und die niemals endenden elektronischen Nächte machen das Festival so einmalig, so surreal und so faszinierend. Melt! bedeutet Auszeit. Wie sang Robyn bereits Freitagnacht so passend: ‚We dance to the beat of gravity giving us a break‘. So und nicht anders. Danke, Melt! Wir sehen uns wieder, versprochen.
Hier entlang für unserem Rückblick zum Melt! Festival 2010.